Dune Legenden 01 - Butlers Djihad
runzelte die Stirn und konnte die Begeisterung seines Freundes nicht recht nachvollziehen. »Du kannst nicht erwarten, dass die Adligen mit einem Achselzucken die Gesellschaft von Poritrin ändern, nachdem jahrhundertelang alles reibungslos funktioniert hat.«
»Ihnen bleibt keine andere Wahl.« Aliid ballte die Hand zur Faust. »Ach, ich wünschte mir, wir wären in Starda, damit wir uns der Revolte anschließen könnten. Ich will mich nicht hier draußen verstecken. Ich will mitkämpfen.« Er schnaufte angewidert. »Wir verbringen unsere Zeit damit, zum Ruhm unserer Unterdrücker hübsche Bilder an einer Steilwand anzubringen. Klingt das etwa sinnvoll?« Der Junge lehnte sich zurück, und ein Lächeln stahl sich in seine schmalen Gesichtszüge. »Aber wir können etwas dagegen tun. Sogar hier.«
Ishmael ahnte, dass ihm Aliids Vorschlag nicht gefallen würde.
* * *
Mitten in der Nacht, nachdem sich die Aufseher in ihren warmen Baracken schlafen gelegt hatten, ließ Ishmael sich für die Sache gewinnen, weil Aliid ihm versprach, dass es kein Blutvergießen geben würde. »Wir wollen nur unseren Standpunkt klarmachen«, sagte Aliid und hatte die Lippen zu einem humorlosen Grinsen gefletscht.
Dann huschten die beiden von Zelt zu Zelt und sammelten Verbündete um sich. Trotz der schwelenden Unruhen im fernen Starda waren die Wachen nicht übermäßig besorgt wegen einer Handvoll Jungen, die von der Arbeit an den Schluchtwänden erschöpft waren.
Die Jungen flüsterten im Sternenlicht und stahlen Geschirr aus dem Geräteschuppen. Mit schwieligen Fingern legten sie die Gurte an, schnallten sie an Brust und Taille fest, sicherten die Schlaufen unter den Armen und befestigten die Kabel an den Winden.
Vierzehn junge Sklaven seilten sich an der Schluchtwand ab, wo sich die Sage der Bludd-Dynastie in zehnfacher Lebensgröße ausbreitete. Sie hatten schwer geschuftet, um jedes Pixel der Darstellung anzubringen, gemäß den Entwürfen, die nach Lord Bludds Wünschen angefertigt worden waren.
Nun ließen sich die Jungen verstohlen an den Seilen hinab und liefen mit bloßen Füßen über die glatte Felswand. Aliid schwang wie ein Pendel hin und her und schlug mit seinem spitzen Steinhammer bunte Kacheln ab, um die Bilder zu schänden. Das ferne Donnern der Stromschnellen und das Heulen des Windes übertönte den Lärm der Werkzeuge.
Ishmael ging ein Stück tiefer als sein Freund und schlug auf eine Fläche blau emaillierter Kacheln ein. Aus der Ferne betrachtet hätten sie das verträumte Auge eines alten Lords namens Drigo Bludd ergeben.
Aliid hatte gar keinen konkreten Plan. Er hämmerte wahllos, bewegte sich zur Seite und stieg dann wieder hinauf. Mit seinem kleinen Hammer zerstörte er in zufälligem Muster Hunderte von Kacheln des Mosaiks. Die bunten Scherben stürzten in die bodenlose Dunkelheit. Die anderen Sklavenjungen setzten die Beschädigung der neuen Sehenswürdigkeit von Poritrin fort, als könnten sie damit die Geschichte umschreiben.
Leise kichernd arbeiteten sie stundenlang. Obwohl sie sich im Sternenlicht nur als undeutliche Umrisse sahen, grinsten sich Aliid und Ishmael in kindlichem Vergnügen über ihren Vandalismus an, um sich sofort wieder ihrem Zerstörungswerk zu widmen.
Als sich schließlich der Horizont mit den ersten Lichtstreifen färbte, zogen sich die Jungen nach oben und brachten das Geschirr ins Lager zurück. Dann krochen sie in ihre Zelte. Ishmael hoffte, wenigstens noch eine Stunde schlafen zu können, bevor die Aufseher sie weckten.
Sie kehrten unbemerkt zurück. Als es dämmerte, schrillte der Alarm, und Männer brüllten durcheinander. Sie riefen die jungen Arbeiter zusammen und ließen sie am Rand der Schlucht Aufstellung nehmen. Die Aufseher verlangten mit geröteten Gesichtern eine Antwort und wollten wissen, wer für die Schändung verantwortlich war. Sie peitschten die Jungen aus, einen nach dem anderen. Einige wurden so schwer verletzt, dass sie mehrere Tage nicht an die Arbeit gehen konnten. Sie verweigerten ihnen die täglichen Mahlzeiten und kürzten die Wasserrationen.
Aber natürlich wusste keiner der Jungen etwas. Sie behaupteten steif und fest, die ganze Nacht in ihren Zelten geschlafen zu haben.
* * *
Die bösartige Verunstaltung des großen Wandbildes in der Schlucht war der letzte Schlag für Lord Bludd. Während des Aufstandes hatte er versucht, Vernunft und Geduld walten zu lassen. Wochenlang hatte er sich bemüht, Bel Moulay mit zivilisierten
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