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Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Titel: Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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»Ich hatte gehofft, daß Sie mir helfen können. Es geht um den letzten Fall, an dem Ihr Bruder gearbeitet hat. Er hat nicht zufällig mit Ihnen darüber geredet?«
    »Nein«, sagte Jan kühl. »Wie bereits gesagt: Wir haben so gut wie nie über berufliche Dinge gesprochen.«
    »Das ist seltsam«, sagte Dörr. »Wissen Sie: Peter hat Ihren Namen ein paarmal im Zusammenhang mit seinen Recherchen genannt.«
    »Davon weiß ich nichts«, sagte Jan. »Bitte, Herr Dr. Dörr – ich will nicht unhöflich sein, aber …«
    »Es ist ein unpassender Moment, ich weiß«, sagte Dörr. »Ich hätte auch gerne noch ein paar Tage gewartet, aber … sehenSie, heute morgen war die Polizei in der Redaktion, ein gewisser Krieger.«
    Jan verzog das Gesicht und dachte verzweifelt über eine Möglichkeit nach, das Gespräch zu beenden, ohne allzu unhöflich zu werden. Der Unsichtbare war jetzt ganz nahe. Jan widerstand der Versuchung, sich umzudrehen, aber er konnte ihn spüren. Und war da nicht etwas wie eine Spiegelung in Dörrs Augen?
    »Sie kennen ihn, wie ich sehe«, fuhr Dörr fort. »Ein unangenehmer Mensch, wenn Sie mich fragen. Auf jeden Fall hat er eine Menge sonderbarer Fragen gestellt, auf die ich leider auch keine Antwort wußte, und –«
    »So wenig wie ich«, fiel ihm Jan ins Wort. »Es tut mir leid, Herr Dörr. Ich weiß nicht, woran Peter gearbeitet hat, und ich weiß so wenig wie Sie, warum sich die Polizei für Peters Tod interessiert. Ich kann Ihnen nicht helfen.«
    »Da habe ich anderes gehört …«, sagte Dörr.
    Jan beherrschte sich nur noch mühsam.
    »Das ist Ihr Problem«, sagte er. »Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte.«
    Er wollte sich an ihm vorbeischieben, aber Dörr vertrat ihm den Weg. »Bitte, Herr Feller, ich – großer Gott, was ist das ?!«
    Diesmal war die Spiegelung in seinen Augen deutlicher. Seine Worte endeten in einem entsetzten Keuchen. Er taumelte zurück, hätte um ein Haar das Gleichgewicht verloren und starrte aus ungläubig aufgerissenen Augen auf einen Punkt hinter Jan.
    Jan wußte, was er sehen würde, als er sich umdrehte. Trotzdem war er für eine Sekunde ebenso schockiert wie Dörr. Die Gestalt war aus den Schatten getreten und sah nun – fast – menschlich aus. Möglicherweise hatte Dörr sie so gesehen, wie sie wirklich aussah, aber vermutlich hatte ihn einfach ihr plötzliches Auftauchen aus dem Nichts aus der Bahn geworfen.
    Es war das erste Mal, daß er Vlad deutlich sah. Trotzdem zweifelte er keinen Moment daran, wem er gegenüberstand.
    Der Vampir war sehr groß, sicher eins neunzig, wenn nicht größer, und so schlank, daß er dadurch noch länger wirkte. Er hatte ein strenges, fast asketisches Gesicht, das einen leicht slawischen Einschlag aufwies, und die gleichen, unheimlichen Augen wie Vera. Etwas – Jan konnte es nicht anders ausdrücken – Majestätisches ging von ihm aus. Seine Erscheinung war durch und durch düster, aber er war nicht einfach eine Kreatur der Finsternis: Er war ihr Fürst .
    »Das war eine sehr vernünftige Entscheidung«, sagte er lächelnd. »Wir wollen doch keine unliebsamen Mitwisser haben, nicht wahr?«
    »Was bedeutet das?« stammelte Dörr. Seine Stimme war schrill, nur noch eine Winzigkeit davor, zu einem hysterischen Piepsen zu werden.
    »Wer ist das, Feller?«
    »Ich glaube, das möchte unser Freund selbst gerne wissen«, sagte Vlad ruhig.
    Ebenso ruhig schlug er zu.
    Es war nicht einmal ein richtiger Hieb; eher eine Bewegung, mit der man ein lästiges Insekt verscheucht. Trotzdem war sie so schnell, daß Jan nicht die geringste Chance hatte, ihr auszuweichen. Vlads Handrücken streifte ihm quer über das Gesicht und ließ ihn mit solcher Wucht gegen das Waschbecken taumeln, daß er beinahe das Bewußtsein verloren hätte. Vielleicht bewahrte ihn tatsächlich nur der grelle Schmerz in seinen Nieren, als er gegen die Kante prallte, davor, wirklich in Ohnmacht zu fallen.
    Ihm wurde übel. Er taumelte einen Schritt zur Seite, brach in die Knie und sah wie durch einen Nebel aus Blut und wabernden schwarzen Schlieren, wie Nosferatu fast gemächlich auf Dörr zutrat und eine spöttische Verbeugung andeutete.
    »Bitte entschuldigen Sie meine Unhöflichkeit, verehrter Doktor«, sagte er. »Ich bin noch gar nicht dazu gekommen, mich vorzustellen. Mein Name ist Tepeš. Vladimir Baron Tzepesch , um es genau zu sagen. Aber Titel zählen ja heutzutage nichts mehr.«
    Dörrs Augen quollen vor Entsetzen fast aus den Höhlen.
    »Das … das ist ein

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