Dune Legenden 03 - Die Schlacht von Corrin
einen langen Moment musterte die Zauberin sie mit ungnädigem Blick, dann wandte sie sich an die Söldner und wies sie an, die letzten Kandidaten zur Einquartierung an Bord zu bringen. »Verschwinden wir von diesem Planeten.« Angewidert wartete Abulurd an der Einstiegsrampe des Raumschiffs auf sie. »Selbstsüchtiges Gesindel! Wozu geben wir uns überhaupt die Mühe, derart minderwertiges Pack zu retten?«
Abulurd hatte ihre Einstellung von Herzen satt. »Man kann ihnen ja wohl keinen Vorwurf machen. Es kam ihnen nur darauf an, das eigene Leben zu retten.«
»Zum Nachteil anderer Zeitgenossen. Ich handele zum Wohl des gesamten Menschengeschlechts. Mir ist klar geworden, dass Sie nicht das Rückgrat haben, um schwierige Entscheidungen zu treffen. Unangebrachtes Mitgefühl würde den Untergang für uns alle bedeuten.« Die Zauberin maß ihn mit einem abfälligen Blick und zielte offenbar vorsätzlich darauf ab, ihn zu beleidigen. »Nach meiner Einschätzung, Cuarto Butler, zeigen Sie sich in Krisensituationen willensschwach und unverlässlich ... Wahrscheinlich taugen Sie nicht zum Kommandeur. Genau wie Ihr Großvater.«
Statt sich gekränkt zu fühlen, wurde Abulurd von Zorn und Trotz gepackt. Auch wenn die Geschichtsschreibung Xavier Harkonnens Heldentaten nicht zur Kenntnis genommen hatte, kannte Abulurd sie von Vorian Atreides. »Mein Großvater hätte in dieser Angelegenheit mehr Mitgefühl als Sie bewiesen.« Heute scherte sich kaum noch jemand um die Tatsachen, weil die offizielle Lesart seit Generationen geglaubt und wiederholt wurde. In diesem Augenblick jedoch, als er die überhebliche Ignoranz dieser Frau sah, traf er spontan einen kühnen Entschluss.
Auch wenn sein Vater und seine Brüder verlegen den Kopf senkten, schwor sich Abulurd, nie wieder wegen seines wahren Familiennamens Scham zu empfinden. Er wollte das Versteckspiel beenden. Sein Ehrgefühl ließ nichts anderes zu.
»Höchste Zauberin, mein Großvater war kein Feigling. Die Einzelheiten der damaligen Ereignisse sind geheim gehalten worden, um den Djihad nicht zu beeinträchtigen, aber er hat genau das getan, was nötig war, um zu verhüten, dass der Große Patriarch unverzeihbares Unheil anrichtete. Iblis Ginjo war der Schurke, nicht Xavier Harkonnen.«
Entgeistert warf Ticia Cevna ihm einen ebenso ungläubigen wie vernichtenden Blick zu. »Sie schmähen meinen Vater.«
»Es ist einfach nur die Wahrheit.« Abulurd hob das Kinn. »Der Name Butler mag ehrenwert sein, aber das gilt auch für den Namen Harkonnen. Und von nun an werde ich für den Rest des Lebens ein Harkonnen sein. Ich stehe zu meiner wahren Herkunft.«
»Was reden Sie da für einen Blödsinn?«
»Künftig werden Sie mich mit Abulurd Harkonnen anreden.«
24
Krieg ist eine gewaltsame Form des Kommerzes.
Adrien Venport, »Ökonomische Planungen zur Gewürz-Gewinnung auf Arrakis«
Die Liga der Edlen sprach von einer »Gewürz-Hochkonjunktur«.
Sobald allgemein bekannt wurde, dass sich die Melange zur Bekämpfung der tödlichen Omnius-Seuche eignete, eilten die abgebrühtesten Männer und Frauen vieler, weit verstreuter Planeten nach Arrakis, um ihr Glück zu machen. Aus Raumschiffen strömten Prospektoren und Tagebauagenten, allesamt verzweifelt bereit zum äußersten Risiko, auf die zuvor so einsame Wüstenwelt.
Ishmael traute kaum seinen Augen, als er zum ersten Mal nach Jahrzehnten wieder die schillernde Metropole Arrakis City aufsuchte. Sie erinnerte ihn an das halb vergessene Starda auf Poritrin, von wo er einst hatte fliehen müssen.
In der staubtrockenen Landschaft waren hastig Gebäude errichtet worden, die sich inzwischen bis in die felsigen Vorgebirge ausgebreitet hatten. Auf dem Raumhafen landeten und starteten zu jeder Tages- und Nachtzeit Raumschiffe; lokale Fluggefährte und Bodenfahrzeuge sausten hin und her. Zu tausenden trafen Passagiere ein, schirmten die Augen vor Arrakis' gleißender Sonne ab und gierten regelrecht danach, in die Weite der Dünen auszuschwärmen, ohne an die tödlichen Gefahren zu denken, die dort lauerten.
Gerüchten zufolge sollte es auf Arrakis so viel Melange geben, dass jeder mit einer Tasche losziehen und sie vom Boden aufsammeln konnte – und auf gewisse Weise stimmte diese Behauptung sogar, nur musste man wissen, wo sie sich finden ließ. Die Mehrzahl der Neuankömmlinge würde in ein paar Monaten tot, den Sandwürmern, der ausgedörrten Umwelt oder der eigenen Dummheit zum Opfer gefallen sein. Sie waren
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