Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
verharrten unentschlossen. Die Seraphim warfen sich auf die schweren Maschinen, während Omnius' dröhnende Stimme ertönte: »Erasmus, erkläre mir dein Verhalten!«
»Sie will sich zur Märtyrerin machen. Sie will, dass du sie tötest, damit die Menschen dich umso mehr hassen. Dadurch werden wir unser Problem niemals lösen.«
»Erasmus, deine Schlussfolgerungen sind unlogisch und unverständlich.«
»Sicher, Omnius. Aber vergiss nicht, dass wir es hier mit Menschen zu tun haben.«
Die Kampfroboter hoben die Waffen und zogen sich von Serena und den Seraphim zurück. Serena schrie: »Ihr könnt jetzt nicht aufhören!«
Sie hatte sich bewusst dieser Konfrontation ausgesetzt und alles riskiert. Sie hatte sich darauf verlassen, dass sie die Denkmaschinen zu einer vorhersagbaren Reaktion veranlassen konnte. Doch Erasmus hatte ihren Plan zunichte gemacht – wie er schon so vieles zunichte gemacht hatte.
»Es tut mir Leid, Priesterin«, sagte die Anführerin der Seraphim zu ihr. Tränen strömten über Niriems Gesicht. Sie setzte sich bereits in Bewegung, viel schneller, als die Roboter vorhersehen konnten. »Der Große Patriarch gab mir weitergehende Befehle.«
Serena riss die Augen auf, als sich die Kriegerin auf sie warf. Niriem hatte sich wie eine Feder angespannt, und nun entlud sich ihre Kraft. Serena verstand sofort, was geschah. Obwohl er ihren Plan kannte, die Maschinen dazu anzustacheln, sie zu ermorden, damit sie ihre wahre Bosheit offenbarten, hatte Iblis Ginjo nichts dem Zufall überlassen wollen.
Er war auf Nummer sicher gegangen.
Sie sog den Atem ein, als Niriems Fuß gegen ihren Hals schlug und ihr im nächsten Moment das Genick brach. Während sie zurückgeschleudert wurde, krachte die Faust der Seraph gegen ihre Schläfe und ließ ihren Schädel wie eine Eierschale zerplatzen.
Ohne einen Laut, sogar ohne das leiseste schmerzvolle Keuchen, fiel Serena Butler tot zu Boden. Ihre Lippen hatten sich noch zum Ansatz eines stillen Lächelns verzogen.
Omnius verstummte überrascht und verwirrt. Die Illusion schimmerte und verblasste schließlich, bis nur noch die Metallwände des hohen Zentralturms und die reglosen Wachroboter zu sehen waren.
Alle fünf Seraphim wussten, dass sie verloren waren, und folgten ihrem letzten Befehl. In koordinierter Formation stürmten sie schreiend vor, auf die feindlichen Roboter zu. Sie hatten keine Waffen außer ihren Körpern, doch Niriem und ihre vier Kameradinnen zerstörten sechsundzwanzig Wach- und Kampfroboter, bevor die Maschinen die Letzte der Frauen getötet hatten.
Als das Gemetzel vorbei war, stand Erasmus neben Gilbertus Albans und sah sich die Bescherung an. Serenas erstarrtes Gesicht schien Zufriedenheit auszudrücken. Selbst im Tod schien sie noch von ihrem letztlichen Triumph überzeugt zu sein.
Der junge Schützling des Roboters war blass geworden. Obwohl er niemals in Emotionen unterrichtet worden war und unter der Obhut des Roboters aufgewachsen war, schienen sich Gilbertus' angeborene menschliche Eigenschaften bemerkbar zu machen. Er starrte auf die getötete Priesterin.
»Ich bin zutiefst betrübt, Vater.« Der junge Mann musste offenbar um die ungewohnten Worte ringen. »Aber noch viel stärker empfinde ich Wut. Sie war tapfer und bewundernswert. Das hätte nicht geschehen sollen.«
Erasmus nickte. »Das sind genau die Gefühle, die du als menschliches Wesen verspüren solltest. Omnius wird nie verstehen, warum du so etwas sagst, aber ich. Wenn wir die Zeit finden, werden wir deine Emotionen gründlicher erforschen.«
Schließlich kehrten die noch funktionsfähigen Kampfroboter auf ihre Positionen zurück, und die Stimme des Allgeistes dröhnte von den Wänden. »Warum hat sie das getan, Erasmus? Erkläre es mir!«
Der Roboter ging auf und ab und versuchte, Ordnung in seine Gedanken zu bringen. »Das macht mir große Sorgen, Omnius. Sehr große Sorgen.«
Obwohl es zu einer Tragödie gekommen war, vermutete der unabhängige Roboter, dass alles genauso geschehen war, wie Serena Butler es choreographiert hatte. Erasmus befürchtete, dass ihr Tod dramatische Folgen haben würde. Es war möglich, dass sie unwissentlich eine Waffe scharf gemacht hatten, deren Gefährlichkeit beispiellos war.
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Ich habe die Kontrolle über die Art und Weise, wie ich mein Leben führe. Wie sich die Geschichte an mich erinnert, ist eine ganz andere Angelegenheit.
Aurelius Venport,
aus dem vertraulichen Geschäftstestament,
VenKee
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