Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
entführt worden waren, hatten nie das seltsame Leuchten gesehen, als sich der Raum um das Schiff gefaltet hatte.
Eben noch waren sie auf Poritrin gewesen und im nächsten Augenblick auf Arrakis. Und nun saßen sie hier fest.
Rafel blickte auf die zerstörte Hülle des großen, abgestürzten Schiffs und wusste, dass das Wrack nie wieder fliegen würde. Wir müssen uns selber helfen. Er hatte Angst um seine junge Frau, und er versprach stumm, dass er alles Nötige tun würde, um sie zu retten. Vielleicht fand Ishmael einen Weg.
Als er Schritte hörte, drehte er sich um und sah Chamals Vater, der aus dem Lager zu ihm kam. Die Stille lag wie ein Schleier über dem Morgen, doch bald würden die Flüchtlinge erwachen und mit der Erkundung ihrer trostlosen Umgebung beginnen. Ishmael und er standen in unbehaglichem Schweigen nebeneinander und warteten auf den Sonnenaufgang.
»Wir müssen nachsehen, was sich da draußen befindet«, sagte Rafel. »Ganz in der Nähe könnte es grünes Land und Wasser geben.«
Ihr einziges Transportmittel war ein kleines Erkundungsschiff im Frachtraum. Wahrscheinlich sollten sich die Testpiloten damit in Sicherheit bringen können, falls es während des ersten Demonstrationsfluges zu einem Notfall gekommen wäre.
Ishmael nickte. »Wir haben keine Landkarten, also müssen wir uns auf das beschränken, was wir mit eigenen Augen sehen können. Heute wirst du mit dem Scoutschiff losfliegen und die Umgebung erkunden. Tuk Keedair wird dich begleiten.«
Rafel verzog das Gesicht. »Ich will nicht mit diesem Fleischhändler in einer Kabine zusammenhocken.«
»Und ich glaube, dass er genauso ungern mit dir zusammen sein möchte. Aber er weiß mehr über Arrakis als jeder von uns. Vielleicht erkennt er Landmarken wieder. Und du könntest seine Unterstützung brauchen, wenn ihr jemanden trefft, den ihr um Hilfe bitten müsst.«
Widerstrebend musste Rafel die Weisheit dieser Entscheidung anerkennen. Ishmael war als kleiner Junge von diesem Tlulaxa entführt worden. Er musste ihn aus tiefstem Herzen hassen. Rafel versuchte, eine verborgene Botschaft in der Anweisung zu erkennen. Will er, dass ich Keedair weit fort bringe und ihn töte? Doch in Ishmaels Miene fand er nicht den leisesten Hinweis.
»Der Sklavenhalter muss arbeiten, wenn er überleben will, genauso wie alle anderen«, sagte Rafel. »Und er wird eine kleinere Ration Wasser und Nahrung bekommen.«
Ishmael nickte geistesabwesend. »Es wird ihm gut tun, wenn er erfährt, wie Sklaven leben.«
* * *
Nach einem kargen Frühstück suchte Rafel sich einen anderen entkommenen Sklaven aus, einen breitschultrigen Mann namens Ingu, der den jammernden und zaudernden Tuk Keedair bewachen sollte. Der Tlulaxa blickte sie mit düsterer Miene an, dann zückte er plötzlich eine scharfkantige Metallklaue, die er aus dem Schiffswrack mitgenommen hatte.
Ingu und Rafel wichen sofort zurück, weil sie überzeugt waren, dass der frühere Sklavenhalter sie angreifen wollte, auch wenn er sich niemals gegen hundert wütende Zensunni würde durchsetzen können. »Schon Lord Bludd hat mir schwer zugesetzt, doch nun, nach Jahrzehnten satter Gewinne, habt ihr mich gründlich ruiniert. Ich bin am Ende.« Er holte mit dem primitiven Messer aus. »Wertlose, dumme Sklaven.«
In einem Ausbruch verzweifelter Wut säbelte er sich dann den langen, dicken Zopf ab. Keedair hielt den schlaffen, staubigen Strick aus Haar hoch und ließ das graubraune Bündel in den Sand fallen. Der frühere Fleischhändler wirkte nun merkwürdig nackt. Er starrte auf den abgetrennten Zopf. Sein Wutausbruch schien vorbei zu sein. »Ich bin ruiniert.«
»Richtig«, sagte Ishmael unbeeindruckt zu ihm und nahm ihm das Messer ab. »Und nun wirst du dafür arbeiten müssen, wenn du unter uns überleben willst.«
»Überleben? Es ist hoffnungslos! Mit jedem Atemzug verschwendet ihr euer Körperwasser. Sieh dir diese Leute an, die sich unter der prallen Sonne abrackern, während der Tag immer heißer wird. Warum haben sie nicht in der kühlen Nacht gearbeitet?«
»Weil die Zensunni in der Nacht beten und schlafen.«
»Führt diese Praxis auf Arrakis ruhig so weiter, und ihr werdet bald sterben. Die Voraussetzungen haben sich geändert, und ihr müsst lernen, euch mit ihnen zu verändern. Habt ihr die Hitze und den Staub nicht bemerkt? Die Luft entzieht euch jeden Tropfen Feuchtigkeit, sie raubt euch das Wasser. Wie wollt ihr es ersetzen?«
»Unsere Vorräte reichen für mehrere Wochen,
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