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Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug

Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug

Titel: Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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Zensunni
     
     
    Im Eingang der großen Stammeshöhle blickte Selim Wurmreiter auf den sanften Dünenozean von Arrakis hinaus und wartete auf den Moment, da die Sonne über den Horizont steigen würde. Dann spürte er, wie sich sein Puls beschleunigte, als sich goldenes Licht wie geschmolzenes Metall über die gewellte Wüste ergoss. Das Licht war reinigend und unvermeidlich – wie seine Visionen, wie seine Lebensmission.
    Selim begrüßte den Tag, während er einen tiefen Atemzug trockener Luft nahm – so trocken, dass sie seine Lungen knistern ließ. Die Morgendämmerung war seine liebste Zeit, kurz nach dem Erwachen aus tiefem Schlaf, der mit mysteriösen Träumen und Zeichen erfüllt war. Es war die beste Zeit, bedeutungsvolle Aufgaben zu vollbringen.
    Ein großer, hagerer Mann trat an seine Seite. Er wusste genau, wo sein Anführer bei Tagesanbruch zu finden war. Der getreue Jafar hatte einen schweren Unterkiefer, eingefallene Wangen und tiefe vollständig blaue Augäpfel – eine Folge der mit Gewürz angereicherten Nahrung. Der Stellvertreter wartete schweigend ab, davon überzeugt, dass Selim sich seiner Anwesenheit bewusst war. Schließlich wandte sich der Stammesführer von der aufgehenden Sonne ab und sah seinen geachteten Freund und Anhänger an.
    Jafar reichte ihm einen kleinen Teller. »Ich habe dir die Melange für den Morgen gebracht, Selim, damit du besser in den Geist von Shai-Hulud sehen kannst.«
    »Wir dienen ihm und unserer Zukunft, doch niemand kann den Geist von Shai-Hulud verstehen. Geh niemals von dieser Annahme aus, Jafar, und du wirst länger leben.«
    »Wie du es sagst, Wurmreiter.«
    Selim nahm eine der Waffeln aus Gewürz, Mehl und Honig. Auch in seinen Augen stand das tiefe Blau der Abhängigkeit, doch das heilige Gewürz hatte ihn am Leben erhalten, indem es ihm selbst in Zeiten größter Prüfungen und Entbehrungen Kraft gab. Die Melange öffnete ein phantastisches Fenster zum Universum und schenkte Selim Visionen, die ihm halfen, das Schicksal zu verstehen, das Gott für ihn erwählt hatte. Er – und seine stetig wachsende Schar von Ausgestoßenen der Wüste – folgte einem Ruf, der größer als ihre Einzelexistenzen war.
    »Es wird heute Morgen eine Prüfung geben«, sagte Jafar ruhig mit seiner tiefen Stimme. Die neu geborene Sonne enthüllte Fußstapfen, die während der Nacht hinterlassen worden waren. »Biondi wünscht sich zu beweisen. Heute wird er versuchen, einen Wurm zu reiten.«
    Selim runzelte die Stirn. »Er ist noch nicht bereit.«
    »Aber er besteht darauf.«
    »Er wird sterben.«
    Jafar hob die Schultern. »Dann wird er eben sterben. Das ist der Weg der Wüste.«
    Selim stieß einen ergebenen Seufzer aus. »Jeder Mann muss sich seinem eigenen Gewissen und seiner eigenen Prüfung stellen. Shai-Hulud trifft die letzte Entscheidung.«
    Selim mochte Biondi, obwohl die ungestüme Ungeduld des jungen Mannes besser zum Leben eines Fremdweltlers auf dem Raumhafen von Arrakis City passte als zur unveränderlichen Existenz in der tiefen Wüste. Biondi mochte eines Tages ein wertvoller Mitarbeiter in Selims Gruppe werden, doch falls der junge Mann nicht seinen eigenen Fähigkeiten gerecht werden konnte, wäre er eine Gefahr für die anderen. Es war besser, solche Schwächen jetzt zu erkennen, als das Leben von Selims gläubigen Anhängern in Gefahr zu bringen.
    »Ich werde von hier aus zusehen«, erklärte Selim.
    Jafar nickte und ging.
    Vor über sechsundzwanzig Standardjahren war Selim fälschlicherweise bezichtigt worden, Wasser aus dem Stammesvorrat gestohlen zu haben; daraufhin war er in die Wüste verbannt worden. Angestachelt durch die Lügen von Naib Dhartha hatten Selims frühere Freunde ihn aus ihrer Felsenstadt gejagt und ihn mit Steinen und Beleidigungen beworfen, bis er auf die tückischen Dünen hinausgerannt war, um vermeintlich von einem der »dämonischen Würmer« verschlungen zu werden.
    Doch Selim war unschuldig gewesen, und Gott hatte ihn gerettet – weil er einen Auftrag für ihn hatte.
    Als ein Sandwurm gekommen war, um ihn zu verschlingen, hatte Selim das Geheimnis entdeckt, wie das Geschöpf zu reiten war. Der Shai-Hulud hatte ihn vom Zensunni-Dorf fortgebracht und ihn nahe einer verlassenen botanischen Versuchsstation abgesetzt, wo er Nahrung, Wasser und Werkzeuge gefunden hatte. Dort hatte Selim die Zeit genutzt, in sich selbst zu schauen und seine wahre Mission zu verstehen.
    In einer durch Melange ausgelösten Vision, bei der er beinahe im

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