Duniyas Gaben: Roman
Abendesse n be i M ir e eingelade n waren . Er duscht e i n alle r Eile , fuh r s o schnel l e s gefahrlo s gin g und parkte noch rechtzeitig vor Duniyas Wohnung. Er stürzte atemlo s vo r Sorg e i n da s Frauenzimme r un d entspannt e sich erst , al s e r di e Gewißhei t hatte , da ß de r Findlin g unverletzt war.
Au f de m We g z u Mir e saße n si e wi e Schneiderpuppe n d a – Bosaaso , wei l e r entschiede n hatte , nich t vo n seine m Siest a- Alptraum zu sprechen, und Duniya, weil das Kleid, das sie auf Nasiiba s Dränge n angezoge n hatte , allm ählich um die Hüften spannt e un d ih r de n Ate m abschnürte . Beid e lächelten unverbindlich , sagte n ein e lang e Zei t nichts . Bosaaso , de n die Still e beklomme n machte , meint e endlich : »Ic h beneid e Mire; e r wohn t alleine , wirk t irgendwi e gu t aufgehoben . Ic h schä t ze, dic h beneid e ic h auch , hauptsächlic h wei l d u wi e mein e Mutter selbs t ei n Aktionszentru m bist . Da s sol l heißen : Ers t f i ndest du statt , un d danac h de r Res t de r W e l t.«
E s f i el Duniya ein, wie wenig sie Mire kannte. Sie konnte es nich t deutlic h ausdrücken , formuliert e e s abe r vorsichti g so:
»Ei n Ballo n mi t Luf t dri n flieg t dort , w o Win d herrscht.« Bosaas o verstan d ihr e Aussag e nicht , sagt e aber : »Wen n d u ihn besse r kennengelern t hast , wirs t d u schätzen , wi e seh r e r die Gesellschaf t vo n Mensche n genießt , di e ih n interessieren . Es wir d dic h überraschen , wen n d u merkst , da ß e r seh r vie l mehr rede t al s ic h zu m Beispiel.«
»Sprich t e r j e vo n sich?«
»Klar.«
»Abe r d u nicht?«
E r lächelt e un d sagte : »Ic h nicht?«
»Kaum« , sagt e sie.
»Vielleich t gib t e s weni g Erwähnenswe rtes.«
»Wartes t d u au f solch e Preisgesänge , wi e si e dein e Mutte r als Schlafliedche n improvisierte , wen n d u nich t einschlafen wolltest?«
Es f i e l ih r auf , wi e angespann t si e beid e ware n un d wie aggressiv sie war. Das Gebot der Zurückhaltung wurde unerträgli c h. Es war leichter, über Dr. Mire zu sprechen, als übe r ihr e eigene n Gefühl e füreinander . Nieman d vo n ihnen hatt e ei n einzige s liebevolle s Wor t gesprochen , abgesehe n von dem einen Anlaß, a l s Bosaaso gesagt hatte, er fühle sich zu ihr hingezogen . E s wa r j a nich t so , da ß e s weni g Näh e zwischen ihnen gab. Im Gegenteil, körperliche Anziehung war genug da. Beide waren jedoch auf der Hut, spürten vielleicht, sie könnten e s sic h nich t leisten , di e gegenseitige n Erwartunge n zu enttäuschen . »D u bis t ni e i n de r Wohn u n g vo n Mir e gewesen, oder? « fragt e er.
»Nein.«
Schweigen . Di e Scheinwerfe r teilte n da s Nachtdunke l wi e einKam m da s Haa r eine s buschige n Kopfes . »Abe r ih r komm t gut miteinande r aus , ih r beiden? « fragt e er.
»Ic h bi n priva t ni e mi t ih m i n Kontak t gekommen , als o kenne ich den Mann nicht richtig. Tatsächlich ist dies das erste Mal, da ß wi r un s außerhal b de s Klinikgelände s treffen . Be i ih m muß ic h of t dara n denken , da ß e r ei n Freun d vo n Abshi r ist , aber das bist du ja auch.« Bosaaso wußte nicht, was er von dem l etzte n hingeworfene n Sat z halte n sollte . Spannun g stie g in ih m auf , sein e Lung e bars t schie r vo r Aktivität . Ih m sprudelten di e Wort e au s de m Mund : »Wa s sage n di e Leut e übe r Mire?«
»Si e rede n übe r sein e Zurückhaltung , seine Verschwiegenheit , un d di e Schwes t er n komme n nich t umhin, ihn mit den anderen ausländischen Ärzten zu vergleichen, d i e be i un s i n de r Klini k arbeiten . Ic h persönlic h hab e keineSchwierigkeiten , mi r vorzustellen , wi e e r tie f i n seine m Innern ist , abe r ic h komm e au f nichts , wen n ic h ih n mi r nicht arbeiten d vorzustelle n versuche . Mei n ältere r Brude r beschrieb ih n i n eine m Brie f a n mic h al s ›de n Preußen ‹ – i n positivem Sinne, wohlgemerkt.«
»E s is t interessant , wi e di e Schwester n ih n wahrnehmen«, kommentierte Bosaaso.
»Wen n si e i m Klinikflu r ei n laute s Gespräc h führen,verstumme n si e be i Mire s Ankunft« , sagt e Duniya . »E r selbst ha t mi r gesagt , da ß sein e Neffe n un d Nichten , di e lautstar k im Anwese n ihre r Elter n spielen , i n de m Augenblic k verstummen, i n de m si e ih n erspähen.«
» Sage n di e Schwester n als o unschön e Sache n übe r ihn?«
»Keine schlimmen Sachen, nein.«
Bosaaso fiel ein, wie sehr die
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