Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
Erkunder des Planeten rätselhafte Zeichen hinterlassen. Niemand wusste, was die Inschriften bedeuteten, aber Selim hatte eine eigene Interpretation entwickelt, die keiner von seinen Anhängern in Frage zu stellen wagte.
Mit Hilfe der Melange sah Selim viele Dinge, die in der realen Welt unsichtbar waren.
Und nun sah er zum ersten Mal das wahre Ausmaß der Herausforderung, der er gegenüberstand, den unvorstellbaren Zeitraum, über den sich dieser epische Kampf erstrecken sollte. Er sah, dass es nicht nur eine Auseinandersetzung zwischen ihm und dem verhassten Naib Dhartha war, sondern ein Konflikt, den Selim nie zu Lebzeiten lösen konnte. Dazu waren die Dinge schon zu weit fortgeschritten. Mit der Abhängigkeit vom Gewürz hatten sie eine Schwelle der Versuchung überschritten, die keine Rückkehr mehr erlaubte.
Die Lebenszeit eines Menschen wäre nie genug. Selim musste sicherstellen, dass seine Mission bis über seinen Tod hinaus andauern würde. Shai-Hulud würde ihm den Weg dahin zeigen, wenn es soweit war.
Später erwachte er mit Marha in den Armen, warm und nackt. Sie klammerte sich sogar im Schlaf an ihn, als hätte sie Angst, ihn je wieder loszulassen. Sie regte sich im Zwielicht. Ihr Gesicht zeigte Neugier und Bewunderung, während sie jedes Detail seiner Züge in sich aufnahm.
»Selim, mein Geliebter, mein Mann ...« Sie sprach die letzten beiden Worte mit angehaltenem Atem. »Ich habe endlich gelernt, dich zu sehen, dich wirklich zu sehen, als Mann und als menschliches Wesen. Zuerst habe ich mich in die Vorstellung von dir verliebt, in das Bildnis eines Helden, eines Gesetzlosen, der mit unerschütterlicher Klarheit die Zukunft und seine Bestimmung sehen konnte. Aber du bist mehr als das ... du bist ein Sterblicher mit einem Herzen. Damit bist du für mich größer als jede Legende.«
Er küsste sie zärtlich auf die Lippen. »Also kennst nur du allein mein Geheimnis, Marha. Und du wirst es nur mit mir teilen, du wirst mir Kraft geben und mir helfen, das zu erreichen, was ich erreichen muss.« Selim strich über ihr schwarzes Haar und lächelte sie an, befriedigt von Marhas Hingabe. Nach all den Jahren waren Mythos und Wirklichkeit zu einer Wesenheit verschmolzen.
Sie schien seine Gedanken zu lesen, ihn zu verstehen, noch bevor er sein Zögern in Worte kleidete. »Hast du eine andere Vision gesehen, Geliebter? Was besorgt dich?«
Er nickte ernst. »Als wir letzte Nacht so viel Gewürz zu uns nahmen, fand mein Geist den Weg in neue Träume.«
Sie setzte sich mit interessierter Miene auf und wechselte von der Rolle einer jungvermählten Frau in die einer glühenden Anhängerin, die auf neue Instruktionen wartete.
Selim sagte: »Wir haben Karawanen überfallen und Dharthas Gewürzhandel sabotiert, aber ich habe noch nicht genug getan, um die Fremden von Arrakis zu vertreiben. Die Gewürzernte gewinnt von Jahr zu Jahr größere Bedeutung. Es ist kein Wunder, dass Shai-Hulud von mir enttäuscht ist. Er hat mir eine Aufgabe gegeben, und bisher habe ich sie nicht erfüllen können.«
»Der Alte Mann der Wüste vertraut dir, Selim. Sonst hätte er nie etwas unmöglich Erscheinendes von dir gefordert.« Als Marha sich aufsetzte, fiel sein Blick im matten Licht der Höhle auf ihre vollkommenen Brüste und ihre wunderbar glatte Haut. »Wir werden dir helfen. Wir werden alles geben, damit du deine Ziele erreichst. Ein Mensch allein kann eine solche Mission niemals erfüllen.«
Er küsste behutsam ihre Halbmondnarbe, dann richtete er sich auf und blickte nach draußen in das zunehmende Licht der Dämmerung, das die Sonne über die gewellten Dünen fließen ließ. »Ein Mensch allein mag dazu nicht in der Lage sein. Aber eine Legende könnte es schaffen.«
* * *
Mit glänzenden Augen voller Träume wartete der junge Aziz, bis sein Großvater und die Höhlenbewohner eingeschlafen waren. Dann suchte er in der Nacht die Ausrüstungsstücke zusammen, die er über lange Zeit einzeln versteckt hatte. Er bewegte sich lautlos, huschte wie ein Muad'dib umher, eine der kleinen Wüstenmäuse, die die Felsspalten bevölkerten.
Heute Nacht würde er es allen zeigen, nicht nur Naib Dhartha, sondern auch Selim Wurmreiter. Auch wenn keiner der beiden Männer es hören wollte, waren sie doch Aziz' Helden und Vorbilder. Der Junge sah die Ehre auf beiden Seiten des Konflikts, und er hoffte, sie irgendwie zusammenführen zu können, zum Wohl des Volkes der Zensunni. Das war sein Geheimnis.
Aber es war eine
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