Dune Legenden 03 - Die Schlacht von Corrin
großer Menge zu sehen, Menschen, die sich stöhnend auf engstem Raum drängten. Ein Bild nach dem anderen zeigte eine endlose Abfolge von verzweifelten Mienen.
»Wir haben Sprengsätze in jedem dieser Raumfahrzeuge angebracht. Ausgelöst werden sie durch die Signale des Störfeldnetzes, das Sie um Corrin installiert haben. Wenn irgendein Schiff der Armee der Menschheit durch die Barriere fliegt, werden die Sprengsätze automatisch gezündet. Wenn Sie sich dem Planeten nähern, haben Sie den Tod von zwei Millionen Unschuldigen zu verantworten.«
Nun zeigte Erasmus sein Flussmetall-Gesicht. Der Roboter lächelte. »Wir betrachten die Geiseln als entbehrlich. Sehen Sie das genauso?«
Fassungslose Schreie und Flüche ertönten in der LS Serenas Sieg und kamen als Echo von allen Schiffen der Vergeltungsflotte und der Wacheinheiten vor Corrin zurück. Alle Anwesenden sahen Vorian an und erwarteten von ihm eine Lösung des Dilemmas.
Er presste die Lippen zusammen und dachte an all die Schlachten, die er bislang ausgefochten hatte, die Freunde, die er verloren hatte, das Blut, das bereits an seinen Händen klebte. Er sammelte seinen Mut und sprach langsam und mit eisiger Stimme. »All das spielt nicht die geringste Rolle.« Er wandte sich an seine Besatzung. »Das kann nur unsere Entschlossenheit stärken, die Denkmaschinen ein für alle Mal zu vernichten.«
»Höchster Bashar!«, platzte es aus Abulurd heraus. »Es sind über zwei Millionen Menschen!«
Vorian reagierte nicht darauf, sondern gab seinem Kommunikationsoffizier ein Zeichen, dass er antworten wollte. Als sein Bild übertragen wurde, zeigte Erasmus' Gesicht überraschte Genugtuung. »Ach, Vorian Atreides – unser alter Feind! Es sollte mich nicht überraschen, dass Sie hinter diesem aggressiven Spiel stecken.«
Vorian verschränkte die Arme über der Brust. »Glauben Sie wirklich, Sie könnten meine Entschlossenheit durch den feigen Einsatz menschlicher Schutzschilde ins Wanken bringen?«
»Ich bin ein Roboter, Vorian Atreides. Sie kennen mich. Und Sie wissen, dass ich nicht bluffe.« Er behielt das unerträgliche Lächeln auf dem Flussmetall-Gesicht bei.
Vorian dachte erneut an die Bilder der zahllosen Gefangenen, die in die Container und Schiffe gestopft worden waren, wie sie die Gesichter ans Plaz drückten, voller Angst und ohne Hoffnung. Dann konzentrierte er sich wieder auf ihr eigentliches Ziel und sammelte neue Kraft. Wenn er heute nicht handelte, bezweifelte er, dass er jemals eine neue Chance erhalten würde.
»Dann ist es ein trauriger, aber notwendiger Preis für den Sieg.« Er wandte sich Abulurd zu. »Machen Sie die Vergeltungsflotte zum Großangriff bereit. Warten Sie auf mein Kommando.«
Die Besatzung keuchte entsetzt auf und widmete sich murrend wieder ihren Pflichten. Abulurd stand wie erstarrt da, als könnte er nicht glauben, was sein Mentor gesagt hatte. Es stimmte, dass sie bereitwillig das Opfer zahlreicher Menschenleben als unvermeidbaren Preis des Krieges in Kauf genommen hatten – aber nicht auf diese Weise.
Nach einer kurzen Pause fuhr Erasmus fort; er sprach lauter, klang aber immer noch völlig ruhig. »Ich habe mir gedacht, dass es schwierig werden könnte, Sie zu überzeugen. Also habe ich eine weitere Überraschung für Sie vorbereitet, Vorian Atreides. Schauen Sie genau hin.«
Nachdem noch ein paar Bilder von Gefangenen gezeigt worden waren, konzentrierten sich die Szenen zu seinem Entsetzen auf einen Raum, in dem nur eine Frau saß, die von zwei klobigen Kampfrobotern bewacht wurde. Jeder in der Liga der Edlen kannte dieses Gesicht, auch wenn es im Laufe mehrerer Jahrzehnte der Verehrung ein wenig idealisiert worden war. Vorian selbst hatte sie noch zu Lebzeiten kennen gelernt, hatte sie sogar geliebt. Er hatte nie die Gelegenheit erhalten, sich von ihr zu verabschieden, bevor sie nach Corrin aufgebrochen war, um Omnius und seinen Waffenstillstandsbedingungen zu trotzen.
Serena Butler.
Rayna Butlers schrille Stimme kam über den Kom. »Es ist die heilige Serena! Genauso wie in meiner Vision!«
Vorian starrte sie an. Sie schien etwas jünger auszusehen als in seiner Erinnerung, aber seit ihrem Tod waren acht Jahrzehnte vergangen. Er hatte sie viel zu gut gekannt, jeden Gesichtsausdruck, jede mimische Bewegung des Mundes, jeden Blick aus ihren eindringlichen lavendelfarbenen Augen. So viele Male hatte er die schicksalhaften letzten Bilder gesehen, die aufgenommen worden waren, als sie in Begleitung ihrer Seraphim
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