Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
Dorothy konnte es ihnen nicht verdenken. Für diese Männer waren Prämien die einzige Hoffnung, sich jemals die Passage zu einer anderen Welt zu verdienen. Auch die Strafarbeiter wollten nicht von den Erntemaschinen abgezogen werden, weil sie befürchteten, auf noch schlimmere Gefängniswelten wie Salusa oder Eridanus V zurückgeschickt zu werden. Und niemand war über die Aussicht, dass die Hoskanners zurückkehren könnten, erfreut ...
»Ihr Ornijet ist vielleicht im Sturm abgestürzt«, sagte General Tuek, als er sich im Büro im dritten Stock des Anwesens mit Dorothy traf. Er stützte die Hände auf die Rückenlehne eines Stuhls. »Aber es kann ebenso gut Sabotage gewesen sein. Jeder, der weiß, dass der Edelmann in der Forschungsstation war, könnte ihm auf dem Rückweg eine Falle gestellt haben.«
»Viele Leute wussten von der Expedition, General.« Sie stand am Fenster, die Arme vor der Brust verschränkt. Etwas an dem Mann zerrte jedes Mal an ihren Nerven.
»Sie wussten davon, Mylady. Keinem Beobachter auf dem Landefeld sind die Spannungen zwischen Ihnen und dem Edelmann entgangen, als er aufgebrochen ist. Worum genau ging es bei dieser Meinungsverschiedenheit?«
Ihre Augen versprühten Funken der Wut, die sich durch ihren Kummer und ihre Hoffnungslosigkeit brannten. »Private Diskussionen zwischen mir und Jesse sind genau das – privat! Wie können Sie es wagen, auch nur anzudeuten, dass ich etwas mit ihrem Verschwinden zu tun haben könnte!«
»Als Sicherheitschef ist es meine Pflicht, jeden zu verdächtigen, insbesondere diejenigen, die einen Vorteil aus dem Verschwinden des Edelmanns ziehen könnten. Sie sind das stellvertretende Oberhaupt des Hauses Linkam. Meiner Meinung nach hat der Edelmann einer Gemeinen viel zu viel Kontrolle über seine Finanzen und seine Geschäfte gegeben.«
Dorothy war so verwirrt durch diese Anschuldigung, dass sie einen Moment brauchte, ihrer Logik zumindest ansatzweise zu folgen. »Wenn wir einmal den Umstand beiseitelassen, dass Barri mein eigener Sohn ist ...« Sie holte tief Luft und zwang sich, mit eisiger Stimme weiterzusprechen. »Wenn das Haus Linkam aufgelöst wird, verliere ich alles. Es wäre ausgesprochen dumm von mir, Jesse in Lebensgefahr zu bringen.«
»Sie sind nicht dumm, Mylady. Genaugenommen sind Sie schlau genug, um einen großen Teil vom Vermögen des Hauses Linkam auf eigene Geheimkonten umzuleiten.« Die rotgefleckten Lippen des Veteranen waren zu einer dünnen, grimmigen Linie zusammengepresst. Er zeigte keine Spur Mitgefühl.
Sie legte die Hände an die Hüften, um nicht der Versuchung nachzugeben, ihn zu erwürgen. »Das ist nun wirklich genug, General. Insbesondere von jemandem, der angedeutet hat, dass wir die Suche aufgeben sollten.«
»Etwas Derartiges habe ich nie gesagt.« Als er angegriffen wurde, versteifte er sich und streckte die Arme nach unten wie in Habtachtstellung. »Ich habe dem Haus Linkam weit länger gedient, als Sie Jesse kennen, Mylady. Ich habe bereits zwei Edelmänner sterben sehen. Wenn wir die Suche aufgeben, stirbt das Haus Linkam, und die Hoskanners haben gewonnen.« Seine rotgefleckten Lippen zuckten. »Doch wenn wir aufhören, Gewürz zu produzieren, haben sie ebenfalls gewonnen. Ich habe lediglich nahegelegt, dass wir in Erwägung ziehen sollten, ein paar der Erntemannschaften wieder an die Arbeit zu schicken. Jeden Tag verlieren wir mehr Boden an die Hoskanners.«
Dorothy musterte ihn kalt. Dann stellte sie sich eine grundsätzliche Frage: Was würde Jesse wollen? Selbst in dieser schrecklichen Lage würde er erwarten, dass sie die Hoffnung länger aufrechterhielt als alle anderen. Doch er vertraute auch darauf, dass sie den Adelshaushalt organisierte, dass sie als seine Stellvertreterin in Geschäftsangelegenheiten agierte und sie Barris Zukunft sicherte. Sie wusste genau, wie Jesses Antwort lauten würde.
Als sie sprach, duldete Dorothys Tonfall keinen Widerspruch. »Setzen Sie die Suche fort, General, aber bestimmen Sie einen vorübergehenden Erntevorarbeiter, der in Abwesenheit von William English die Gewürzernte überwacht. Schicken Sie unsere Mannschaften so schnell wie möglich wieder hinaus in den Sand.«
Als der Sturm sich näherte, legte Jesse seinen Sohn im Schutz der Dünenwand ab, wo der harte Sand von den chemischen Rückständen unterirdischer vulkanischer Ausströmungen verkrustet war.
Erschöpft schleppte Jesse sich auf die Spitze der höchsten Düne und sah einen dichten
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