Dune Legenden 03 - Die Schlacht von Corrin
Istian?« In Trigs Stimme klang Enttäuschung mit.
»Ich habe keine Furcht, aber Verstand genug, um mich nicht auf so etwas einzulassen.« Er verdankte dem Geist Jool Norets nicht allein Geschicklichkeit im Kampf und unüberwindbare Tapferkeit, sondern auch Klugheit. »Es entspricht nicht meiner Berufung.«
»Aber meiner«, behauptete Trig starrsinnig. »Und wenn ich im Kampf gegen die Maschinendämonen umkomme, wird mein Geist umso stärker und in der nächsten Söldnergeneration von Ginaz wiedergeboren werden. Auch wenn wir nicht mit allen Ansichten dieser Leute einverstanden sind, Istian, müssen wir doch einräumen, dass sie eine Wahrheit erkannt haben und einen Weg beschreiten, der dir offenbar verwehrt ist.«
Istian konnte dazu nur traurig nicken. »Die Söldner von Ginaz agieren unabhängig. So ist es immer gehalten worden. Ich habe kein Recht, dir vorzuschreiben, was du tun und lassen sollst.« Sein Blick schweifte über die buntscheckige Schar der Fanatiker und ihr Sammelsurium aufgelesener Waffen. »Vielleicht kannst du die Flugzeit nach Corrin nutzen«, schlug er mit leichtem Spott vor, »um diese Leute im Gebrauch ihrer Waffen zu unterrichten.«
»Genau das ist meine Absicht.« Zum Abschied reichte Trig ihm die Hand. »Wenn die heilige Serena es will, sehen wir uns wieder.«
»Wenn die heilige Serena es will.« Doch im Innersten wusste Istian, dass es wahrscheinlich nie dazu kommen würde. »Kämpfe gut, und mögen deine Gegner schnell fallen.« Nach einem Moment der Verlegenheit drückte er den langjährigen Freund kurz, aber herzlich an sich, denn ihm war klar, dass er Nar Trig nie wiedersehen würde.
Während sein Kamerad mit hoch erhobenem Haupt aufbrach und die Führung des Haufens selbst ernannter »Schwertmeister« übernahm, wandte sich Istian noch einmal zu ihm um. »Warte, ich habe eine Frage an dich!«, rief er. Trig drehte sich um und schaute ihn an, als wäre er ein Fremder. »Ich hatte vergessen, dich zu fragen ... was auf der Korallenscheibe stand, die du auf Ginaz aus dem Korb gezogen hast? Wessen Geist wohnt in dir?«
Trig stutzte, als hätte er sich lange nicht mehr mit dieser Angelegenheit beschäftigt, dann griff er in eine Gürteltasche und holte die Scheibe heraus. Er drehte sie so, dass Istian die glatten, völlig leeren Flächen sehen konnte. Kein Name stand darauf. Als wäre sie eine wertlose Münze, schnippte er die Scheibe Istian zu, der sie mit der Hand auffing.
»Ich habe in mir keinen Geist, der mich leitet«, sagte Trig. »Ich bin ein neuer Schwertmeister. Ich muss meine eigenen Entscheidungen treffen und mir selbst einen Namen machen.«
31
Die Evolution ist die Gehilfin des Todes.
Naib Ishmael,
Deutung eines zensunnischen Sutra
Ganz gleich, wie sehr sich die Welt ringsum wandelte, die Wüste blieb rein und still, weit, offen und ewig unberührt. Dennoch hatte Ishmael in diesen Tagen das Gefühl, immer weiter hinaus in die große Ödnis gehen zu müssen, um Frieden zu finden.
Jahrhundertelang hatten die Abgelegenheit von Arrakis und die rauen klimatischen Verhältnisse Besucher fern gehalten. Aber jetzt lockte aufgrund der Seuche das Gewürz zu stark, und zu Ishmaels Widerwillen kamen immer mehr Fremde auf ihre Welt.
Der Wurm, den er mit seinem gleichmäßigen Getrommel gerufen hatte, war ein kleines Tier, doch Ishmael war es gleich. Er hatte keine lange Reise vor sich. Er musste einfach mal Abstand vom Lärm der außerplanetaren Musik und den grellen Farben fremder Stoffe gewinnen, von denen er sogar in seinem eigenen Volk umgeben war. Ishmael brauchte Zeit für sich selbst, um Herz und Gemüt zu läutern.
Er benutzte Haken und Seile, um das Tier zu besteigen, die Methode, die er nach vielen Jahren der Praxis gewohnt war. Nachdem er und seine Gefährten, allesamt von Poritrin entflohene Sklaven, auf Arrakis notgelandet waren, hatte Marha ihm mit unendlicher Geduld gezeigt, wie man einen Sandwurm ritt, und darauf bestanden, dass es unabdingbar war, um die Legende von Selim Wurmreiter zu verstehen. – Wie sehr Ishmael sie vermisste ...
Inmitten der Farben des nahen Morgens bewahrte Ishmael Halt an der rauen, krustigen Haut der oberen Ringsegmente des Wurms. Er genoss es, den heißen, scharfen Wind im Gesicht zu spüren, das Scharren des Sands zu hören, auf dem der Wurm dahinzog. Die Dünen, die gewaltige Leere, ein paar Felsen, der immer währende Wind, vereinzelte Gewächse und Tiere ... Düne verschmolz mit Düne, Wüste mit Wüste.
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