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Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Titel: Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hatte Mühe, ruhig zu bleiben. Die Geschichte, die Vera ihm da auftischte, war so absurd, daß er am liebsten laut aufgelacht hätte. Er war nur noch nicht ganz sicher, ob Vera ihn nun auf den Arm nahm oder ob sie tatsächlich so verrückt war, diesen ganzen Mist zu glauben.
    Ihre Antwort jedenfalls paßte zu dem, was er bisher gehört hatte. »Es ist besser, wenn du das nicht weißt. Davon abgesehen dürfte ich es dir gar nicht sagen, selbst wenn ich es wollte.«
    »Ich verstehe«, sagte Jan ernst. »Ich nehme an, die Organisation, für die du arbeitest, ist so streng geheim, daß ich normalerweise nicht einmal von ihrer Existenz erfahren dürfte.«
    »Ich meine es ernst, Jan«, antwortete Vera. »Dieser Kerl ist völlig unberechenbar. Er hat schon ein Dutzend Leute umgebracht, und er wird noch mehr Menschen töten, wenn wir ihn nicht aufhalten.« Sie sah rasch zur Treppe. »Wir möchten dich um etwas bitten, Jan.«
    »Nur zu.« Jan warf einen unauffälligen Blick zur Theke hin. Der Wirt hatte aufgehört, seine ohnehin blitzenden Gläser noch weiter zu polieren, sondern starrte Vera mit offenem Mund an. Als er Jans Blick begegnete, hob er die Hand an die Schläfe und machte eine kreiselnde Bewegung mit dem Zeigefinger.Jan deutete mit den Augen ein Nicken an und wandte sich dann wieder direkt an Vera.
    »Wir müssen diesen Wahnsinnigen kriegen, bevor noch mehr Menschen sterben, Jan. Aus einem Grund, den ich nicht kenne, hat er es auf dich abgesehen. Wir möchten, daß du uns hilfst, ihm eine Falle zu stellen.«
    »Selbstverständlich«, antwortete Jan. »Wenn es um die nationale Sicherheit geht, dann ist mir kein Risiko zu groß.«
    »Du glaubst mir nicht«, stellte Vera fest.
    »Selbstverständlich glaube ich dir«, sagte Jan. »Wie könnte ich auch nicht. Immerhin habe ich ja auch schon einen deiner Kollegen kennengelernt.«
    Vera legte fragend den Kopf auf die Seite.
    »Den Jungen«, sagte Jan.
    »Welchen … Jungen?« Vera klang alarmiert.
    »Den Kleinen mit der komischen Frisur und der altmodischen Kleidung, der mich hierher geführt hat«, antwortete Jan. »Er gehört doch zu eurem Verein, oder? Er scheint jedenfalls an der gleichen seltenen Augenkrankheit zu leiden wie du – ich nehme an, das gehört bei euch dazu. So eine Art Berufskrankheit. Oder setzen die euch neue Netzhäute ein, damit ihr auch im Dunkeln sehen könnt?«
    »Der Junge?« wiederholte Vera. Sie klang verstört. Fast ein bißchen erschrocken. »Du konntest ihn … sehen?«
    »Hätte ich das nicht gedurft?« Jan grinste entschuldigend. »Vielleicht hat seine Tarnkappe ja nicht richtig funktioniert.«
    »Du hättest niemals –«
    »Wem willst du diesen Scheiß eigentlich erzählen?« fiel ihr Jan ins Wort. In seiner Stimme war plötzlich nicht mehr die geringste Spur von Spott oder Ironie. »Du glaubst diesen ganzen Müll doch nicht etwas selbst, oder? Ich will jetzt endlich wissen, was hier gespielt wird.«
    »Jan, ich schwöre dir –«
    »Wer ist dieser Junge?« fuhr Jan unbeeindruckt fort. »Laß mich raten: Er ist dein Komplize, stimmt’s? Ich nehme an, dein kleiner Bruder oder so etwas. Ist das eure Masche?«
    »Jan, ich –«
    »Laß mich raten«, sagte Jan noch einmal. »Der Trick funktioniert ungefähr so: Du machst den Anfang und schleichst dich irgendwie ins Vertrauen der Opfer, die ihr euch vorher ausgeguckt habt. Wie habt ihr es gemacht? Hat mich der Kleine vor die Bahn gestoßen? Wahrscheinlich. Und du warst rein zufällig genau im richtigen Moment zur Stelle, um mir das Leben zu retten. Und danach habt ihr die gleiche Show noch einmal mit Katrin abgezogen.«
    »Das glaubst du doch nicht wirklich, oder?« fragte Vera ruhig.
    Nein. Er glaubte es nicht wirklich. Im Gegenteil, Jan spürte einfach, daß seine Version mindestens so weit von der Wahrheit entfernt war wie die hanebüchene Geschichte, die ihm Katrin aufgetischt hatte. Aber sie war zumindest etwas, was er glauben konnte.
    »Ich verstehe nur noch nicht ganz, welche Rolle der dritte Kerl spielt«, fuhr er fort. »Nosferatu … welchen Part übernimmt er? Sollte er mich einschüchtern? Wozu? Bei uns ist absolut nichts zu holen, Kleines. Wir haben kein Geld, und weder Vera noch ich haben vermögende Verwandte, die man erpressen könnte.«
    »Du … hast mich anscheinend vollkommen falsch verstanden«, sagte Vera stockend. »Es ist nicht so, wie du glaubst.«
    »Vielleicht«, sagte Jan. »Aber so lange du mir keine bessere Geschichte auftischst als die von gerade, bleibe ich

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