Duniyas Gaben: Roman
Zwillingsbrude r anzuzetteln, de n si e i m Verdach t hatte , de n P l attenspieler abgestellt zu haben . Ih r Blic k wurd e abe r gleic h sanfter , un d si e grinste , als sie sah, daß es ihre Mutter war. Nasiiba trug ein übergroßes Gewand , eine m Kimon o ähnlich . Duniy a konnt e die Wölbunge n ihre r Brüst e un d ihre s Bauch s sehen . »D u bis t das also! « sagt e di e jung e Frau.
Duniy a lächelt e breit.
Nasiib a gin g hin , u m di e Regle r a m Plattenspieler abzudrehen , d a nu n wiede r Stro m d a war . Danac h scho b si e die Platt e zurüc k i n ihr e Hülle . Duniy a wußt e genau , wi e seh r ihrer Tochter dieser geschätz t e Appara t a m Herze n lag , de r ungefähr zu r selbe n Zei t gekauf t worde n wa r wi e da s Fahrra d ihres Zwillingsbruders , fü r da s e r de n gleiche n Besitzerstolz empfand.
Da s Zimmer , i n de m si e sic h befande n un d da s si e teilten, wurde das »Frauenzimmer« genannt. Dar i n befanden sich zwei große Eisenbetten mit Sprungfedern. Das von Nasiiba war am größeren Fenster. Darauf l a g gerad e ei n Kam m mi t fettigen Zähne n un d darunte r ein e Schultertasch e mi t de m Emble m von Somali a Airlines . Duniya s Bett , nähe r a n de r Tür , war sorg f älti g gemach t un d vo n eine r breite n Deck e überzogen. Unte r ih m wa r ei n Klappbet t verstaut , au f de m ihr e j ü ngere Tochte r Yare y schlief , wen n si e a n de n Wochenende n zu Besuc h kam.
Nu r Mataa n hatt e de n Schlüsse l zu m andere n Zimmer , da s er mi t eine m Sicherhei t sschlo ß versehe n hatte . Das »Frauenzimmer « hatt e eine s jene r billige n Schlösser , da s ein Einbreche r mi t eine r Haarnade l knacke n konnt e – Nasiiba hatte di e unverzeihlich e Angewohnheit , Schlüsse l z u verlieren , und Duniy a wa r e s lei d geworden , imme r neu e Sic h erheitsschlösser anzubringen . Deswege n lagerte n all e Wertgegenständ e der Famili e – Dokumente , Bargel d un d Schmuc k – im »Herrenzimmer«, wo es einen Safe mit einem Kombinationsschlo ß gab . Doc h Nasiib a wollt e ihren Plattenspiele r nich t au s de n Auge n lassen , wollt e nicht zulassen , da ß e r auc h nu r übe r Nach t i m Zimme r ihre s Bruders blieb.
Nu n starrte n Duniy a un d Nasiib a einande r wi e Kinde r in eine m Blickduel l an . Duniy a spürte , da ß ihr e Tochte r Augen mi t hypnotische r Wirkun g hatte , di e Nervositä t auslösen konnt e n . Si e fragt e sich , o b Na s i iba s burchi die größere Macht hatte , wobe i burchi ei n mystische r Begrif f fü r den überwältigende n Einflu ß ist , de n ei n Individuu m ungeachtet de s jeweilige n Rang s übe r ei n andere s ha t – ein Kind über ein e n Erwachsenen , ei n Sprößlin g übe r ei n Elternteil , ein e Frau übe r eine n Mann . I n diese m Blickwettkamp f wa r Na s iibas burchi - Ma c ht stärker. Nasiiba schüttelte ihren Lockenschopf wie eine Pferdemähne, und die bunten, ins Haar geflochtenen Schmuckperle n schluge n gegeneinande r un d bracht e n einen theatralische n Klan g hervor.
»Has t d u scho n gegessen , M a m i? « fragt e Nasiiba . »Nein, noch nicht.«
»Ic h wette , d u has t de n ganze n Ta g nicht s gegessen«, mutmaßt e Nasiiba.
Duniy a konnt e sic h nu r a n di e Begegnun g mi t Bosaaso erinnern . Dies e Geistesabwe s enhei t wa r ungesund . »Wa s ist au f de m Feuer? « fragt e sie.
»Lebe r i n Knoblauchsoße , Bratkartoffeln , Rei s un d Salat. Un d ic h bereit e auc h noc h gekocht e Milc h mi t eine r Pris e Zimt un d Ingwe r vor , u m alle s hinunterzuspülen« , sagt e Nasiiba.
Wo hatte sie die ga n ze n Lebensmitte l her ? Nicht s davo n war irgendw o i m Lan d au f de m offene n Mark t erhältlich . Duniya entschied , de r Frag e späte r nachzugehen , un d sagte : »Ich würd e ger n mi t di r essen , Liebes. « Mi t de n Worten »Hoffentlic h is t de r Rei s nich t angebrannt « rannt e N asiiba hinaus.
Nac h wenige n Minute n kehrt e si e mi t eine m mittelgroßen Tablet t zurück , au f de m Telle r mi t Reis , Lebe r und Bratkartoffel n zusamme n mi t zwe i Tontasse n star k gesüßter warme r Milc h waren . Duniy a legt e ein e Matt e übe r die Schwelle , di e de n Wohnr a u m vo m Schlafbereic h trennte . (V o r Jahre n hatt e Taariq , de r damalig e Bewohne r de s Zimmers , eine kleine , randsteinhoh e Schwell e au s Backsteine n zwische n dem Bereic h mi t de m Bet t un d de m mi t de n Sesseln , de m niederen Tisch mit der Glasplatte und seinem Schre ibtisc h aufgebaut.)
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