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Dungirri 01 - Schwarze Dornen

Titel: Dungirri 01 - Schwarze Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Parry
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davon, ob sein Besuch von Erfolg gekrönt werden würde oder nicht.
    Er war sich immer noch nicht sicher, ob er das Richtige tat. Und dass Bob Barrington seine Idee gutgeheißen hatte, bedeutete ja noch lange nicht, dass sie auch wirklich gut war. Er hatte sich immer auf Bobs Urteil verlassen können, aber seit der Superintendent vor zwölf Monaten mit Schuldgefühlen und in tiefer Reue in den Ruhestand gegangen war, war er einfach nicht mehr derselbe.
    Egal, er würde früh genug feststellen, ob es ein Fehler war. Sie kam aus dem Garten, als er den Wagen vor dem alten Holzhaus zum Stehen brachte. Einen kurzen Moment
lang fragte er sich, ob an den wilderen Gerüchten, die ihm zu Ohren gekommen waren, nicht doch etwas dran sein könnte. Mit dem nachlässig um den Kopf geschlungenen Tuch und dem staubigen, weiten Hemd über einer nicht weniger ausladenden, speckigen Jeans glich sie in der Tat mehr einer geistig verwirrten Einsiedlerin als einer hoch geschätzten Kriminalpolizistin. Die Mistgabel in ihrer Hand und der riesige Deutsche Schäferhund an ihrer Seite fügten sich trefflich ins Gesamtbild. Die böse gerunzelte Stirn wirkte alles andere als einladend.
    Als er aus dem Wagen stieg, machte sie keinerlei Anstalten, ihn zu begrüßen oder auf ihn zuzugehen.
    »Isabelle O’Connell nehme ich an? Ich bin Detective Chief Inspector Alec Goddard vom State Crime Command in Sydney.«
    Er streckte ihr den Dienstausweis hin. Er wäre ihr auch ein paar Schritte entgegengegangen, hätte der Hund ihn nicht so drohend angeknurrt.
    Sie würdigte den Ausweis kaum eines Blickes.
    »Was wollen Sie, DCI Goddard?«
    Ihre Stimme war klar und fest, doch der Blick aus den grauen Augen, die nicht von ihm wichen, jagte ihm einen kalten Schauder über den Rücken. Ihre Augen wirkten wie ein jahrtausendealtes schwarzes Loch im All, in dem alles Leid der Welt zusammenfloss.
    Und doch barg dieser feste Blick keinerlei Anzeichen von Verrücktheit, und Goddard erkannte sofort den klaren Intellekt, dem sie ihren überragenden Ruf verdankte.
    »Ich brauche Ihre Hilfe, Detective O’Connell.«
    Die Falten in ihrer Stirn wurden tiefer. »Lassen Sie den Detective-Blödsinn. Ich bin aus dem Polizeidienst ausgeschieden.«

    »Ihr Rücktritt wird erst nach Ende Ihres Urlaubs wirksam, in zwei Wochen also.«
    Sie nahm eine defensive Haltung ein, und er tadelte sich innerlich für den falschen Ansatz. Er musste sie für sich gewinnen, nicht gegen sich aufbringen.
    »In der Tat, und ich bin offiziell beurlaubt und nicht im Dienst«, beschied sie ihn kalt. »Ich gebe Ihnen also drei Minuten, um Ihre Fragen zu stellen, dann können Sie gehen.«
    »So einfach ist es leider nicht.«
    Misstrauisch kniff sie die Augen zusammen. »Ach?« Ohne Umschweife kam er auf den Punkt. »Ich möchte, dass Sie bei einer Ermittlung mit mir zusammenarbeiten.«
    Ihre Antwort war ebenso geradeheraus: »Nein.« Und damit stapfte sie davon.
    Wäre es eine gewöhnliche Ermittlung gewesen, hätte er sie gehen lassen. Aber diesmal brauchte er alle Kräfte, die er kriegen konnte - selbst eine traumatisierte, Beinahe-Expolizistin, die sich von der Welt verabschiedet hatte.
    »Es wird wieder ein Kind vermisst«, sagte er. »In Dungirri.«
    Beim Namen ihres Heimatortes blieb sie stehen.
    Die Sekunden verstrichen, bis sie sich langsam umdrehte und ihn mit grauen, gespenstischen Augen anstarrte wie einen Abgesandten der Hölle.
    »Seit wann?«
    »Gestern Nachmittag. Sie war auf dem Heimweg von der Schule, genau wie Jess Sutherland vor einem Jahr.«
    Sie schloss kurz die Augen und holte tief Luft.
    »Wer? Wer ist das Mädchen?«
    Dazu brauchte er nicht in sein Notizbuch zu schauen.
    »Tanya Wilson. Ihre Eltern sind …«

    »Beth und Ryan.«
    Die Namen kamen halbwegs deutlich über ihre Lippen, doch jede Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen, sie schwankte und stützte sich einen Moment lang schwer auf die Mistgabel. Mit ausgestreckten Armen machte er einen Schritt auf sie zu, um sie aufzufangen, doch das abermalige Knurren des Hundes ließ ihn innehalten.
    Er sah, wie viel Kraft es sie kostete, sich wieder in die Gewalt zu bekommen, aber schließlich gelang es.
    »Und ich soll mit Ihnen nach Dungirri fahren? Jetzt?«
    »Ja.« Er fühlte sich in der Tat wie ein Abgesandter der Hölle, weil er von ihr verlangte, in ihren Albtraum zurückzukehren. »Mir ist klar, dass ich sehr viel von Ihnen verlange. Aber Sie kennen den Ort und waren an der damaligen Ermittlung beteiligt. Wir müssen das

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