Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
der wiederum einen strengen Blick zu den Dragonerwachen warf.
Aus dem Augenwinkel nahm Ishmael wahr, wie der Kammerherr vortrat, um ihn hinaus zu befördern, doch da winkte Bludd ihm, dass er noch warten sollte. Jetzt klang er verärgert und verlangte nach einer Erklärung. »Warum bist du hierher gekommen, wenn es gar nicht um den Weisen Holtzman geht?« Er hielt die Bücher hoch. »Was ist das?«
Ishmael lächelte und ließ die Worte durch sich hindurchfließen, in der Hoffnung, dass er das Herz des Aristokraten mit Vernunft und Sympathie besänftigen könnte. »Lord, seit vielen Generationen hat mein Volk Poritrin treu gedient. Wir Sklaven haben an vielen von Holtzmans Projekten mitgearbeitet, die unzählige Bürger der Liga vor den Denkmaschinen gerettet haben. Im vergangenen Jahr haben wir ohne Rast geschuftet, um Eure erfolgreiche Scheinflotte fertigzustellen.«
Lord Bludd verzog das Gesicht, als hätte er von einer verdorbenen Leckerei gekostet. Dann zeigte er ein grausames Lächeln und erwiderte: »All das gehört zur üblichen Definition eines Sklaven.«
Der Kammerherr kicherte.
Doch Ishmael sah darin keinen Anlass zur Heiterkeit. »Wir sind Menschen, Lord Bludd.« Er beruhigte sich und wollte seine Entschlossenheit nicht erschüttern lassen. »Wir haben Schweiß und Blut vergossen, um Euren Lebensstil zu schützen. Wir haben Eure Feiern gesehen. Ihr habt es unseren Mühen zu verdanken, dass Poritrin nicht unter die Herrschaft der Denkmaschinen gefallen ist.«
» Euren Mühen?« Bludds Gesichtszüge entgleisten angesichts der Kühnheit dieses Zensunni. »Ihr habt nur das getan, was eure Herren euch befohlen haben, mehr nicht. Wir haben die Gefahr kommen sehen. Wir haben die Mittel entwickelt, uns davor zu schützen. Wir haben die Pläne gezeichnet, und wir haben die Mittel zur Verfügung gestellt. Ihr habt nur die Einzelteile zusammengesetzt, wie man es euch befohlen hat.«
»Mylord, Ihr unterschätzt und schmälert das, was Eure Gefangenen geleistet haben, um ...«
»Was wollt ihr überhaupt von mir? Ewige Dankbarkeit? Unsinn! Ihr habt auch dafür geschuftet, euer eigenes Leben zu retten. Dass sollte euch Ansporn genug sein. Würdet ihr lieber in einem Gefängnis der Denkmaschinen verrotten oder von neugierigen Robotern seziert werden? Seid dem Schicksal dankbar, dass ich nicht der Erzdämon Erasmus bin.«
Er raffte die Ärmel und verscheuchte seine Diener. »Jetzt geh, Sklave. Ich will nichts mehr davon hören! Und versuche nie wieder, mich direkt anzusprechen. Deine List wäre Grund genug für deine sofortige Exekution. Ich bin der Lord von Poritrin, das Oberhaupt einer Familie, die seit Generationen die Herrschaft innehat, während du nur ein ... heimatloser Feigling bist, der seine Nahrung und Unterkunft einzig und allein meiner Großzügigkeit zu verdanken hat.«
Ishmael fühlte sich zutiefst beleidigt, aber er hatte solche Demütigungen schon des Öfteren erlebt. Er wollte argumentieren, seinen Standpunkt verdeutlichen, doch als er die dumpfe Wut sah, die in Lord Bludds Augen glühte, erkannte er, dass er nichts mehr bewirken konnte. Er hatte versagt. Vielleicht hatte Aliid Recht gehabt, als er ihn wegen seines naiven Vertrauens gerügt hatte.
Ich habe unterschätzt, wie andersartig, wie fremdartig die Gedanken dieses Mannes sein können. Ich bringe nicht das geringste Verständnis für Lord Bludd auf. Ist er überhaupt menschlich?
In letzter Zeit war Aliid bei den nächtlichen Diskussionen rund um das Lagerfeuer immer streitbarer geworden und hatte die Sklaven aufgefordert, in Bel Moulays Fußstapfen zu treten. Nun wollte Aliid eine neue Revolution anzetteln, auch wenn sie voraussichtlich mit viel Blutvergießen verbunden war. Jedes Mal, wenn Ishmael vernünftige Argumente vorzubringen versuchte und sich gegen das bloße Streben nach Rache aussprach, wurde er von Aliid niedergeschrien.
Nach dieser Begegnung war sich Ishmael jedoch nicht mehr sicher, ob er sich weiter streiten wollte. Er hatte sich alle Mühe gegeben, und Lord Bludd hatte sich einfach geweigert, ihm zuzuhören.
Er hoffte, dass der Aristokrat es sich nicht anders überlegte und doch seine sofortige Hinrichtung befahl. Er verbeugte sich erneut und wich langsam zur Tür zurück. Die Dragonerwachen packten ihn grob an den Armen und führten ihn fluchend hinaus. Ishmael wehrte sich nicht und reagierte auch nicht auf ihre Beleidigungen. Selbst die geringste Provokation konnte dazu führen, dass sie ihn zu Tode
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