Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
Lebensweise der Wüste aufgegeben, um sich Luxusgüter von anderen Welten leisten zu können. Die Bewohner deines Dorfes leben eine Lüge. Es überrascht mich nicht, dass du ihnen glaubst.«
Der junge Mann sah sie blinzelnd an, und schließlich erkannte er sie im Zwielicht an der Narbe über der Augenbraue. »Du warst eine von uns, aber du bist fortgelaufen. Ich habe dich gesehen, als ihr unsere Gewürzkarawane überfallen habt.«
Marha hob den Kopf. »Ich habe die Absicht, die Frau von Selim Wurmreiter zu werden.« Sie überraschte sich selbst mit solch einem kühnen Eingeständnis, doch sie hatte den Entschluss bereits vor einem Monat gefasst. Alle anderen Stammesmitglieder konnten es sowieso sehen.
Ihre Stimme wurde härter. »Ich kämpfe gegen jene, die Shai-Hulud vernichten wollen, indem sie das Gewürz ausbeuten und von unserer Welt fortschaffen. Naib Dhartha ist unser größter Feind.«
Aziz setzte sich mühsam auf. »Aber ich bringe eine Botschaft von meinem Großvater. Er möchte mit Selim Wurmreiter Frieden schließen. Für uns gibt es keinen Grund mehr, die Fehde fortzuführen.«
Marha runzelte die Stirn und sah ihn mit Verachtung an. »Das muss Selim entscheiden.«
* * *
Als Aziz das nächste Mal in der Dunkelheit der Nische erwachte, brauchte er eine Weile, bis ihm bewusst wurde, dass jemand in völliger Stille in der Kammer saß, direkt hinter ihm. Nicht Marha ... sondern jemand anderer.
»Bist du ... bist du Selim Wurmreiter?«
»Viele suchen mich und manche finden mich. Wenige kehren je zurück, um davon zu erzählen.«
»Ich habe davon gehört«, sagte Aziz und fühlte sich sehr tapfer. Er setzte sich auf. »Ich habe dich schon einmal gesehen, als du unsere Gewürzkarawane überfallen hast. Du hast keinen von uns verletzt. Ich glaube, dass du ein Mann von Ehre bist.«
»Im Gegensatz zu deinem Großvater.«
Selim aktivierte einen Leuchtstreifen. Obwohl das Licht schwach war, erschien es Aziz verblüffend hell, nachdem er so lange Zeit in der Dunkelheit der Höhle verbracht hatte. »Zweifellos verehrst du Naib Dhartha. Du glaubst, er muss ein guter Mensch sein, da er den Stamm führt. Doch betrachte ihn nicht als Helden. Und glaube nicht alles, was über Helden gesagt wird.«
Nun konnte Aziz sehen, dass Selims Gesicht wettergegerbt, aber überraschend jugendlich war. Seine Augen waren hart und intelligent, und sein Ausdruck war majestätischer, als Aziz in Erinnerung hatte. Dieser Mann hatte eine klare Vision und Bestimmung. Der Junge hielt den Atem an und glich dieses Bild an die Legenden an, die er gehört hatte. Schließlich, Auge in Auge mit diesem überlebensgroßen Mann, versagten ihm die Worte.
»Wie ich hörte, bringst du eine Botschaft. Was könnte Naib Dhartha mir möglicherweise zu sagen haben?«
Aziz' Herz pochte, da dies zweifellos die wichtigste Aufgabe war, mit der er je betreut worden war. »Er möchte, dass ich dir Folgendes sage: Er vergibt dir in aller Form die Verbrechen, die du als Junge begangen hast. Der Stamm zürnt dir nicht mehr, und mein Großvater möchte dich wieder in unserem Dorf willkommen heißen. Er möchte, dass du zu unserem Volk zurückkehrst, auf dass wir alle in Frieden leben können.«
Selim lachte über das Angebot. »Gott hat mir eine Mission gegeben. Ich bin für eine große Aufgabe auserwählt.« Er lächelte humorlos, und seine dunkelblauen Augen blitzten. »Sag deinem Großvater, dass ich dem Stamm für seine Schuld Absolution erteile, wenn er die Gewürzernte beendet.«
»Aber unser Volk muss das Gewürz verkaufen, um zu überleben«, sagte Aziz überrascht. »Wir haben keine andere Wahl ...«
»Es gibt viele Wege zu überleben«, schnitt Selim ihm das Wort ab. »Es gab schon immer viele Wege. Das haben meine Anhänger in den vergangenen Jahren bewiesen. Die Zensunni lebten seit Generationen auf Arrakis, bevor sie zu abhängig von den Luxusgütern der Fremdweltler wurden.« Er schüttelte abweisend den Kopf. »Aber du bist noch ein kleiner Junge. Ich erwarte nicht, dass du das verstehst.« Selim erhob sich. »Komm wieder zu Kräften, dann werde ich dich zu deinem Großvater zurückbringen.« Er lächelte. »Ich zweifle, dass Naib Dhartha mir dieselbe Freundlichkeit erweisen würde.«
* * *
Drückendes Sonnenlicht brannte in der Stille der offenen Wüste auf sie herab. »Wenn du rennst, wirst du sterben«, sagte Selim Wurmreiter.
Aziz stand neben ihm auf dem Kamm einer pulvrigen Düne tief im Meer aus Sand. »Ich werde
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