Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
sagen muss, desto mehr bin ich davon überzeugt, dass es besser ist, dass ihr jetzt nicht bei mir seid. Ich könnte es nicht ertragen, mich mit euch zu streiten.« Sie breitete die Hände aus. »Ich will nur, dass ihr mich versteht ... auch wenn ihr mit meiner Entscheidung nicht einverstanden seid.
Welche Ironie, dass unser Leben – und sogar unsere Gedanken – bis ins Letzte von den Denkmaschinen geprägt wurden. Omnius hat all meine Träume zerstört, alles, was ich mir für die Zukunft gewünscht habe. Doch von der Kogitorin Kwyna habe ich gelernt, dass das Gewebe der Geschichte aus starken Fäden geknüpft ist, die wir nur dann sehen können, wenn wir weit genug zurücktreten, um das größere Bild erkennen zu können.
Ich weiß, dass ihr mich immer geliebt habt, aber ich konnte keinem von euch beiden geben, was ihr verdient hättet. Stattdessen hat eine höhere Macht uns ein wichtigeres Ziel gegeben. Wären wir wirklich glücklich gewesen, wenn wir ein ruhiges Leben hätten führen können? Diese Liebenswürdigkeit gewährt Gott nur schwachen Menschen. Für uns hat er Größeres vorgesehen. Uns – und Iblis Ginjo – ist die Aufgabe zugefallen, die lange, dunkle Reise des menschlichen Überlebens in das strahlende Licht des Djihad zu führen. Diese Aufgabe ist eine große Erfüllung ... aber sie hat auch einen schrecklichen Preis.«
Vors Finger umklammerten die scharfen Kanten der Juwelenkette und er hatte Angst vor dem, was sie als Nächstes sagen würde. Er schaute blinzelnd auf Serenas gealtertes, aber immer noch attraktives Gesicht. Sie hatte etwas Glückseliges an sich, als wäre sie bereits in eine andere Sphäre übergetreten. Er erschauderte.
Xavier setzte sich in einen Sessel und barg das Gesicht in den Händen.
»Mein Fehler war es nicht, den Kampf anzuführen, sondern zugelassen zu haben, dass die Menschen sich an den endlosen Krieg gewöhnen. Sie haben jede Leidenschaft verloren – und wir brauchen Fanatismus, wenn wir eine Chance haben wollen, die Denkmaschinen zu besiegen. Ich muss handeln, um dem Djihad neue Antriebskraft zu geben, um unsere Entschlossenheit zu erneuern.«
Nun lächelte sie milder. »Ich bin alt und bereit für ein letztes dramatisches Exempel, das Omnius demonstrieren soll, dass weder er noch seine Robotertrabanten jemals den menschlichen Geist verstehen werden. Ich werde ihre lächerlichen Friedensvereinbarungen nehmen und sie ihnen in die kalten Metallkehlen stopfen.«
»Nein ... nein«, murmelte Vor. »Sie würden dich töten.« Aber er sprach zu einer Holoprojektion, die ihm nicht antwortete.
»Iblis hat mich auf dem Weg zu dieser schrecklichen Entscheidung unterstützt«, fuhr Serena fort. »Er hat Recht. Er weiß, was getan werden muss, und er hat mir geholfen, das Räderwerk in Bewegung zu setzen. Er hat mich an meine Pflichten erinnert. Hört euch selbst an, was er dazu sagt.«
Das Bild flimmerte und löste sich wie ein Rauchwölkchen auf. Vor starrte in den leeren Raum, wo sie sich scheinbar befunden hatte, und hoffte sie zurückholen zu können, wenigstens einen Hauch von ihr. Doch ein kaltes Gefühl der Angst sagte ihm, dass dies die letzten Worte gewesen waren, die Serena Butler jemals an ihn und Xavier gerichtet hatte.
Er sah seinen tief erschütterten Freund an. Da er nicht wusste, was er mit seinen aufgewühlten Empfindungen anstellen sollte, legte er das Halsband in die Schachtel zurück und stellte sie weg. »Iblis hat ihr bei dieser Entscheidung geholfen? Was soll das heißen? Hat er sie überzeugt, diesen Schritt zu unternehmen?«
Xavier antwortete mit fester Stimme, die ein Echo seiner jugendlichen Stärke war. »Ich glaube, dass Iblis genau das gewollt hat, und du kennst seine Überzeugungskraft. Er hat Serena überredet, sie weichgeklopft. Wenn sie nie mehr zurückkehrt, ist er der alleinige Führer des Djihad.«
Vor kannte den ehemaligen Trustee seit den Tagen der Revolte auf der Erde und wusste seit langem, wie viel ihm Macht und Ruhm bedeuteten. Vor traute ihm nicht und verabscheute diesen Mann, der Serena Butlers Namen als Sprungbrett für seine eigenen Ambitionen benutzt hatte.
Xavier erregte sein Mitleid, sodass er zu ihm ging und ihn umarmte. Sie fühlten sich nicht imstande, die Frau zu retten, die sie immer lieben würden.
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Ich fürchte mich nicht vor dem Tod, denn ich empfinde es als besonderes Glück, dass ich überhaupt geboren wurde. Dieses Leben ist ein Geschenk, und ich habe es nie als mein Eigentum
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