Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
bemerkte, dass Lord Bludd selbst nicht anwesend war, und brummte eine unzufriedene Bemerkung, als ein jugendlicher Adjutant zu ihm geeilt kam.
»Der Zeitpunkt Ihrer Ankunft ist exzellent gewählt, Großer Patriarch. Bis zum Beginn der Feier sind es nur noch zwei Stunden, aber es bleibt genügend Zeit für die Gewandmeister, Sie für Ihren Auftritt mit Lord Bludd vorzubereiten.« Der Adjutant trug ein schwarz-weißes Wams mit langem Frack, wie es zur Zeit auf den Welten des Adels in Mode war.
Iblis und sein Gefolge wurden von einer Schwebebarke zum Amphitheater gebracht, wo ihm ein Platz auf der großen flussseitigen Tribüne zugewiesen wurde. Doch er saß auf der Seite, als einer von siebzig Politikern und Aristokraten. Eine Menge von vierhunderttausend Menschen bevölkerte den Rasenplatz, blickte zu Projektionsbildschirmen hinauf und lauschte den Lautsprechersystemen, die auf Suspensoren schwebten. Eilig errichtete Schreine für Manion den Unschuldigen erhoben sich auf Böschungen über dem Fluss. Eine neue Statue war enthüllt worden, eine riesige und etwas absurd wirkende Darstellung eines puttenhaften, kindlichen Buddha, der auf einem zertrümmerten Roboter thronte.
Für Lord Niko Bludd war der beste Platz reserviert worden, im Zentrum der Scheinwerfer über den Wegen, die zur Bühne hinaufführten. Offenbar betrachtete sich der stutzerhafte Mann als Hauptgrund für die Versammlung der Zuschauer.
Unterdessen nahm der Weise Tio Holtzman mitten auf der Bühne den Jubel der begeisterten Menge entgegen. Der Erfinder strahlte und winkte der verschwommenen Masse aus Gesichtern zu. Iblis saß mit einem gefrorenem Lächeln auf seinem Platz.
Der Große Patriarch hatte stets ein volles Programm zu erledigen. Iblis fand, dass das Leben viel zu kurz war und viel zu viel Arbeit bereithielt. Er atmete einmal tief durch und beschloss, die Kränkung zu ignorieren, die Niko Bludd ihm zugefügt hatte. Vorläufig.
Eine Veranstaltung, bei der so viele Menschen wegen eines überwältigenden militärischen Triumphes zusammengekommen waren, würde Iblis zweifellos eine günstige Gelegenheit bieten.
33
Gute Absichten können genauso viel Zerstörung anrichten wie ein bösartiger Eroberer. Das Ergebnis ist in jedem Fall dasselbe.
Zensunni-Wehklage
Aliid hielt seinen Freund Ishmael für einen Narren. Der aufgeregte Zenschiite konnte weder seine Verachtung noch seine Fassungslosigkeit verhehlen, als er schnaufte: »Hast du ernsthaft Dankbarkeit erwartet? Von ihnen? Ich kann nicht behaupten, dass ich dein blindes Vertrauen bewundere, aber ich finde es äußerst amüsant.« Doch sein Lächeln enthielt keine Spur von Humor.
In den Monaten, nachdem die Maschinenangreifer auf den Bluff der Phantomflotte hereingefallen waren, wurde die vereinte Sklavenarmee von den Schiffswerften auf den Schlammebenen abgezogen und in kleinere Gruppen aufgeteilt. Viele der Arbeiter kehrten zu ihren ursprünglichen Besitzern zurück, um wieder ihre gewohnten Aufgaben auf den Zuckerrohrfeldern und in den Bergwerken zu übernehmen. Aliid war in Starda geblieben, da keiner seiner Vorbesitzer darauf erpicht war, ihn zurückzufordern. Zuerst hatte sich Ishmael gefreut, mehr Zeit zusammen mit seinem Freund aus Kindertagen verbringen zu können, doch später hatte die Ungewissheit an ihm genagt.
»Es war unsere hingebungsvolle Arbeit, mit der die Scheinflotte gebaut wurde, Aliid. Unsere Arbeit hat Poritrin gerettet.« Die Bestürzung und Enttäuschung war Ishmaels Worten deutlich anzuhören. »Selbst jemand, der so verhätschelt wie Lord Bludd ist, muss diese Tatsache eingestehen.«
»Du bist ein Sklave, er ist ein Adliger«, erwiderte Aliid. »Er muss überhaupt nichts eingestehen, während wir für alles einstehen müssen.«
Doch Ishmael hatte ihm gar nicht zugehört. Die Sklaven hatten keine Ruhepause oder nahrhaftere Rationen erhalten, keine besseren Unterkünfte, keine medizinische Versorgung, keine Eingeständnisse an ihren buddhislamischen Glauben ... nicht einmal die winzigste Belohnung. Es war eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, aber wie es schien, war Ishmael der Einzige, der etwas anderes erwartet hatte.
Als Kind hatte Ishmael die mit behutsamem Ernst vorgetragenen Lehren seines Großvater gehört: »Wenn du nicht bereit bis, zu dem Menschen, der dir Unrecht getan hat, von deinen Sorgen zu sprechen, beklage dich nicht, wenn er die Angelegenheit nicht aus eigenem Antrieb bereinigt.«
Das nahm sich Ishmael zu Herzen. Die
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