Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
nutzlos.«
»Ich bin nicht nutzlos. Ich bin gut mit dem Messer ... ich habe einen Gegner getötet und einen anderen im Duell verletzt.« Sie berührte ihre Augenbraue. »Diese Narbe verdanke ich einem Mann vom Raumhafen. Er wollte mich vergewaltigen. Dafür zeichnete ich ihn mit einer Narbe – einmal quer über den Bauch.«
Selim zog einen milchweißen Kristalldolch und zeigte ihn der jungen Frau. »Ein Wurmreiter trägt einen Dolch wie diesen, gefertigt aus dem heiligen Zahn von Shai-Hulud.«
Marha starrte voller Erstaunen darauf. »Ach, was könnte ich mit einer so wunderbaren Waffe vollbringen!«
Jafar lachte. »Viele hätten gern eine solche Waffe, aber du musst sie dir verdienen.«
»Sag mir, was ich tun muss.«
Als er regelmäßige Trommelschläge aus der ausgedehnten Wüste hörte, drehte sich Selim zum Höhlenfenster um. »Bevor du eine übereilte Entscheidung triffst, Mädchen, schau dir an, was dich hier erwartet.«
»Mein Name ist Marha. Ich bin kein Mädchen mehr.«
Für junge Leute auf ganz Arrakis war Selim eine ruhmreiche Gestalt, ein tollkühner Held. Viele versuchten, ihm nachzueifern und selbst Wurmreiter zu werden, obwohl er sie davon abzubringen versuchte, indem er sie vor den Gefahren eines Renegatenlebens warnte. Da Selim eine wahre Vision von Gott erhalten hatte, blieb ihm selbst keine andere Wahl. Sie dagegen konnten es sich noch einmal überlegen.
Doch immer wieder gab es Kandidaten mit leuchtenden Augen, die seinen Rat in den Wind schlugen. Sie brachen mit großen Träumen und übersteigertem Selbstvertrauen auf, was sich in den meisten Fällen als ihr Verderben erwies. Doch jene, die überlebten, lernten die größte Lektion ihres Lebens.
Draußen hallten die Trommelschläge über die Dünen. Fast alle Beobachter hatten den Sand verlassen und waren in den Schutz der Felsklippen zurückgekehrt. Biondi saß allein auf dem Kamm einer Düne, dem Ort, den er für seine Prüfung ausgewählt hatte. Er hatte alles dabei, was er brauchte. Der junge Mann trug einen der neuen Destillanzüge, die Selim und seine Anhänger zum Schutz vor den lebensfeindlichen Bedingungen in der offenen Wüste entwickelt hatten. Außerdem hatte er Stangen und Haken mitgenommen, und zwischen seinen Knien lag ein Seil. Er schlug auf eine Trommel, sandte einen lauten, beharrlichen Lockruf aus.
Marha trat ehrfürchtig neben Selim, als könnte sie noch gar nicht glauben, dass sie nun an der Seite des Mannes war, der längst zu einer Legende der Wüste geworden war. »Wird ein Wurm kommen? Wird er reiten?«
»Wir werden sehen, ob er Erfolg hat«, sagte Selim. »Aber Shai-Hulud wird kommen. Das tut er immer.«
Selim sah das Wurmzeichen als Erster und zeigte es der jungen Frau. Nach über einem Vierteljahrhundert zählte er nicht mehr, wie oft er schon einen Sandwurm gerufen und die rauen Segmente erklettert hatte, um das Geschöpf an sein gewünschtes Ziel zu lenken.
Biondi war nur zweimal zuvor geritten, immer in Begleitung eines erfahrenen Reiters, der alle Arbeit für ihn übernommen hatte. Der Junge hatte eine angemessene Leistung gebracht, doch musste er noch eine Menge lernen. Ein weiterer Monat Übung hätte ihm viel genützt.
Selim hoffte, dass er keinen weiteren Anhänger verlor ... doch nun lag Biondis Schicksal in seinen eigenen Händen.
Der Anfänger schlug die Trommel viel länger als notwendig. Er bemerkte die Ankunft des Wurmes erst, als er nach Osten blickte und zitternde Wellen sah, die durch den Sand liefen. Dann griff er nach seiner Ausrüstung und rappelte sich auf. Dabei trat er versehentlich gegen die Trommel, sodass sie die Vorderseite der Düne hinunterrollte.
Am Fuß der Sandformation traf die Trommel auf einen Felsen und sandte einen weiteren hallenden Ton aus. Der herankommende Wurm wich leicht zur Seite aus, und Biondi wirbelte herum, um seine Position im letzten Moment anzupassen. Unerwartet tauchte der Wurm aus dem Sand auf, wirbelte Staub auf und ebnete Dünen ein.
Selim staunte über den majestätischen Anblick. »Shai-Hulud«, flüsterte er ehrfurchtsvoll.
Vor dem heranstürmenden Giganten war Biondi eine winzige Gestalt, die Haken und Stange bereithielt, die Muskeln angespannt.
In instinktiver Furcht zuckte Marha zurück, doch Selim hielt sie an der Schulter fest und zwang sie, dem Geschehen zuzusehen.
Im letzten Moment verlor Biondi die Nerven. Statt mit dem Geschirr auf seinem Platz zu bleiben, wandte er sich zur Flucht. Doch niemand konnte Shai-Hulud in der Wüste
Weitere Kostenlose Bücher