Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
stabilisierte.
Schließlich setzte auch das letzte Schiff mit laut zischenden Düsen auf und wirbelte eine Schmutzwolke auf. Nachdem sich die Luft geklärt hatte, öffnete sich eine Luke, und dahinter erschien ein Mann mit rauem Gesicht und roten Augen. Im ersten Moment erkannte sie ihn nicht, doch dann bemerkte sie seine vertraute, wenn auch unsichere Art, sich zu bewegen. Kleinigkeiten, geliebte Kleinigkeiten! Die grauen Augen waren vertraut, doch der Mann sah müde aus und so viel älter. Endlich erschien auch der Junge hinter ihm.
Sie eilte den beiden entgegen. »Ich dachte, ich würde euch nie wiedersehen!« Dorothy umarmte sie und küsste immer wieder ihre staubigen Gesichter.
Jesse strich ihr mit einer abgeschürften Hand über die Wangen und verschmierte ihre Tränen zu Schlamm. »Mein Liebling, du wirst ganz schmutzig.«
Der alte Dr. Yueh untersuchte die beiden Überlebenden in aller Kürze, begutachtete ihre Augen und nahm ihren Puls. »Gut, gut. Ach, ich untersuche Sie beide später ausführlich, wenn Sie sich gesäubert haben.« Er grinste. »Sie werden eine Menge Wasser verschwenden müssen, um all die Schmutzschichten abzukriegen.«
»Das ist mir egal«, sagte Jesse. »Dieses eine Mal in diesem Höllenloch werde ich in aller Ruhe ein Bad nehmen.«
»Ich auch«, sagte Barri. »Ich möchte für immer zu Hause bleiben.«
Dorothy hörte voll Trauer zu, als man ihr berichtete, was William English widerfahren war. Welche Tragödie! Dennoch durchlief sie beim Anblick ihrer Familie ein Schauer der Erleichterung. Jesse hatte ihren Sohn entgegen ihren Wünschen undenkbaren Gefahren ausgesetzt, aber er hatte sich und Barri auch vor dem beinahe sicheren Tod gerettet. Dorothy war noch immer wütend auf ihn, aber wenn das, was er durchgemacht hatte, ihm keinen gesunden Respekt für die Gefahren der Dünenwelt vermittelt hatte, würde nichts, was sie sagte, etwas an seiner Einstellung ändern. Die einzige Möglichkeit, wie sie diesen Wettstreit überleben konnten, bestand darin, dass sie alle zusammenhielten.
Arm in Arm gingen sie zum Hauptanwesen, das sich vor der schnell sinkenden Wüstensonne abhob.
ZWEITER TEIL
Das zweite Jahr auf der Dünenwelt
16
Die einzige Möglichkeit, wirklich auf Nummer sicher zu gehen, ist, jeden Menschen als potenziellen Feind zu betrachten.
General Esmar Tuek,
Sicherheitsbesprechungen
Während ihres ersten Jahres auf der Dünenwelt mussten die Linkams sich regelmäßig mit Ausrüstungsschäden, der »versehentlichen« Zerstörung von Vorräten und Werkzeugen, der verspäteten Lieferung neuer Erntemaschinen und Carryalls sowie offener Sabotage herumschlagen. Jesse zweifelte nicht daran, dass es in Carthage von Hoskanner-Spionen wimmelte, trotz größter Bemühungen seines Sicherheitschefs, sie aufzuspüren.
Ein weiteres Kontingent hervorragend ausgebildeter Kämpfer der catalanischen Volksgarde war eingetroffen, um sie vor möglichen Angriffen zu schützen. General Tuek hatte die Truppenstärke um das Anwesen herum verdoppelt, Wachtposten aufgestellt und seine Leute bei den Freien und Strafarbeitern eingeschleust.
Obwohl sie mit mörderischer Hingabe schufteten, blieb die Gewürzförderungsrate der Linkams erbärmlich niedrig und entsprach kaum einem Drittel der Hoskanner-Zahlen, wie sie aus den von William English gelieferten Geheiminformationen wussten. Die Lage wurde noch durch die zunehmende Feindseligkeit und Widerspenstigkeit der Sandarbeiter verschlimmert. Geringere Gewürzförderung bedeutete geringeren Lohn, und damit schwand trotz Jesses Versprechen auch die Hoffnung, die Dünenwelt jemals verlassen zu können.
Valdemar, der auf Gediprime das Ende des Wettstreits abwartete, lachte wahrscheinlich leise vor sich hin ...
Als ein naher Sturm genug Staub heranwehte, um die Sicht zu behindern und Flüge zu den Gewürzfeldern zu unterbinden, versammelte Jesse seine engsten Berater in einem kleinen, abgeschirmten Konferenzzimmer ohne Fenster und mit nur einer schmalen Tür. Tuek suchte den Raum nach Abhörgeräten und versteckten Kameras ab und erklärte ihn schließlich für sauber.
Es war an der Zeit, dass sie miteinander redeten.
Jesse setzte sich und legte die Hände auf die Tischplatte. Aus grimmigen grauen Augen musterte er die Gesichter von Dorothy und Tuek, die an entgegengesetzten Enden des Tisches saßen, und das von Gurney Halleck, der nach dem tragischen Tod von William English die Rolle des Erntevorarbeiters übernommen
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