Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
größere Zahl von Menschen am Leben bleiben kann?«
Serena konnte es nicht mehr ertragen. Sie wusste, dass sie nichts mehr zu verlieren hatte, und stürzte sich mit bloßen Fäusten auf ihn, genauso wie damals, als er unbeschwert den kleinen Manion vom Balkon geworfen hatte.
Doch Erasmus fing sie mit ruhiger, stählerner Kraft auf und stieß sie zurück. Serena verletzte sich an Gesicht und Armen, als sie zu Boden ging. Schnell rappelte sie sich wieder auf.
Der Roboter glättete sein zerknittertes Gewand und wandte sich an seinen jugendlichen Begleiter. »Gilbertus, das ist die irrationale, fanatische Frau, die früher einmal als Dienerin in meiner Villa gearbeitet hat. Ich habe dir von ihr erzählt.«
Der junge Mann nickte. »Ich verspreche dir, dass ich anders als sie bin und dich nicht enttäuschen werde.«
Serena funkelte den jungen Mann an. Obwohl er ein Mensch war, studierte er sie, als wäre sie ein Insekt in einem Schaukasten. Wie der Roboter schien er voller Neugier, aber ohne jede Emotion zu sein.
»Ist er dein neues Spielzeug?«, fragte sie Erasmus. »Ein weiteres unschuldiges Opfer deiner Experimente?«
Der Roboter zögerte und wirkte leicht verlegen. »Nein, Gilbertus ist ... mein Sohn!«
* * *
Die Denkmaschinen studierten und verspotteten sie stundenlang, wie ihr schien.
Der Flussmetallkäfig, in dem Serena und ihre Seraphim steckten, besaß wie der gesamte Zentralturm die Fähigkeit zur Gestaltwandlung, wie eine mechanische Amöbe. Je nach Omnius' Launen nahm das Gefängnis immer neue Formen an und wandelte sich vom Drahtgeflecht zu antiken Gitterstäben und zu unsichtbaren Kraftfeldern.
Derzeit schien ihre Zelle Ausmaße von mehreren hundert Metern zu haben. Es war keine Absperrung zu sehen, obwohl Serena wusste, dass sie vorhanden war. Es interessierte sie gar nicht mehr, welche Form ihr Käfig annahm. Doch zur Demonstration der Grausamkeit der Denkmaschinen machte ihre Umgebung eine neue Metamorphose durch, und nun befand sie sich in einer exakten Nachbildung des Hofes auf dem Anwesen der Butlers auf Salusa, wo sie vor einer halben Ewigkeit glückliche Tage mit ihrer Familie verbracht und auf einer Verlobungsfeier ihre Liebe zu Xavier bekannt gegeben hatte.
Für Serena war die Genauigkeit dieser Simulation ein Beweis, dass sich Spione der Maschinen auf den Liga-Welten aufhielten. Die Informationen hatte Omnius zweifellos von menschlichen Verrätern erhalten, die in seinen Diensten standen. Bei der bloßen Vorstellung, dass ein Mensch aus Fleisch und Blut freiwillig für den Allgeist arbeitete, drehte sich ihr der Magen um.
Erinnerungen an das Verlobungsbankett im Hof stiegen in ihr auf – an die salusanischen Künstler, die bunte Bänder an die Sträucher gebunden und die Anwesenden mit ihren wunderbaren Volkstänzen entzückt hatten, die Frauen in fliegenden Röcken und die Männer wie bunte Pfauen herausgeputzt. Xavier hatte eine makellose Armada-Uniform getragen und hinreißend ausgesehen, voller Freude über die Aussicht auf ein gemeinsames Leben.
Serenas Augen trübten sich, aber sie hielt die Tränen zurück. Diese Genugtuung wollte sie Omnius nicht gönnen.
Schließlich sagte der Allgeist: »Mit dieser Farce verschwenden wir nur unsere Zeit. Serena Butler, Sie müssen Ihre Forderungen zurückziehen und offiziell den Vereinbarungen zustimmen, die von den Kogitoren vorgeschlagen wurden.«
»Pass gut auf, was sie jetzt tut«, sagte Erasmus zu Gilbertus Albans.
Serena schnaufte. »Du würdest es nicht wagen, mir etwas anzutun, Omnius. Für mein Volk bin ich unbesiegbar, und deshalb bin nur ich in der Lage, dir gegenüberzutreten und die Freilassung aller menschlichen Sklaven in deinem Einflussbereich zu verlangen. Ich bin die Entsprechung des Allgeistes der Menschheit – aber ich bin anders als du, Omnius. Ich habe ein Herz und eine Seele! Deshalb kann ich dir niemals unterliegen.«
Angespannt standen die Seraphim in der Nähe der Priesterin. Niriem warf Serena einen flehenden Blick zu. Bald. Wenn die Maschinen nicht zu lange brauchten, um den Köder zu schlucken.
»Wenn Sie den Vereinbarungen nicht zustimmen, lasse ich Sie töten. Ihr Tod würde das Selbstbewusstsein der Menschen schwer erschüttern. Sie würden erkennen, dass Sie keineswegs unbesiegbar sind.«
Serena hob den Kopf. »Du darfst mich nicht töten. Du hast sicheres Geleit für den Repräsentanten der Liga versprochen.«
»Nur unter der Voraussetzung, dass der Vertreter der Menschen die Bedingungen
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