Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
verfügt, um Arrakis City zu finden.«
»Würdest du lieber laufen?«, fragte Ingu.
Keedair antwortete ihm nicht.
Als es nach einem fruchtlosen Tag der Suche dämmerte, landeten sie behutsam irgendwo im Ozean neben einer Fläche aus rostrot verfärbtem Sand. In einigen Kilometern Entfernung erhob sich eine weitere Kette aus nacktem Fels über die Dünen, aber Rafel hielt es für sicherer und einfacher, auf der freien Sandebene zu landen. Es wurde kühler, nachdem die Sonne untergegangen war, und als er ausstieg und auf die weichen Dünen hinauslief, hörte er nur leblose Stille und das Rieseln des Staubes im Wind. In der Luft hing ein intensiver Geruch nach ... Zimt. Ingu lief um das Schiff herum und schien nach etwas zu suchen.
Keedair wagte sich als Letzter nach draußen und starrte deprimiert in die unermessliche Leere. Er schnupperte und bückte sich, um eine Hand voll des rötlichen Pulvers aufzuheben. »Meinen Glückwunsch! Ihr habt ein Vermögen entdeckt.« Er lachte leise, doch es klang ein wenig hysterisch. »Jetzt müssen wir die Melange nur noch zum Markt bringen, dann werdet ihr Zensunni reich sein.«
»Ich hatte gehofft, die Verfärbung wäre ein Anzeichen von Wasser«, sagte Rafel. »Deshalb bin ich hier gelandet.«
»Können wir es essen?«, wollte Ingu von Keedair wissen.
»Meinetwegen könnt ihr den Sand essen.« Er hockte sich hin und blickte mit dunklen Augen auf den Boden. »Ihr habt meine Arbeit zerstört, meine gesamten Investitionen zunichte gemacht ... und wofür? Ihr alle werdet hier umkommen. Auf Arrakis gibt es nichts, wovon ihr leben könntet.«
»Wenigstens sind wir keine Sklaven mehr«, sagte Rafel.
»Und das heißt, dass ihr jetzt niemanden mehr habt, der euch versorgt.« Keedair hob die Stimme. »Ihr habt nie ein selbstständiges Leben kennen gelernt, ihr musstet nie eure eigenen Fähigkeiten einsetzen, um zu überleben. Ihr wurdet als Sklaven geboren, und es wird nicht lange dauern, bis euer Volk darum bettelt, nach Poritrin zurückkehren zu dürfen, wo sich die Adligen wieder um euch kümmern werden.« Er spuckte in den rötlichen Staub, dann schien er es plötzlich zu bereuen, so viel Flüssigkeit vergeudet zu haben. »Ich habe euch einen großen Gefallen erwiesen, als ich euch einfing und in die Zivilisation brachte. Aber von euch Narren kann ich wohl keine Dankbarkeit erwarten.«
Rafel packte den kleinen Tlulaxa, zog das selbstgebastelte Messer, das Ishmael ihm gegeben hatte, und hielt es dem Mann vor das Gesicht. Doch der ehemalige Sklavenhalter blieb völlig unbeeindruckt. Spöttisch zog Keedair einen Finger über seine Kehle. »Nur zu! Oder bist du ein Feigling ... wie alle deines Volkes?«
Ingu kam herbei, mit erhobenen Fäusten, als wollte er sich am Kampf beteiligen, doch Rafel stieß den Tlulaxa zur Seite. »Gott würde mich bestrafen, wenn ich einen kaltblütigen Mord begehe, ganz gleich, wie viel Leid du uns bereitet hast. Ich kenne die Sutras, ich habe Ishmael gut zugehört.« Rafel war erzürnt, aber er beherrschte sich. Trotzdem hätte er gerne gespürt, wie das warme Blut dieses bösen Mannes über die Metallklinge und seine Hand lief.
Keedair blickte verächtlich zu ihnen auf. »Ja, benutzt mich als euren Sündenbock, da ich das einzige verfügbare Ziel für euren generationenlangen armseligen Zorn und euer Gejammer bin. Ich wollte euch nicht hierher bringen, und ich kann euch jetzt nicht helfen. Wenn ich wüsste, wo Rettung zu finden ist, würde ich sie sofort zu Hilfe rufen.«
»Ich warte nur auf einen Grund, um dich loszuwerden, ganz gleich, was Ishmael sagt.« Rafel deutete in eine Richtung, die vom Scoutschiff wegführte. »Dann geh in die Wüste hinaus und such dir deinen eigenen Weg. Warum isst du deine kostbare Melange nicht? Hier gibt es genug davon.«
Gegen jede Vernunft erhob sich der Tlulaxa und taumelte auf die Dünen zu, um sich noch einmal zu Rafel umzudrehen. »Ihr verringert eure Überlebenschancen, wenn ihr mich verstoßt.«
Ingu schien sich über das Dilemma des Mannes zu amüsieren. Rafel sagte: »Wir werden länger überleben, wenn wir unsere Rationen nicht mit einem Fleischhändler teilen müssen.«
Mit einer Mischung aus Erleichterung, endlich fortgehen zu können, und Angst vor dem Alleinsein in der grausamen Wüste reckte Keedair die Schultern und lief mutig weiter, hinaus in den Ozean aus Sand. »Ich werde so oder so sterben. Genauso wie ihr.«
Rafel blickte ihm voller Unbehagen und Verunsicherung nach. War es das, was
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