Dune Legenden 01 - Butlers Djihad
angesehener General und der Erste unter den Titanen. Für seine militärischen Erfolge wird er bewundert.«
»Oder gehasst.« Die Frau sah ihm mit einem schockierenden Mangel an Respekt in die Augen.
Vor wusste nicht, wie er reagieren sollte. Auf den Synchronisierten Welten wussten die Menschen aus den niederen Kasten, wie sie jemandem wie ihm begegnen mussten. Aber diese Frau konnte kein Trustee sein. Kein anderer Sklave hatte jemals so zu ihm gesprochen. Zur Belohnung für seine zahlreichen Update-Missionen hatte Vor die Dienste von Freudensklavinnen genießen dürfen – Frauen, die ihm im Bett Gesellschaft leisteten. Er hatte sie nie nach ihrer Identität gefragt. »Ich würde gerne Ihren Namen erfahren, weil ich mich daran erinnern möchte«, sagte er schließlich. Diese exotische Schönheit und ihre überraschend trotzige Art hatte für ihn etwas Faszinierendes.
Sie schien genauso stolz auf ihre Herkunft zu sein wie er. »Ich bin Serena Butler.« Sie führte ihn durch einen Korridor, der von Statuen und Gemälden gesäumt wurde, in einen botanischen Garten, der mit einem Glasdach vor dem Regen geschützt war.
»Was tun Sie hier? Gehören Sie zu Erasmus' ... privilegierten Trustees?«
»Ich bin nur eine Haussklavin, aber im Gegensatz zu Ihnen diene ich den Denkmaschinen nicht aus freien Stücken.«
Er betrachtete ihre Worte als ehrenvolle Auszeichnung. »Ja, ich diene ihnen und bin stolz darauf. Ich bemühe mich, das Bestmögliche für unsere fehlerhafte Spezies zu erreichen.«
»Wenn Sie mit Omnius kollaborieren, sind Sie ein freiwilliger Verräter Ihrer Spezies. Für die freien Menschen sind Sie genauso verdammenswert wie Ihre Maschinenherren. Oder ist Ihnen dieser Gedanke noch nie gekommen?«
Vor war verblüfft. Der militärische Befehlshaber im Orbit von Giedi Primus hatte ähnliche Anschuldigungen vorgebracht. »Wieso verdammenswert? Erkennen Sie nicht, wie viel Gutes Omnius vollbracht hat? Es ist doch völlig offensichtlich! Schauen Sie sich nur die Synchronisierten Welten an. Alles ist geregelt, alles läuft reibungslos ab. Warum sollte jemand das alles zerstören wollen?«
Serena starrte ihn an, als könnte sie nicht entscheiden, ob er wirklich meinte, was er sagte. Schließlich schüttelte sie den Kopf. »Sie sind ein Dummkopf, ein Sklave, der seine Ketten nicht sieht. Es lohnt sich überhaupt nicht, Sie überzeugen zu wollen.« Abrupt wandte sie sich ab und marschierte voraus. »Trotz Ihrer angeblich guten Ausbildung verstehen Sie es einfach nicht.«
Bevor ihm eine angemessene Erwiderung einfiel, bemerkte Vor den unabhängigen Roboter. In prächtigen Gewändern stand Erasmus an einem Teich, in dessen Oberfläche sich sein ovales Gesicht spiegelte. Regentropfen fielen durch eine Öffnung im Glasdach und befeuchteten ihn. Im Hintergrund spielte beruhigende klassische Musik.
Serena ging, ohne Vors Ankunft zu melden. Von ihrer Unhöflichkeit überrascht starrte er ihr nach. Er bewunderte ihr Gesicht und ihr dunkelblondes Haar, genauso wie ihre stolze Haltung und offensichtliche Intelligenz. Er hatte auch ihre rundliche Taille bemerkt und fragte sich, ob sie schwanger war. Widersinnigerweise machte ihre Arroganz sie umso betörender – es war der Reiz des Unerreichbaren.
Offenbar hatte Serena Butler ihre Stellung als Haushaltsdienerin nicht akzeptiert. Wenn sie ihr Leben mit der erbärmlichen Existenz der Sklaven in den Baracken hinter der Villa verglich, gab es eigentlich nichts, worüber sie sich beklagen konnte. Es ergab einfach keinen Sinn.
»Sie ist ziemlich unverblümt, nicht wahr?«, sagte Erasmus, der immer noch im Regen stand. Der Roboter gab seinem formbaren Gesicht den Ausdruck eines freundlichen Lächelns.
Vor hielt sich vom kühlen Sprühregen fern. »Es überrascht mich, dass Sie ihre unangemessenen Ansichten tolerieren.«
»So etwas kann sehr lehrreich sein.« Erasmus setzte die Beobachtung der in den Teich fallenden Regentropfen fort. »Ich finde sie interessant. Erfrischend ehrlich – ganz ähnlich wie Sie.« Der Roboter trat einen Schritt auf ihn zu. »Bei meinen Studien des menschlichen Verhaltens bin ich in eine Sackgasse geraten, weil die meisten meiner Versuchsobjekte aus fügsamen Sklaven bestehen, die seit Generationen an die Gefangenschaft gewöhnt sind. Sie haben nie etwas anderes als Gehorsam und Unterwerfung kennen gelernt, sie haben keinen Lebensfunken mehr. Sie sind Schafe, während Sie, Vorian Atreides, ein Wolf sind. Genauso wie diese Serena Butler ... auf
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