Duniyas Gaben: Roman
dein e Elter n – die Achtsamkei t de r Kinde r is t ei n seichte r Brunnen , desse n Fülle schnell versiegt. »Ich will dir was erzählen«, sagte Nasiiba in dringliche m Ton.
Duniy a hatt e kei n Interesse , etwa s erzähl t z u bekommen . »Es wir d nich t lan g dauern , ic h versprech e es. « Duniy a wa r nicht interessiert . »Mac h di e Auge n auf , un d hö r mi r zu.«
»Nein« , sagt e Duniy a nur . »D u bis t heut e s o abweisend.«
Duniy a sagt e nichts.
»E s is t seh r wichtig , da ß ic h di r wa s sage , M a mi.« Du n iya blie b stil l un d reglo s liegen . I n eine s ihre r Ohre n dran g Luft , es schmerzt e dabe i leicht ; da s ander e wa r völli g taub , al s würde e s unte r eine m kurzfristige n Anfal l de r M enier e - Krankheit leiden . Ih r Körpe r glit t kur z i n di e unentschieden e Zone zwischen Träghei t un d Traum , Bosaas o erzählt e ihr , wi e seine verstorbene Frau von den Toten auferstand, und sie sah ein Baby , da s ein e einzeln e Blum e fes t i n Finger n mi t langen Nägel n hielt . Da s Bab y wa r ohn e Anu s gebore n worden , und d a e s i n de r Stad t keine n erf a hrene n Chirurge n gab , de r ihm eine Ausscheidungsöffnung operativ einsetzen konnte, war es gestorben , vo n niemande m betrauert.
Nasiiba sagte gerade: »Gehst du heute nicht zur Arbeit,
Mami?«
Duniy a tra f augenblicklic h ein e Entscheidung . Si e sagte:
»Nein. « E i n e kurz e Still e folgte . »Wa s is t mi t dir ? Gehs t du nich t i n di e Schule? « fragt e sie . »Ic h geh e nicht« , erwiderte Nasiiba . »Waru m nicht?«
»Wei l ic h nich t gehe« , ertönt e es , typisc h Nasiiba . Duniya deckt e ih r Gesich t auf , un d ihr e Auge n blinzelten , tate n ei n e Weil e weh , bi s si e sic h a n de n Glan z de r strahlende n Sonne gewöhn t hatten.
Beid e Fraue n wandte n sic h nu n ihre r Tü r zu , di e au f denInnenho f ging . Ei n Windsto ß weht e a n Duniya s Gesich t vorbei und aus dem Fenster. Von unbeholfenen Schritten angek ü ndigt, sprach Mataan einen Gruß. Nasiiba erwiderte ihn nicht . Duniy a stellt e sic h di e gähnend e Mien e ihre s Sohnes vor . Si e konnt e ih n vo r ihre m geistige n Aug e sehen , wi e er verdutzt seine Schwester anstarrte. »Guten Morgen, Mutter«, sagt e Mataan , laute r geworden . Duniya s Gedanke n ware n mit etwa s andere m beschäftigt , si e versucht e sic h klarzuwerden , ob si e eine n Spatze n gesehe n hatte , de r sein e Flügel zusammenklappt e un d vo m Himme l herunte r au f di e Erd e fiel. Wei l Duniy a di e Begrüßun g ihre s Sohn s nich t erwi d erte, nahm Nasiib a di e Gelegenhei t wahr , u m z u sagen : »Unser e Mutter benimm t sic h sonderba r heut e früh , Mataan ; si e benimm t sich wi e ei n Kind , da s sic h weigert , sei n Esse n anzunehmen , und sag t z u alle m nein.«
»Has t d u keine n Respek t vo r de n Alten,Zwillin g sschwester?«
»Wa s weiß t d u scho n vo n Respekt? « ga b Nasiib a zurück.
»Ich wollte damit nur sagen, daß du deine Mutter respektieren sollst« , meint e er.
»Ic h wollt e dami t nu r sagen , da ß dic h da s nicht s angeht« , rief Nasiiba.
»Da s würd e ja… « began n er , ga b abe r mitte n i m Sat z den Gedanke n auf . E r gin g fas t ohn e Geräusc h weg , wi e ein Einbrecher, der sich aus einer Wohnung schleicht, in die er versehentlic h eingedrunge n ist.
»Mataan? « rie f Duniy a ih n zurück . Ih r f i el ein, daß er in der Nach t vorhe r nich t au f sein e m Fahrrad , sonder n i m Aut o einer Fra u heimgekomme n war.
»Ja, Mutter?« Er hielt sich diskret außer Reichweite ihrer Augen . E r würd e ni e dara n denken , ei n Zimme r ohne anzuklopfe n z u betreten , selbs t wen n di e Tü r wei t offenstand.
Al s si e nich t weitersprach , s agt e er : »Ic h wollt e e s di r noch sagen , al s ic h gester n heimkam , Mutter« , dan n verlo r sich sein e Stimme.
Si e wartet e i n de r Hoffnung , vo n de r Fra u z u hören , mi t der e r zusammengewese n war.
»E s geh t u m mei n Fahrrad , Mutter« , fuh r e r fort . »Ic h bin gester n n acht damit gefahren, als ein Mann auf einmal rückwärt s fuh r un d mic h umwarf . Ic h wollt e e s di r sagen , als ich heimkam.«
Si e setzt e sic h auf . Ihr e Stimm e klan g besorgt : »Bis t du verletzt? « Si e wickelt e sic h ei n Lake n um . »Kom m her , laß mich nachschauen.«
Ma taa n wa r gro ß un d seh r dünn . I n de r Schul e wa r seinSpitznam e Lungo , da s italienisch e Wor t fü r ›lang‹ . E r
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