Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
haben sich eher auf die Überzeugungskraft des Schwerts verlassen.«
»Mein Vater geht die Dinge anders an«, sagte Paul.
»In der Tat«, bestätigte Yueh. Er rückte den Silberring der Suk-Schule zurecht, mit dem sein Haar an der Schulter zusammengefasst war.
»Meine Mutter hat gesagt, dass Sie ein paar Bene-Gesserit-Techniken gelernt haben«, sagte Paul. »Gibt es an der Suk-Schule Lehrerinnen der Bene Gesserit?«
»Nein.« Yueh ließ die Hand in den Schoß sinken. »Meine ... Wanna ... sie war eine Bene Gesserit. Eine Frau lehrt ihren Mann vieles, selbst wenn er nicht tiefenausgebildet ist ... und wenn sie eine Bene Gesserit ist ...« Er schüttelte den Kopf.
»Ist sie ... tot?«, fragte Paul.
Yueh schluckte trocken. Er hat Mitleid mit mir. Ich will sein Mitleid nicht!
»Ja«, sagte er. Und er dachte: Ich bete, dass es wahr ist. Möge sie tot sein – und im Tod frei von den Harkonnens. Aber ich kann mir nicht sicher sein, bis ich dem Baron in unserem eigenen Tahaddi Alburhan gegenübertrete. Die Beweisprüfung. Meine Augen sollen ihn sehen.
»Das tut mir leid«, sagte Paul. Und er dachte: Vielleicht fühle ich mich deshalb in seiner Nähe unbehaglich. Er ist ein Mann mit schrecklichem Kummer. Ich muss freundlicher zu ihm sein. Möglicherweise kann mein Vater ihm eine Frau beschaffen.
»Ich muss in ein paar Minuten los«, sagte Yueh. »Wir haben heute wirklich nicht besonders viel studiert, was? Das kommt von der ganzen Aufregung. Bald werde ich dich wieder regelmäßig und mit einem vollen Stundenplan unterrichten ... auf Arrakis.«
»Alles ist ziemlich durcheinander«, sagte Paul. »Außerdem herrscht so viel Unruhe in unseren Mauern, weil unsere Streitkräfte jetzt, wo wir Truppen vorgeschickt haben, verringert sind. Aber mein Vater sagt, dass wir hier nicht besonders verwundbar sind, weil viele der großen Häuser inständig hoffen, dass die Harkonnens die Konvention verletzen. Das würde sie zu Freiwild machen. Jeder, der will, könnte sie dann mit geballter Kraft angreifen.«
»Trotzdem ist es am besten, drinnen zu bleiben«, sagte Yueh. »Ich habe gehört, dass man letzte Nacht im Obstgarten einen Jägersucher abgeschossen hat.«
PAUL UND HERZOG LETO ATREIDES:
Die Raumgilde und die Grosse Konvention
»Aber lass uns zuerst über Salusa Secundus reden. Verzeih, wenn ich scheinbar Offensichtliches anspreche. Ich möchte mir nur sicher sein, dass du diese Angelegenheit genauso siehst wie ich.«
Paul holte tief Luft und dachte: Endlich erzählt er mir, wie wir gewinnen können.
»Die meisten einfachen Leute glauben, dass unsere Zivilisation eine Wissenschaftskultur ist«, erklärte der Herzog, »dass sie sich auf eine konstitutionelle Monarchie gründet, in der selbst der Niedrigste zu hohen Positionen aufsteigen kann. Schließlich werden ständig neue Planeten entdeckt, nicht wahr?«
»Hawat meint, dass neue erdähnliche Planeten so selten sind wie Zähne bei Hühnern und dass ihre Zuteilung ein imperiales Monopol ist«, sagte Paul. »Abgesehen von denen, die uns unbekannt sind und die uns von der Raumgilde vorenthalten werden.«
»Es freut mich zu hören, dass du Hawat so häufig zitierst«, sagte der Herzog. »Das zeugt von deiner angeborenen Auffassungsgabe. Doch ich bezweifle, dass die Gilde irgendwelche Planeten besitzt. Ich glaube nicht, dass ihre Angehörigen gern auf Dreckklumpen leben ... im Freien. Ich bin mehrmals mit Gildenschiffen zum Hof und anderswohin gereist. Man bekommt nicht viel von der Besatzung zu sehen, außer auf Bildschirmen, aber was man sieht, vermittelt den deutlichen Eindruck, dass sie planetengebundene Menschen verabscheuen.«
»Warum lassen sie sich dann überhaupt mit uns ein? Warum können sie nicht einfach ...?«
»Weil sie etwas von Ökologie verstehen«, erklärte der Herzog. »Sie wissen, dass sie in den bestehenden Verhältnissen eine schöne, sichere Nische haben. Es ist billiger, für Rohstoffe und für das, was sie nicht selber herstellen wollen, auf uns zurückzugreifen ... oder für das, was sie nicht herstellen können – wie zum Beispiel Melange. Ihre Philosophie ist es, keine Unruhe zu stiften. Sie transportieren uns und unsere Waren und machen damit Gewinn. Überall, jederzeit – solange sie sich dadurch nicht in Gefahr bringen. Sie bieten allen zum selben Preis ihre Dienste an.«
»Das weiß ich, aber es ist trotzdem seltsam«, sagte Paul. »Ich erinnere mich daran, wie ein Gildenmann zu uns kam, als wir den Vertrag für die
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