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Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Titel: Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Scherz«, stammelte er. »Das … das kann nur ein schlechter Scherz sein!«
    »Ich fürchte, nein«, antwortete Vlad bedauernd. Er hob die Hand, streckte sie nach Dörr aus und griff in seine Brust hinein .
    Dörr keuchte. Er wollte schreien, aber alles, was aus seinem weit aufgerissenen, verzerrten Mund kam, war ein ersticktes Japsen, das zu einem Ausdruck unerträglicher Qual wurde. Er taumelte, griff mit beiden Händen nach Vlads Arm und versuchte ihn wegzureißen, die Hand beiseite zu schlagen, die sein Herz umklammerte und das Leben unbarmherzig aus ihm herauspreßte.
    Jan zog sich stöhnend am Waschbeckenrand in die Höhe. Alles drehte sich um ihn. Er hatte kaum die Kraft, sich auf den Beinen zu halten. Vlads Hieb hatte nicht nur furchtbar weh getan, sondern ihm auch einen Großteil seiner Energie geraubt, als wären ihre Körper so etwas wie gegensätzliche Pole, die sich bei der geringsten Berührung entluden. Aber er mußte ihn aufhalten. Der Dunkle durfte nicht noch einen Menschen töten.
    Mehr taumelnd als gehend wankte er auf Vlad zu, umklammerte ihn mit beiden Armen und versuchte ihn von seinem Opfer wegzureißen. Vlad lachte verächtlich, riß den linken Arm in die Höhe und schleuderte Jan auf diese Weise ein zweites Mal zurück, und diesmal noch heftiger. Er prallte gegen die Wand zwischen den Waschbecken und schlug so wuchtig mit dem Hinterkopf gegen den Spiegel, daß er zerbarst. Scherben regneten rings um ihn herum zu Boden und klirrten in das Porzellanbecken.
    Dörr war mittlerweile halb in die Knie gebrochen. Er wäre gestürzt, hätte Vlads Hand, die – es war ein durch und durch unheimlicher Anblick – noch immer bis über das Gelenk in seiner Brust steckte, ihn nicht gleichzeitig gehalten. Sein Mund stand noch immer weit offen und bewegte sich, aber es kam kein Laut mehr über seine Lippen. In seinen Augen begann eine Dunkelheit aufzudämmern, die nie wieder erlöschen würde. Er starb.
    Aber das durfte er noch nicht. Vlad hatte schon zu viele Leben genommen. Nicht noch eines. Er mußte ihn aufhalten. Irgendwie.
    Jan kämpfte seine Übelkeit und die dunkle Bewußtlosigkeit, die ihn zu unfangen drohte, mit verzweifelter Kraft zurück. Seine Gedanken rasten. Er brauchte dringend eine Waffe, aber er hatte nichts dabei, was Vlad ernsthaften Schaden zufügen konnte. Das ganze Arsenal aus Silbermessern, das er sich gestern abend zurechtgelegt hatte, befand sich in seiner Wohnung.
    Ein Bild blitzte in seinem Kopf auf. Vera, die in Katrins Gestalt den Spiegel in ihrem Schlafzimmer zerschlagen hatte. Sie hatte sich verletzt. Ihre Hand hatte geblutet .
    Er hatte keine Garantie, aber zugleich auch keine Wahl. Blindlings griff er ins Waschbecken, ergriff die erstbeste große Scherbe, die er zu fassen bekam, und stürzte sich auf den Vampir. Vlad schien die Gefahr zu spüren, die von der silberbedampften Glasscherbe ausging, denn er ließ Dörr los und wirbelte im allerletzten Moment herum. Jan traf ihn trotzdem, aber statt ihm seine improvisierte Klinge zwischen die Schulterblätter zu rammen, wie er es vorgehabt hatte, fügte er ihm nur einen tiefen, heftig blutenden Schnitt an der Schulter zu.
    Vlad keuchte. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse, in der sich unerträglicher Schmerz und unvorstellbare Wut mischten. Sein Hieb kam so schnell, daß Jan ihn nichteinmal sah, und diesmal schlug er mit der geballten Faust zu, nicht mit der flachen Hand. Jan wurde von den Füßen gerissen und beinahe anderthalb Meter weit zurückgeschleudert, er knallte mit dem Hinterkopf auf die Fliesen und schlidderte hilflos bis zum anderen Ende des Raumes, bevor die Wand unterhalb eines Pissoirs seiner Rutschpartie ein unsanftes Ende bereitete.
    Erst dann explodierte der Schmerz in seinem Gesicht. Er war grauenhaft; ungefähr so, als hätte ein wütender Elefantenbulle ausgetreten und ihn dabei erwischt. Diesmal verlor er das Bewußtsein, wenn auch nur für wenige Augenblicke.
    Als er wieder zu sich kam, hatte sich Vlads Aufmerksamkeit wieder ganz auf Dörr verlagert. Der Kerl hielt es nicht einmal für nötig, sich davon zu überzeugen, daß sein letzter Hieb das Opfer wirklich ausgeschaltet hatte. Er stand mit gespreizten Beinen und leicht nach vorne gebeugt da, und im allerersten Moment hatte es fast den Anschein, daß er Dörr würgte. Aber als Jan sich benommen hochstemmte, sah er, daß das nicht stimmte. Vlads Hände hatten sich um Dörrs Hals geschlossen, aber er drückte nicht zu; nicht wirklich. Etwas …

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