Duniyas Gaben: Roman
Mutter seiner verstorbenen Fra u Mir e gehaß t hatte . Doc h Mir e benah m sic h so , al s würde ih n nicht s davo n berühren . E r wa r offensichtlic h i m F rieden mi t sic h selbst , un d sons t wa r nicht s vo n Belang . Duniya probiert e e s mi t »Di e Leut e hie r sin d nich t förmlich , d a is t es kei n Wunder , da ß e r au f viele , di e mi t ih m z u tu n haben, unnahba r wirkt . Seltsam , abe r s o nehm e ic h ih n nich t wahr.«
»Nein?«
Duniy a schaut e au f ihr e unsicher e Hand , di e Sachen umgeworfen hatte genau an dem Morgen, als Bosaaso in Gestal t eine s Schmetterling s i n ihre m Trau m i n ih r Leben getrete n war . Ih r fie l ein , wi e güti g e r gewese n war , wie gerühr t si e vo n seine n Worte n war . Si e konnte sich an den genaue n Wortlau t nich t erinnern , nu r a n sein e gütig e Geste, ein e Spu r vo n Zuneigun g z u ihr.
»Ic h nehm e ih n al s furchtsame n Man n wahr , sche u wi e ein Kind unter Erwachsenen, das nicht weiß, wie es mit ihnen umgehe n soll . Ic h hab e ih n i n Si t uatione n beobachtet , w o e r in sic h zurückgezoge n war , nicht s al s sei n äußere s Selbs t gezeigt hat , s o wi e ein e Schildkröte , wen n si e angegriffe n wird.«
»Da s is t nett« , sagt e Bosaas o lächeln d un d dacht e laut : »Eine rührende Beschreibung, sehr poetisch.«
»I n eine m Brie f ha t mei n Brude r mi r berichtet , da ß Mire seine Verschwiegenheit selbst als so auffallend bezeichnet hat wi e di e blinde n Flecke n i n eine m Spiegel. « Waru m ka m ihr dauern d Abshir s Nam e i n de n Sinn ? Wa r da s wege n der häßliche n Auseinandersetzun g mi t ihrem Halbbruder Shiriye?
Bosaas o wurd e nu n langsamer . Ware n si e schon angekommen ? Duniy a dacht e daran , wi e seh r si e e s gemocht hätte, wenn sie beide über persönliche Angelegenheiten gesproche n hätten , di e fü r si e vo n große r Bedeutun g waren. Zu m Beispiel , wa s wa r mi t de m Säugling ? Bei m Abendessen mi t Mir e mußt e de r Findlin g zu r Sprach e kommen . Siewünschte , si e hätt e Bosaas o gefragt , wa s sein e Meinun g war; wünschte , si e hätt e ih m ihr e gesagt . Doc h e r hatt e scho n auf eine m Stüc k Brachlan d nebe n andere n Fah r zeugen geparkt, worunte r auc h Mire s Min i wi e ei n Knirp s nebe n de n größeren Wage n kauerte.
Mire s Begrüßungslächeln , dacht e Duniya , wa r di e Geste eine s Mannes , de m j e man d gena u i n de m Augenblick begegne t e n de m e r ei n seh r wertvolle s Stüc k vo n einem Versteck in ein anderes transferiert hat: heimlichtuerisch. Das Lächel n blie b noc h ein e Weile , wurd e schließlic h jedoc h so schmal wie Mires gleichmäßig geschnittener Zahnbürstenschnurrbart . E r wa r ei n paa r Zentimete r kleine r als Bosaaso , abe r i m Körperba u kräftige r al s sei n Schulkamerad un d hatt e ein e sonor e Stimme , di e ei n Hörgenu ß war . E r trat nu n beiseite , i n aufgerichtete r Haltung , nu r de n Kop f leicht gebeugt , un d sagt e mi t eine r einladende n Handbewegung:
»Willkommen.«
Bei m Eintrete n glaubt e sie , ein e nich t s o g latt e Mien e auf Mire s Gesich t gesehe n z u haben , ein e leich t zögerliche , die eine s Mannes , de r zwische n zwe i entgegengesetzten Stimmungen schwankt, die eine formell, die andere nicht so starr . Duniy a lächelt e i n sic h hinei n un d erinnert e sic h a n eine ander e Gelegenheit , al s ih r solc h ein e plötzliche Stimmungsänderun g be i ih m aufgefalle n war : De r Vormittag, al s ihr e Han d Amo k gelaufe n wa r un d sein e Kulis, Thermomete r un d Bleistift e umgeworfe n hatte . Bosaas o führte si e in s geräumig e Wohnzimmer , w o Duniy a z u i h rer Freude gleic h auffiel , da ß e s nich t extravagan t war . E s wa r karg möbliert , di e Ausstattun g schlicht , jede s Stüc k aus einheimische r Produktion . Kein e laute n Farben , nichts , wa s die nouveau x riche s mi t Schic k un d Modern e assoziierten ; kein Fernseher, ke i n Videogerät , nicht s vo n de m abgehobenen Schnickschnack , vo n de m e s i m Computerzeitalte r sovie l gibt, bis auf einen Kassettenrecorder und ein Kurzwellenradio, desse n Antenn e ausgefahre n war . Tapet e un d Vorhäng e paßten harmonisc h zusammen . Wa r Bosaaso s Woh n zimme r i n seinem einstöckige n Palas t s o schlich t wi e da s hier ? Ode r wa r es geschmacklo s exhibitionistisch ? D u n iy a wa r froh , ers t z u Dr. M ir e gekomme n z u sein.
Di e beide n Freund e bliebe n eine n halb e n Schrit t hinte r
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