Dune Legenden 03 - Die Schlacht von Corrin
ich gegenwärtig keine Zeit.«
»Aber du hast mir doch von den Philosophen erzählt, die lehrten, dass es so etwas wie Sicherheit gar nicht gibt, weder für einen biologischen Organismus noch für eine Denkmaschine. Welchen Sinn sollte es also haben, ob ich die Labors verlasse oder bleibe? Vielleicht stecke ich mich an, vielleicht auch nicht. Deine Robotersysteme könnten aus Ursachen, die du noch nie in Betracht gezogen hast, jeden Moment zum Stillstand kommen. Oder ein Meteor könnte vom Himmel stürzen und uns beide erschlagen.«
»Mein Sohn, mein Schützling, mein lieber Gilbertus, würdest du mich nun unverzüglich nach draußen begleiten? Bitte. Wir können diese Fragen in aller Ausführlichkeit erörtern, aber nicht hier.«
»Da du so höflich bist, will ich deinen Wunsch, obwohl ich darin einen menschlichen Manipulationstrick erkenne, gern erfüllen.«
Gilbertus begleitete den autonomen Roboter durch versiegelte Luftschleusen aus dem Kuppelbau des Laborgebäudes hinaus unter den rötlichen Himmel Corrins. Im Freien machte sich Gilbertus offenbar über das Gedanken, was er in den Seuchentestkammern gesehen hatte. »Vater, macht es dir überhaupt nichts aus, so viele Menschen zu töten?«
»Es geschieht zum Wohl der Synchronisierten Welten, Gilbertus.«
»Aber es sind Menschen ... wie ich.«
Erasmus schaute ihn an. »Es gibt keinen zweiten Menschen wie dich.«
Vor etlichen Jahren hatte der Roboter einen speziellen Terminus ersonnen, um Gilbertus' Höherentwicklung der geistigen Prozesse, seine bemerkenswerte Fähigkeit zur Gedächtnisstrukturierung sowie seine Begabung zu logischem Denken zu würdigen. »Ich bin dein Mentor«, hatte er gesagt. »Und ich unterweise dich in der Mentation. Deshalb möchte ich dir einen von diesen Vokabeln abgeleiteten Spitznamen geben. Ich will ihn verwenden, wenn ich mit deinen Leistungen ganz besonders zufrieden bin. Ich hoffe, du siehst darin ein Zeichen der Zuneigung.«
Gilbertus hatte über das Lob seines Meisters gegrinst. »Ein Zeichen der Zuneigung? Wie lautet dieser Spitzname, Vater?«
»Ich werde dich Mentat nennen.« Und bei diesem Namen war es geblieben.
»Zweifellos ist dir klar, dass die Synchronisierten Welten nur Segen über die Menschheit bringen werden«, erklärte Erasmus. »Deshalb sind diese Testpersonen ... gewissermaßen eine Investition. Und ich werde sicherstellen, dass du lange genug lebst, um die Früchte unserer Pläne zu ernten, mein Mentat.«
Gilbertus strahlte vor Freude. »Ich warte ab und werde sehen, wie sich die Geschehnisse entwickeln, Vater.«
Sie betraten Erasmus' Villa und suchten den friedlichen botanischen Garten auf, ein Mikrouniversum aus üppigen Gewächsen, plätschernden Brunnen und Kolibris, die private Rückzugssphäre des Paars, eine Stätte, wo sie jedes Mal ganz besondere Stunden miteinander verbrachten. In seinem Eifer hatte Gilbertus bereits das Schachspiel aufgestellt, während er darauf wartete, dass Erasmus seine Arbeit abschloss.
Gilbertus schob einen Bauern vor. Erasmus ließ Gilbertus stets den ersten Zug tun; er hielt es für fair, für einen Beweis väterlicher Nachsicht. »Wenn mich trübe Stimmung befällt, tue ich immer, was du mich gelehrt hast, um meinen Verstand strukturiert und effizient funktionstüchtig zu halten. Ich vertiefe mich gründlich in komplizierte mathematische Berechnungen. Diese Übung behebt meine Zweifel und Sorgen.« Er wartete darauf, dass auch der Roboter einen Bauern zog.
»Das ist ein vollkommen richtiges Verfahren, Gilbertus.« Erasmus schenkte seinem Adoptivsohn ein so ehrliches Lächeln, wie er es zustande bringen konnte. »In der Tat bist du als Ganzes vollkommen.«
Tage später rief der Allgeist Erasmus in den Zentralturm. Kurz zuvor war ein kleines Raumschiff eingetroffen, an Bord einer der wenigen Menschen, die ungeschoren die primäre Synchronisierte Welt anfliegen durften. Ein ledrig aussehender Mann verließ das Raumfahrzeug und wartete am Pavillon vor dem variablen Turm. Wie ein lebender Organismus konnte das Flussmetallbauwerk, in dem Omnius wohnte, die Form ändern. Erst ragte es düster hoch empor, dann sank es in die Breite.
Erasmus erkannte den dunkelhäutigen Mann. Seine Augen standen dicht beisammen, er hatte eine Glatze und war größer als ein Tlulaxa und weniger verschlagen. Auch viele Jahrzehnte nach seinem Verschwinden und angeblichen Tod arbeitete Yorek Thurr immer noch unermüdlich auf die Vernichtung des Menschengeschlechts hin. Als insgeheimer
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