Dune Legenden 03 - Die Schlacht von Corrin
Maula-Gewehren und Chandler-Pistolen verließ die Gruppe das Raumschiff, um in der Menge etwas Ordnung zu schaffen. In den undurchdringlichen Schutzanzug gehüllt, trat Abulurd unter den Himmel von Ix, der für seine Augen unangenehm hell war. Wochenlang hatte er nur die recycelte, gefilterte Bordatmosphäre des Javelin-Zerstörers gerochen; unter normalen Umständen hätte er nun zu gerne frische Luft geschnappt. Es gelang Ticia Cevna, sogar im schweren Schutzanzug, mit anmutigen, geschmeidigen Bewegungen die Rampe hinabzuschreiten. Im Helm wandte sie den Kopf hin und her und suchte mit scharfem Blick die Menschenmenge nach lebenstüchtigen und somit rettungswürdigen Personen ab.
Bald wurden die Wartenden unruhig. Abwechselnd jubelten sie oder führten untereinander erregte Diskussionen. Plötzlich befürchtete Abulurd, dass die Hand voll bewaffneter Söldner keine Chance gegen diese Menschenmenge hatte, falls sie rabiat werden sollte. Immerhin zählten starke Gewaltbereitschaft und Irrationalität zu den Symptomen des ersten Krankheitsstadiums. Ohne die Körperschilde abzuschalten, konnten sie die Projektilwaffen nicht abfeuern, aber gleichzeitig machten sie sich dadurch angreifbar. Er musste in dieser Situation äußerste Umsicht walten lassen.
»Cuarto«, rief Ticia Cevna, als hätte sie das Kommando übernommen, »sorgen Sie dafür, dass die von mir ausgewählten Exemplare an Bord gebracht, gereinigt und untersucht werden. Alle sollen isoliert gehalten werden, bis die Gewissheit besteht, dass sie wirklich brauchbar sind. Wir müssen unbedingt vermeiden, dass ein Infizierter andere Kandidaten ansteckt.«
Abulurd gab den entsprechenden Befehl. Die Liga wollte es so, deshalb hatten sie diesen Planeten aufgesucht. Wenigstens ein paar Menschen konnte er auf diese Weise retten. Aus dem Raumschiff kamen weitere zehn, ebenfalls in Schutzanzüge gekleidete Djihad-Soldaten. Sie schafften die Melange-Lieferung heraus. Dass es zu wenig Melange war, stand von vornherein fest.
Die Zauberin bahnte sich einen Weg durch die zunehmend ungehaltene Masse der Ixianer, deren Mehrheit sie an Körpergröße überragte. Sie suchte junge Männer und Frauen sowie Kinder aus, die einen gesunden, intelligenten und kräftigen Eindruck machten. Auch wenn ihre Auswahl willkürlich wirkte, sonderten die Soldaten die Kandidaten sofort vom Rest ab und führten sie zum Raumschiff, und es dauerte nicht mehr lange, bis sich der Verdruss der Versammelten zum Zorn steigerte. Männer fanden die Gnade der Zauberin, aber nicht ihre Ehefrauen, und Kinder wurden von den Eltern getrennt. Dann begriffen die erschrockenen Ixianer endlich, dass hier keine Hilfs- oder Rettungsmaßnahme der Art stattfand, die sie sich erhofft hatten.
Wütendes Geschrei ertönte. Abulurds Söldner hielten die Waffen bereit, verließen sich zunächst jedoch darauf, dass die Individualschilde sie gegen alles schützten, was der Mob nach ihnen werfen mochte. Ein Mädchen heulte aus vollem Hals und wollte nicht die Hand ihrer Mutter loslassen. Eilig griff Abulurd ein, um zu verhindern, dass sich die Lage weiter zuspitzte, und verständigte sich auf einer privaten Frequenz mit der Zauberin. »Höchste Zauberin, ich verstehe Sie nicht. Die Mutter sieht genauso gesund aus. Warum lassen Sie nicht beide mitkommen?«
Die Zauberin, die der Menschenmenge merklich geringschätzig gegenüberstand, richtete ihren helläugigen Blick in Abulurds Richtung und setzte eine finstere, ungeduldige Miene auf. »Welchen Vorteil hätte es, auch die Mutter mitzunehmen? Haben wir die Tochter, verfügen wir auch über die Gene der Familie. Es ist zweckmäßiger, eine nicht mit ihr verwandte Person auszuwählen und dadurch anderes wichtiges Genmaterial zu konservieren.«
»Aber Sie reißen Familien auseinander! So hat es die Liga nicht vorgesehen.«
»Mehr als ein Exemplar pro wertvoller Abstammungslinie brauchen wir nicht. Wozu sollten wir uns mit Dubletten belasten? Es wäre eine Vergeudung von Zeit und Platz. Sie wissen genau, dass wir an Bord zu wenig Raum zur Verfügung haben.«
»Gibt es denn keine andere Möglichkeit? Sie haben mir nicht gesagt, dass wir die Sache auf so abstoßende, unmenschliche ...«
Sie fiel ihm ins Wort. »Ich war dagegen, Cuarto, aber Sie haben auf der Landung bestanden. Denken Sie nach. Die Seuche wird diese Familien ohnehin auseinander reißen. Mein Anliegen ist es, die genetische Qualität der Menschheit zu sichern. Ich bin nicht an läppischer Gefühlsduselei
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