Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
Familie.«
»Die Familie meines Herzogs ist meine Familie.«
»Das ist nicht das Gleiche«, sagte Paul. »Du warst so beschäftigt mit unserer ...«
»Was ich will oder brauche, gibt mir mein Herzog«, sagte Hawat. »Wenn ein Gemeiner reden würde wie du, wäre er ein Fall für den Scharfrichter. Du bist dazu geboren, zu herrschen, Junge, und diejenigen, deren Loyalität du dir verdient hast, werden dir zu Diensten sein. Aber es genügt nicht, zu etwas geboren zu sein. Du musst auch etliches lernen. Deshalb sind wir hier, und deshalb sollten wir uns am besten an die Arbeit machen.« Er tippte auf die Papiere auf dem Tisch. »Yueh und deine Mutter und jeder mit einem Fetzen Wissen über Arrakis hat all das in dich hineingepumpt. Also, was weißt du über diesen Planeten?«
PAUL UND GURNEY HALLECK
Gurney war für Paul genaugenommen das, was einem Spielkameraden am nächsten kam.
Gurney legte die Waffen auf den Übungstisch, ordnete sie zu einer Reihe an und vergewisserte sich ein letztes Mal, dass sie bereit waren. Die Lähmer waren gesichert, die Kappen steckten fest auf den Rapierspitzen, die Bodkins und Kindjals befanden sich in ihren stumpfen Scheiden, und die Schildgürtel waren mit frischen Batterien bestückt.
Hinter sich hörte Gurney, wie der Junge ruhelos auf und ab ging, und plötzlich fiel ihm auf, dass Paul mit den meisten Menschen nur langsam warm wurde, dass nur wenige hinter seinen höflichen Umgangsformen mehr als eine seltsam unstete Freundlichkeit erkannten. Wie der alte Herzog, dachte Gurney. Immer standesbewusst. Und das ist ein Jammer, weil in dem Junge nämlich so viel Freude steckt, zu viel, um sie ständig niederzuhalten. Er wandte sich um, sein Baliset über der Schulter, und begann es zu stimmen. Ich mal wieder, dachte er. Da lasse ich mir die Grillen durch den Kopf schwirren, wo ich mich doch eigentlich an die Arbeit machen sollte.
»Du hasst die Harkonnens beinahe so sehr wie mein Vater«, sagte Paul.
»Beinahe«, bestätigte Gurney, und Paul fiel sein ironischer Tonfall auf. »Der Graf Rabban von Lankiveil ist ein Vetter der Harkonnens. Hast du die Geschichte von Ernso, dem Goldschmied, gehört, den man auf Pedmiot gefangengenommen und als Sklaven an Graf Rabban verkauft hat ... gemeinsam mit seiner Familie?«
»Ich habe dich schon oft die Ballade darüber singen gehört«, erwiderte Paul.
Gurney sprach mit der Wand hinter dem Jungen. »Dann wirst du dich erinnern, dass man Ernso befahl, Griff und Klinge vom besten Schwert des Grafen zu verzieren. Ernso gehorchte, doch er versteckte einen Fluch in der Form der Verzierungen, mit dem er den Himmel beschwor, das böse Haus zu vernichten.«
»Ja.« Paul nickte verwirrt. Die blutige Ballade gehörte nicht gerade zu seinen Lieblingsliedern.
»Und dort war der Fluch versteckt«, fuhr Gurney fort, »bis ein Hoflakai ihn zufällig sah und die Schriftzeichen aus seinen Kindertagen wiedererkannte. Oh, es wurde viel darüber gelacht bei Hof, bis das Ungeheuer Rabban davon erfuhr.«
»Und dafür hat man Ernso an den Zehen über einem Chiraknest baumeln lassen, bis er starb, und seine Familie hat man über die Sklavengruben verteilt«, sagte Paul. »Ich erinnere mich an die Geschichte, aber ...«
»Ich werde dir jetzt etwas verraten, von dem nur sehr wenige in diesem Haus wissen. Mein voller Name ist Gurney Halleck Ernson, Sohn des Ernso.«
Paul starrte auf das gewellte Narbengewebe an Gurneys Kiefer.
»Es waren Hawats Männer, die mich von Giedi Primus weggebracht haben, damals, als sie den Baron fast erwischt hätten«, sagte Gurney. »Ich war noch ein Kind, aber ich stellte mich geschickt mit dem Schwert an, da ich einen guten Grund zum Lernen hatte. Duncan Idaho fand eine Möglichkeit, mich an seiner Schule auf Ginaz ausbilden zu lassen. Ich hatte einige gute Angebote für meine Dienste, als ich meinen Abschluss machte, Junge, aber jetzt weißt du, warum ich zu den Atreides zurückgekehrt bin und warum ich sie niemals verlassen werde, solange man mich nicht in einer Kiste herausträgt.«
PAUL UND DR. YUEH
»Das klingt ganz nach Hawat«, sagte Yueh und strich sich den hängenden Schnurrbart glatt. »Ich habe gehört, dass Hawat fort ist. Er hat den Großteil des Propagandakorps und alle Druckerpressen mitgenommen. Interessant. Ich frage mich, welche Filmbücher er dort als Erstes zu veröffentlichen beabsichtigt. Du musst wissen, dass die Harkonnens auf Arrakis nicht viel Druckwerk eingesetzt haben. Sie
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