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Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Titel: Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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die sich ausgerechnet in diesem Wasser befinden mochten. Sein Arm schien in Flammen zu stehen. Alles, was unterhalb seiner Schulter war, war purer Schmerz, als hätte er die Hand in kochende Lava getaucht. Er wagte sich nicht einmal vorzustellen , was Vlad empfunden haben mochte, wenn er schon so reagierte, obwohl er quasi nur die Nebenwirkung zu spüren bekam.
    Es dauerte gute fünf Minuten, bis der Schmerz in seiner Hand so weit nachließ, daß er es wagte, sie aus dem Wasser zu heben und anzusehen.
    Der Anblick war schlimmer, als er erwartet hatte. Seine Handfläche war eine einzige, heftig blutende Wunde. Der Schmerz war einer dumpfen Betäubung gewichen, die mittlerweile sein Handgelenk erreicht hatte und rasch weiter nach oben kroch.
    Jan schloß die Hand zu einer lockeren Faust, lehnte sich erschöpft gegen einen Pfeiler und versuchte zu begreifen, was überhaupt geschehen war. Er hatte Vlad abermals geschlagen,und das war – Silbermesser hin oder her – eigentlich nicht möglich. Vlad war nicht einfach nur ein wahnsinniger Killer. Er war ein Vampir; ein Wesen, das zehnmal so stark und mindestens hundertmal so boshaft wie jeder normale Mensch war. Er hätte die Nähe des Messers spüren müssen.
    Was aber nützte ihm dieser Sieg? Vlad war verletzt, aber das machte ihn nicht weniger gefährlich. Im Gegenteil. Und vor allem: Er war verschwunden , und ein zweites Mal würde er es ihm ganz bestimmt nicht so leicht machen, ihn zu finden, zumal es jetzt niemanden mehr gab, der ihm helfen konnte.
    Jan sah sich mit einer dumpfen Mischung aus Mutlosigkeit und Verzweiflung um. Die Taschenlampe war zerbrochen und irgendwo im Wasser verschwunden, und nach dem Messer brauchte er erst gar nicht zu suchen; er erinnerte sich nicht einmal genau, in welche Richtung er es geworfen hatte. Zu allem Überfluß hatte er auch noch seine einzige Waffe eingebüßt, und wieso –
    Wieso konnte er überhaupt sehen?
    Nicht besonders gut, zugegeben. Seine Welt hatte keine Farben mehr, und alles, was weiter als drei oder vier Meter entfernt war, war nur noch schemenhaft wahrzunehmen … aber er konnte sehen.
    Vielleicht, dachte er nervös, hatten sich seine Augen einfach an die schwache, natürliche Helligkeit gewöhnt, die hier unten herrschen mochte. Der Raum befand sich mindestens zehn Meter tief unter der Erde, und es gab keinerlei Lampen. Aber er hatte gehört, daß gerade Fäulnisbakterien manchmal die Eigenheit entwickelten, im Dunkeln zu leuchten, und von denen gab es hier unten nun weiß Gott genug.
    Ja, so mußte es gewesen sein. Es gab keine andere Erklärung. Es konnte keine andere Erklärung geben.
    So oder so – er mußte sich damit abfinden, daß er seine einzige wirklich effektive Waffe verloren hatte. Bei ihrer nächstenKonfrontation würden die Kräfte anders verteilt sein. Und nicht unbedingt zu seinen Gunsten anders.
    Er hob die Hand aus dem Wassers und bewegte prüfend die Finger. Es tat weh, ging aber trotzdem besser, als er zu hoffen gewagt hatte. Offensichtlich war die Verletzung doch nicht so schlimm, wie er im ersten Moment angenommen hatte. Wie hätte er sie auch richtig einschätzen können? Er war schließlich kein Notarzt. Und schon gar kein Vampirjäger .
    Der Gedanke kam ihm für einen Moment so grotesk vor, daß er nicht anders konnte, als in ein schrilles, hysterisches Lachen auszubrechen. Es dauerte eine ganze Weile, bis er sich wieder so weit beruhigt hatte, daß er anfangen konnte, einigermaßen sachlich über seine Lage nachzudenken.
    Sie war nicht besonders rosig. Vlad war so spurlos verschwunden, wie er aufgetaucht war, und auch wenn er jetzt – warum auch immer – sehen konnte, so zeigte ihm diese neugewonnene Fähigkeit doch nur, daß es tatsächlich keinen weiteren Ausgang aus diesem unterirdischen Überflutungsbecken gab.
    Er hatte keine Wahl: Er mußte zurück und versuchen, Vera zu finden. Und er brauchte, verdammt noch mal, eine Waffe!
    Er grub mit klammen Fingern in seiner Jacke, aber das einzige, was er fand, waren in Plastik eingeschweißte Batterien und die Kamera. Als er sie aus der Tasche zog, lief Wasser aus dem Gehäuse. Er wollte gerade ausholen, um sie im hohen Bogen davonzuschleudern, überlegte es sich dann aber doch noch einmal und schaltete sie ein.
    Das Wunder geschah. Die beiden Kontrolleuchten blieben tot, aber nach etwa einer Sekunde leuchtete der kleine Monitor auf. Ein Hoch auf die japanische Mikroelektronik, dachte Jan spöttisch.
    Er ließ die vier Fotos, die er

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