Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
Fehler er machte, und wusste, dass er bald sterben würde. Selim hatte gesagt, dass Unfähigkeit und Unachtsamkeit auf Arrakis rasch zum Tode führten. Die Wüste hatte den Jungen geprüft und für ungeeignet befunden.
In früheren Generationen hatten die Zensunni-Nomaden auf Arrakis gelernt, in Harmonie mit der rauen Umwelt zu leben, doch Selim und seine Anhänger gingen noch einen Schritt weiter. Sie kamen mit weniger Vorräten aus, als selbst die alten Stämme benötigt hatten. Selims Leute lebten von ihrem Verstand und ihren Fähigkeiten, sie waren unabhängig von Luxusgütern, Wasser oder Werkzeugen von den dekadenten Händlern in Arrakis City.
Marha war inzwischen fast ein Jahr lang bei Selims Bande. Sie hatte gelernt, mit dem Messer zu kämpfen, Sandstürme zu überleben, Verstecke in der tiefen Bled zu finden und wie man den Shai-Hulud herbeirief und ritt. Sie hatte nun ihr eigenes Crysmesser, eine milchige gekrümmte Klinge, die einst der Zahn des großen Wurms gewesen war. Es wäre ein Gnadenakt, dem Jungen die Kehle aufzuschlitzen und ihn schnell sterben zu lassen, während er ansonsten einen langsamen, qualvollen Tod vor sich hatte.
Und dann hatte sie den Enkel von Naib Dhartha erkannt. Da sie wusste, dass Selim mit ihm sprechen wollte, entschloss sie, ihn am Leben zu lassen und Selim die Entscheidung über das Schicksal des Jungen zu überlassen.
Unter einem sternenklaren Himmel kreisten die Banditen den Jungen ein, als er bebend vor Erschöpfung und Durst im Schutz der Felsen lag. Zuerst war Aziz überzeugt, dass Marha und die anderen nur eine Ausgeburt seiner Phantasie waren. Sie rückten heran, schattenhafte Gestalten, die sich mit Zeichen und Schnalzlauten verständigten. Aziz war so schwach, dass er kaum den Kopf heben konnte.
Sie nahmen ihn ohne Kampf gefangen, und nachdem sie ihm einen Schluck wertvollen Wassers gegeben hatten, trugen sie ihn wie ein Stück trockenen Holzes davon. Er versuchte, seinen Namen auszusprechen und ihnen zu sagen, weshalb er gekommen war, doch seine Worte waren nur ein schwaches Krächzen. Schließlich lächelte der Junge kurz durch rissige, blutige Lippen. »Ich wusste, ihr würdet kommen ...«
Selim Wurmreiter und seine Höhle waren weit entfernt, doch die Gesetzlosen konnten schnell reisen. Als sie die verborgene Siedlung erreichten, sorgte Marha dafür, dass Aziz in eine kleine isolierte Nische gebracht wurde, wo sie ihm weiteres Wasser und ein wenig Nahrung gab und ihn dann in einen tiefen Schlaf der Erschöpfung fallen ließ. Selim war auf einem Wurm ausgeritten, um ferne Gewürzfelder zu überfallen, und würde noch mindestens einen weiteren Tag fort sein.
Lange Zeit später erwachte der Junge in der kühlen, dämmrigen Kammer. Er fuhr sofort hoch, wäre jedoch beinahe wieder in Ohnmacht gefallen. Er legte sich mit offenen Augen wieder hin und starrte in die verschwimmenden Schatten, während er versuchte, sich zu orientieren. Marha erschreckte ihn, als sie ihn ansprach. »Wir lassen uns nicht oft dazu herab, Dummköpfe zu retten. Du hattest Glück, dass Shai-Hulud dich nicht verschlungen hat. Wie konntest du so schlecht vorbereitet in die Wüste hinausgehen?«
Sie öffnete eine Feldflasche mit Wasser neben seinem Lager und ließ ihn trinken. Trotz seiner verbrannten Haut und der dunklen Schatten um seine Augen lächelte Aziz sie an. »Ich musste Selim Wurmreiter finden.« Er atmete tief durch, um wieder Kraft zu tanken. »Ich bin ...«
Marha unterbrach ihn. »Ich weiß, wer du bist, Enkel des Naib Dhartha. Nur dein Wert als Geisel hat mich überzeugt, nicht das Wasser deines Körpers zu vergießen. Vielleicht möchte Selim dich zu Tode foltern, um Rache für die Verbrechen deines Großvaters zu nehmen.«
Der Junge schnellte hoch. »Mein Großvater ist ein guter Mann! Er möchte nur ...«
»Naib Dhartha hat Selim aus dem Stamm verstoßen, obwohl er ganz genau wusste, dass ein anderer junger Mann für das Verbrechen verantwortlich gewesen war. Es kümmerte ihn nicht, dass ein unschuldiges Waisenkind sterben würde, damit er ein bedeutenderes Stammesmitglied retten konnte. Der Junge, der den Diebstahl wirklich verübt hatte, kannte seine Schuld, genauso wie dein Großvater. Doch Selim sollte für das Verbrechen bezahlen.«
Aziz blickte sie verwirrt an. Offenbar hatte noch niemand so über seinen Großvater gesprochen. »Das ist nicht die Geschichte, wie sie mir erzählt wurde.«
Marha zuckte die Achseln und sah ihn finster an. »Naib Dhartha hat die
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