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Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Titel: Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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keine Lust, in etwas hineingezogen zu werden, womöglich in einen Krieg! Von welcher Sippe bist du, Bursche? Wie ist dein Name? Gegen wen habt ihr gekämpft?«
    Jan verstand kein Wort. Er sah den Langhaarigen nur verständnislos an, was dessen Verdacht allerdings nur neue Nahrungzu geben schien. Er wandte sich mit einem fast zornig wirkenden Blick an die junge Frau.
    »Hast du etwas von einer anderen Sippe in der Nähe gehört? Einem Krieg oder einem Streit?«
    »Nicht einmal von einem Zweikampf«, antwortete das Mädchen.
    »Da hörst du es«, sagte der Langhaarige aggressiv. »Er lügt. Jedenfalls verschweigt er uns etwas. Jetzt sprich endlich, Kerl. Wie ist dein Name?«
    »Jan«, antwortete Jan.
    »Und von welcher Sippe bist du?«
    »Keine Sippe«, antwortete Jan. Es war gleich, was er sagte. Selbst wenn er gar nichts sagte, machte er damit alles nur schlimmer.
    »Keine Sippe. Also ein Läufer.« Der Langhaarige nickte einigermaßen zufrieden, aber keineswegs beruhigt. »Du mußt verschwinden. Wir wollen hier keinen Ärger.«
    »Er kann bleiben, solange er will«, sagte die Alte, aber Jan hob rasch die unversehrte Hand und sagte: »Schon gut. Ich wollte sowieso gehen. Ich … ich bin auf der Suche nach jemandem.«
    Der Langhaarige deutete auf Jans Rechte. »Dem, der das passende Gegenstück dazu hat?«
    »Ich hoffe, er sieht schlimmer aus«, grollte Jan.
    »Wir werden dir bestimmt nicht helfen, wenn du darauf hinauswillst«, sagte der Langhaarige. »Wir mischen uns nicht in Dinge, die uns nichts angehen. Aber ich bin einfach neugierig: Mit wem hast du eine Fehde und warum?«
    »Er hat meine Frau«, antwortete Jan. »Er hat gedroht, sie zu töten, wenn ich mich ihm nicht bis Mitternacht zum Kampf stelle.«
    »Bis Mitternacht …«, sagte der Langhaarige und griff dann so schnell zu, daß Jan die Bewegung nicht einmal wirklich kommen sah. Seine Hand packte Jans Unterkiefer mit der Gewalt eines Schraubstocks und zwang seinen Kopf in den Nacken. Blitzschnell beugte er sich vor, so daß sich nicht nur sein Arm, sondern auch seine Brust und ein Teil seines bloßen Halses über den prasselnden Flammen befanden. Er schien es nicht einmal zu merken. Für die Dauer von ungefähr zehn Sekunden befanden sich ihre Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, und für die gleiche Zeitspanne bohrte sich der Blick seiner sonderbaren Augen direkt in den Jans. Es war ein unangenehmes, fast quälendes Gefühl – als würde sein Innerstes nach außen gekehrt. Der Blick des Vampirs schien ohne die geringste Mühe bis auf den Grund seiner Seele zu reichen und selbst seine allergeheimsten Wünsche und Gedanken zu erkennen.
    Endlich lockerte der Langhaarige seinen Griff und ließ sich wieder zurücksinken. Die alte Frau strafte ihn mit Blicken, beließ es aber bei einem mißbilligenden Kopfschütteln und wandte sich statt dessen an Jan.
    »Ich habe deine Hand verbunden, aber du solltest sie ein paar Tage lang schonen. Und gib in Zukunft darauf acht, mit welchem Besteck du ißt.«
    Etwas geschah.
    Jemand kam.
    Jan sah an dem Langhaarigen vorbei und versuchte, die Dunkelheit außerhalb der Nische mit Blicken zu durchdringen, aber es gelang ihm nicht. Zwar glaubte er, Schatten zu sehen, aber er war zugleich auch ziemlich sicher, daß sie nicht wirklich da waren, sondern nur ein Produkt seiner Einbildung, die Hand in Hand mit seiner Angst arbeitete. Seine neuerworbene Fähigkeit, die Vampire zu erkennen, schien sich auf seine unmittelbare Umgebung zu beschränken. Und er wagte es nicht, die Kamera zu benutzen. Das hätte dem Mißtrauen des Langhaarigen nur neue Nahrung gegeben.
    »Du bist also ein Läufer«, fuhr der Langhaarige nachdenklich fort. Jan hatte nicht die geringste Ahnung, was ein Läufer überhaupt war, aber in diesem Moment hielt er es für eine gute Idee zu nicken.
    »Ich habe eine Menge über euch gehört, aber mir scheint, ihr habt wirklich seltsame Bräuche. Er hat deine Frau, sagst du? Warum?«
    »Das ist … eine persönliche Angelegenheit«, antwortete Jan. »Zwischen ihm und mir.«
    »Dann wirst du auch verstehen, daß wir uns nicht einmischen können«, fuhr der Langhaarige fort. »Du stehst unter unserem Schutz, solange wir dasselbe Feuer teilen, aber danach gehst du deiner Wege.«
    »Mehr verlange ich nicht«, antwortete Jan. Er war weit davon entfernt, wirklich zu verstehen, worüber sie sprachen, glaubte aber zumindest gewisse Verhaltensmuster zu erkennen. Diese bizarre, unterirdische Gesellschaft schien

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