Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
Staubvorhang, der ihnen unheilverkündend entgegenwogte. Der pfeifende Wind wurde stärker und schleuderte ihm nadelspitze Sandkörner ins Gesicht. Seine verstopfte Gesichtsmaske funktionierte nicht mehr besonders gut, ebenso wenig wie Barris. Auch ihre Ganzkörperanzüge waren eingerissen, was den Konservierungsmechanismus weniger effektiv machte. Und sie hatten kein Wasser mehr, nicht einen Tropfen.
Jesse ließ sich den Dünenhang hinuntergleiten und packte eine Schutzdecke aus. Nachdem er die Windrichtung festgestellt hatte, suchte er eine Stelle, wo ihnen die Dünen am meisten Windschatten boten und sie die beste Chance hatten, den aufziehenden Sturm zu überstehen. Sie wickelten sich dicht aneinandergedrückt in die Decke und lauschten dem schabenden Geräusch von Sand und Staub. Jesse erinnerte sich nur allzu gut an Englishs von schmirgelnden Winden vernarbtes Gesicht und daran, dass andere Menschen bis auf die Knochen abgeschabt worden waren. Ihre Chancen, die Nacht zu überleben, waren verschwindend gering.
Als wäre er lebendig, wirbelte der Wind durch die Ausgasungen und peitschte die Schwefeldämpfe in alle Richtungen. Eine dicker werdende Sandschicht lag auf ihrer Decke und dämpfte die furchterregenden Laute. Ab und zu versuchte Jesse, den Sand abzuschütteln, damit sie nicht erstickten.
Nach der Hälfte der langen Nacht legte sich der Wind langsam, und das Heulen des Sturms entfernte sich. Am Morgen mühten sich Jesse und Barri gemeinsam, die sandbeschwerte Decke anzuheben, erstaunt, dass sie noch am Leben waren. Nachdem sie sich den Sand von der Kleidung geschüttelt und den Staub aus den Augen gerieben hatten, schauten sie sich um. Der Sturm hatte das Ausgasungsfeld nur gestreift und war dann abgedreht und hatte sie unversehrt zurückgelassen.
Jesse umarmte seinen Sohn. »Ein Wunder, mein Junge!« Seine Kehle war so trocken, dass er kaum reden konnte. Nicht mehr als ein raues Krächzen drang aus seinem Mund. »Wir haben einen weiteren Tag überlebt.«
Barris Lippen waren ausgetrocknet und gesprungen, und seine Stimme klang nicht besser als die seines Vaters. »Vielleicht sollten wir uns einfach für eine Richtung entscheiden und losgehen.«
Durst brannte wie ein glühender Scheit in Jesses Mund. »Wir gehen heute und morgen ... so lange es dauert. Unsere Chancen stehen nicht gut, aber wenn wir aufgeben, bleibt uns überhaupt keine Hoffnung mehr.«
Die Ausgasungen röchelten wie ein Erstickender. Gase strömten weiterhin aus dem Sandstrudel, der den delirierenden William English verschluckt hatte.
Nachdem er dem Jungen eingeschärft hatte, nicht wegzugehen, kämpfte Jesse sich durch den losen Sand am Grund der Senke und kletterte am anderen Ende auf den hohen Dünenkamm. Vielleicht konnte er im Morgenlicht irgendeine Landmarke erkennen ... oder ein Geschwader Rettungsschiffe, dass sich ihnen über das Sandmeer hinweg näherte.
Oben auf dem Dünenkamm ging Jesse weiter, wobei seine Füße tief in den Sand einsanken. Plötzlich traf sein Stiefel auf etwas, das unter der Oberfläche begraben war. Er stolperte und stürzte nach vorn.
Jesse rollte sich auf die Seite, klopfte sich den Sand ab und wischte sich übers Gesicht. Er grub mit beiden Händen und brachte einen gekrümmten weißen Kunststoffstecken zum Vorschein. Sobald Jesse den dünnen, biegsamen Stab aus dem Sand befreit hatte, richtete er sich elastisch auf. Es handelte sich um einen der zahlreichen Wetterstecken, die die Sandarbeiter in der offenen Wüste aufstellten, um den Weg der Stürme zu verfolgen.
Jesse schaute nach links und rechts und ging ein paar Meter, bis er einen zweiten gebogenen Wetterstecken fand, den er ebenfalls freilegte. Er wackelte an den peitschenartigen Stecken und stellte fest, dass sie unversehrt waren, obwohl der Wind sie zu Boden gedrückt und verschüttet hatte. Er nahm einen tiefen Zug staubige Luft. Die symbolische Bedeutung seines Funds ließ sich als Omen verstehen: Man bleibt nur am Leben, indem man sich unter Angriffen biegt. Sei flexibel. Beuge dich der unaufhaltsamen Kraft und richte dich wieder auf, wenn sie vorbeigezogen ist.
Barri kam herbeigelaufen. »Ist alles in Ordnung? Was hast du gefunden?«
Er wandte sich zu seinem Sohn um. »Diese Stecken liefern den Wettersatelliten Daten. Hilf mir, sie auszugraben.«
Mit beiden Händen grub sich Jesse bis zum unteren Ende des Steckens. Als er den Instrumentenblock fand, lächelte er zum ersten Mal seit Tagen. »Und jeder hat einen Sender, der mit
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