Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
Schilden?«
Der erste Wächter stimmte ihm zu. »Ich denke, wir sollten es Bludd überlassen, ihn hinauszuwerfen.«
Ishmael nutzte ihr Zögern, verbeugte sich und schritt durch den Eingang. Die Wachen kapitulierten vor seinem Selbstbewusstsein. Mit großen Augen betrat Ishmael den Regierungspalast der Herrscherfamilie, die seit Generationen buddhislamische Gefangene versklavt hatte.
Drinnen betrachtete ein nervöser Kammerherr stirnrunzelnd Ishmaels dunkle Gesichtszüge und sein Zensunni-Gewand, doch erneut konnte er mit dem Namen von Tio Holtzman und den beeindruckenden Büchern alle Zweifel und Fragen ausräumen. Einer der Wachmänner, der offenbar noch einmal über die Sache nachgedacht hatte, kam herbei und sagte: »Verzeihung, Herr. Wenn Sie möchten, dass ich ihn entferne ...«
Der Palastbeamte schüttelte den Kopf und erwiderte Ishmaels ruhigen Blick. »Bist du dir sicher, dass du diese Bücher jetzt an Lord Bludd aushändigen sollst? Er hat sowieso keine Zeit, sie sich anzusehen. In einer Stunde wird er ein Bankett eröffnen, zu Ehren einer Gruppe von eingetroffenen Malern, die Starda unter verschiedenen Lichtverhältnissen darstellen wollen.« Der Kammerherr warf einen bedeutungsvollen Blick auf das Chronometer an der Wand. »Wenn es wirklich so wichtig ist, hätte der Weise Holtzman einen Termin für dich vereinbaren sollen. Bist du dir ganz ...«
»Es tut mir wirklich Leid, Herr«, unterbrach Ishmael seinen Redefluss. Er fügte keine weiteren Erklärungen hinzu und machte auch keine Anstalten zu gehen.
»Lord Bludd wird nur sehr wenig Zeit für dich erübrigen können.«
»Selbst ein winziger Augenblick seiner Großzügigkeit wird mir genügen. Vielen Dank.«
»Soll ich ihn auf Waffen untersuchen«, fragte der Dragoner.
»Natürlich.«
Als die Leibesvisitation abgeschlossen war, wartete Ishmael in einem hallenden Empfangssaal. In der Mitte stand eine Bank aus poliertem Stein. Obwohl sie hübsch aussah, erwies sie sich als sehr unbequem. Er saß still und friedfertig da und ertrug geduldig die Verzögerung.
Im Geiste rezitierte der mutige Sklave seine Lieblingssutras, Verse, die er zu Füßen seines Großvaters hockend gelernt hatte. Er hatte schon vor langer Zeit aufgehört, sich zu wünschen, dass sein Leben anders verlaufen wäre, dass er den Sklavenjägern entkommen wäre, die in die Sümpfe von Harmonthep eingefallen waren. Jetzt lebte er auf Poritrin, er hatte eine liebevolle Frau und zwei hübsche Töchter, die ebenfalls schon fast Frauen geworden waren ...
Fast eine Stunde verging, bevor er endlich über eine breite Treppe zu Lord Bludds Privatsuite hinaufgeführt wurde. Seine Haut fühlte sich warm an, und in seinen Gedanken funkelten zahllose Möglichkeiten. Mit etwas Glück würde seine Bitte das Herz des Adligen erweichen, der über Poritrin herrschte. Er hoffte, dass seine Worte überzeugend klangen.
In einem Zimmer, das nach Kerzen und Parfüm roch, waren Höflinge damit beschäftigt, dem bärtigen Lord eine gefütterte Weste, goldene Ketten und dicke Manschetten anzulegen. Sein rötlich-goldenes Haar war im Alter verblasst und mit grauen Strähnen durchsetzt. Neben dem Auge hatte er eine Tätowierung aus mehreren winzigen Kreisen, wie eine Ansammlung von Blasen. Diener eilten hin und her und spritzten ihm duftendes Wasser auf das Haar und die Wangen. Ein spindeldürrer Mann bürstete das Gewand des Lords mit der Konzentriertheit eines Philosophen, der dem Schlüssel aller Weisheit auf der Spur war.
Der Lord blickte zu Ishmael auf und seufzte. »Nun, es geschieht nicht häufig, dass Tio einen seiner Sklaven zu mir schickt, und normalerweise ist er mit seinen Berichten nicht so aufdringlich – oder pünktlich. Was will der Weise heute Abend von mir? Du kommst zu einer ungelegenen Zeit.« Er streckte die Hände aus, um nach den Dokumenten zu greifen.
Ishmael sprach mit ruhiger und sanfter Stimme. Er blieb so höflich, wie es ihm möglich war. Respektvoll, aber mit einem gewissen Selbstbewusstsein, als würde er sich als gleichwertig betrachten. Er wusste, wie wichtig jedes einzelne Wort war, und zog lautlos Kraft aus seinem tiefsten Innern. »Vielleicht hat es hier ein Missverständnis gegeben, Lord Bludd. Der Weise Holtzman hat mich nicht zu Euch geschickt. Mein Name ist Ishmael, und ich bin aus eigenem Antrieb gekommen, um mit Euch zu sprechen.«
Die Höflinge erstarrten schockiert. Bludd sah Ishmael blinzelnd und voller Abscheu an. Dann wandte er sich seinem Kammerherrn zu,
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