Dune Legenden 03 - Die Schlacht von Corrin
... und fordert ihren schrecklichen Preis.
Primero Xavier Harkonnen,
letzte Diktajournal-Notiz
Im Verlauf seiner außerordentlich langen militärischen Karriere hatte Oberkommandierender Vorian Atreides vieles gesehen, aber selten eine schönere Welt als Caladan besucht. Für ihn glich diese Wasserwelt einer mit Andenken gefüllten Schatzkammer, einem Traum vom »normalen« Leben – einem Dasein ohne die Maschinen, ohne den Krieg.
Überall auf Caladan stieß Vorian auf Erinnerungen an die goldenen Zeiten, die er hier mit Leronica Tergiet verlebt hatte. Sie war die Mutter seiner Zwillingssöhne, die Frau, die über sieben Jahrzehnte lang seine Geliebte und Gefährtin gewesen war, obwohl sie nie offiziell geheiratet hatten.
Leronica weilte in ihrem gemeinsamen Heim auf Salusa Secundus. Obwohl sie inzwischen Anfang neunzig war, liebte er sie mehr als je zuvor. Um sich länger an die Jugend klammern zu können, hätte sie regelmäßig Dosen der verjüngenden Gewürz-Melange nehmen können, die unter den reichen Edlen sehr beliebt geworden war, aber sie sah darin eine künstliche Krücke und lehnte es ab. So etwas entsprach ganz ihrem Charakter.
In schroffem Gegensatz dazu sah Vorian aufgrund der Unsterblichkeitsbehandlung, die sein Cymek-Vater ihm aufgenötigt hatte, noch immer wie ein junger Mann aus, vielleicht wie ihr Enkel. Um sich ihr ein wenig anzupassen, färbte sich Vorian in gewissen Abständen graue Strähnen ins Haar. Er wünschte, er hätte Leronica auf den Flug zu diesem Planeten mitgenommen, auf dem sie sich kennen gelernt hatten.
Nun saß Vorian mit seinem fähigen jungen Adjutanten Abulurd Butler zusammen, dem jüngsten Sohn von Quentin Vigar und Wandra Butler, und schaute aufs Meer hinaus, sah die Kutter mit ihrer Beute aus Tang und fettem Butterfisch zurückkehren. Gleichzeitig war Abulurd der Enkel von Vorians engstem Freund ... Doch Xavier Harkonnens Name wurde heutzutage kaum noch ausgesprochen, nachdem man ihn unwiderruflich zum Feigling und Verräter an der Menschheit abgestempelt hatte. Der Gedanke an diese Ungerechtigkeit, die im Wesentlichen auf den Automatismen der Legendenbildung beruhte, lastete nach wie vor als Bürde auf Vorian, ändern konnte er daran jedoch nichts. Inzwischen waren beinahe sechzig Jahre verstrichen.
Er und Abulurd hatten sich an einen Tisch in einem neuen Suspensorrestaurant gesetzt, das sich langsam entlang der caladanischen Küste bewegte und einen ständig wechselnden Ausblick auf das Meer und das Ufer bot. Ihre Dienstmützen lagen auf einem breiten Fenstersims. Unmittelbar vor der Küste brandeten Wogen gegen große Klippen, und die Gischt, die an ihnen hinabrann, sah wie weiße Spitze aus. Die Sonne des Spätnachmittags schimmerte auf den Wellen.
In ihren grün-karmesinroten Uniformen beobachteten die beiden Männer die Flut und tranken Wein, genossen eine kurze Erholungspause vom endlosen Djihad. Vorian trug die Uniform lässig, ohne all die lästigen Orden, während Abulurd mustergültig nach Vorschrift aussah. Genau wie sein Großvater.
Vorian hatte den jungen Mann unter seine Fittiche genommen, auf ihn Acht gegeben und ihn gefördert. Seine Mutter – Xaviers jüngste Tochter – hatte Abulurd nie kennen gelernt, da sie bei seiner Geburt eine schwere Apoplexie erlitten hatte und dadurch in eine Katatonie verfallen war. Jetzt hatte er sich, kaum dass er achtzehn geworden war, der Djihad-Armee angeschlossen. Sein Vater und seine Brüder hatten sich im Kriegsdienst bewährt und zahlreiche Orden erhalten. Es war zu erwarten, dass auch Quentin Vigars Jüngster sich beizeiten glanzvoll auszeichnete.
Um dem Makel des Namens Harkonnen zu entgehen, hatte Abulurds Vater den Familiennamen der mütterlichen Seite übernommen, voller Stolz das Erbe Serena Butlers angetreten. Seit er vor zweiundvierzig Jahren in deren berühmte Familie eingeheiratet hatte, war der Kriegsheld Quentin sich der Ironie des Namens stets bewusst geblieben. »Früher war ein Butler ein serviler Bediensteter, der ohne Widerrede die Weisungen seines Herrn ausführte. Aber jetzt verkünde ich ein neues Familienmotto: ›Wir Butlers sind niemandes Diener.‹« Seine zwei älteren Söhne, Faykan und Rikov, hatten sich, als sie ihr junges Leben dem Kampf im Djihad verschrieben, an diese Devise gehalten.
Wie viel Geschichte doch in einem Namen steckt, dachte Vorian. Und wie befrachtet er ist.
Er atmete tief durch und ließ den Blick durchs Restaurant schweifen. An einer Wand hing eine
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