Dunkel ist die Sonne
zumindest auf der Grenze lag. Deyv sah darüber hinweg und fragte: „Was weiß sie denn darüber?“
„Nichts. Sie weiß von ihrer Existenz, aber von ihrem Ursprung oder ihrer Bedeutung weiß sie auch nicht mehr als ich.“
Dann fuhr der Pflanzenmensch fort: „Es könnte aber gut sein, daß wir bald Antworten auf unsere Fragen erhalten werden. Wir nähern uns nämlich dem Gebiet, von dem sie ausgehen.“
Der Pflanzenmensch verstand es doch immer wieder, Deyv in Erstaunen zu versetzen.
„Wie ist denn das möglich? Sie ziehen doch hinter uns her.“
„Nein, sie kommen von einem Ort, der vor uns liegt. Die Gebilde, die du gesehen hast, sind dort entstanden, aber dann um den ganzen Planeten gewandert und jetzt auf der Heimreise.“
„Es sind keine Vögel?“
„Das zu entscheiden würde ich nicht wagen, bevor ich sie nicht untersucht habe.“
Die Shemibob holte aus ihrem Beutel eine Tafel hervor, auf der sie mit einem Stab schreiben konnte. Wenn sie das Geschriebene auslöschen wollte, drückte sie nur auf einen Knopf an der Seite der Tafel. Sie und Sloosh sprachen während des Ritts auf Phemropits Rücken oder während des Lageraufenthaltes häufig über die Figuren, die sie auf die Tafel zeichnete. Nach dem zu urteilen, was Deyv von diesen Gesprächen mitbekam, versuchten sie, die schwebenden Gebilde zu deuten. Sie schienen dabei nicht gerade erfolgreich zu sein.
Der helle Himmel und das Schwarze Tier jagten einander immer wieder. Vanas Bauch schwoll mehr und mehr an. Die Schlangenzentaurin legte ihr ein Kristall auf und verkündete, daß sie einen Jungen gebären werde. Dies gefiel keinem von den zukünftigen Eltern. Es machte mehr Spaß zu raten.
In der Zwischenzeit wurde der ansonsten herzliche Umgang der beiden miteinander durch eine lange andauernde Debatte beeinträchtigt: Wer würde mit wem zu wessen Stamm mitkommen?
„Vana will, daß ich von ihrem Volk aufgenommen werde, und ich würde es natürlich vorziehen, wenn sie mit zu meinem käme“, sagte Deyv zu Sloosh. „Findest du nicht, daß es für alle Beteiligten besser ist, wenn der Mann seine Frau zu seinem Haus bringt?“
„Verschone mich mit diesen verworrenen und irrationalen menschlichen Angelegenheiten“, entgegnete Sloosh. „Allerdings kann ich bei einem Problem nie widerstehen. Mir scheint, daß es drei Möglichkeiten gibt, dieses hier zu lösen.
Erstens, ihr geht beide in den Dschungel und wartet, bis einer den anderen eingefangen hat. Der Verlierer geht, ob er will oder nicht, zum Stamm des anderen mit. So werden diese Angelegenheiten bei euch doch wohl üblicherweise bereinigt, oder?
Zweitens, ihr bringt eure beiden Stämme dazu, sich zu einem einzigen Volk zu vereinen. Obwohl das wieder neue Probleme aufwerfen würde, wie es bei der Lösung eines Problems gewöhnlich der Fall ist. So würde sich die Frage erheben, welche Sprache gesprochen werden sollte. Aber wenn man sich darauf einigen könnte, eine Sprache-des-Handels zu benutzen, wäre auch das gelöst.
Drittens, ihr werft einen Stock in die Luft, und wenn das Ende, das du dir vorher ausgesucht hast, als erstes herunterkommt, geht sie mit dir. Oder umgekehrt. Ich persönlich finde Nummer zwei am besten.“
Deyv erzählte Vana von diesem Gespräch. Sie fand Nummer drei am besten und bei weitem am schnellsten durchführbar.
„Du bist keine gute Verliererin“, sagte Deyv. Da er ihren Zorn bemerkte, fügte er hastig hinzu: „Aber ich bin auch kein guter Verlierer, mach dir nichts draus.“
Die Shemibob legte ihr Kristall nochmals auf Vanas Bauch auf. Nachdem sie darin gelesen hatte, sagte sie: „Das Baby kommt nach genau soviel Zeit, wie es dauert, bis das Schwarze Tier drei Durchgänge hinter sich hat, plus einer Ruhezeit.“
Deyv vergaß seinen Ärger gegenüber Vana und tat einen Schritt auf sie zu. um sie zu umarmen. In diesem Moment kam ein schweres Erdbeben. Er wartete, bis dieses und die folgenden, schwächeren Erschütterungen vorüber waren. Dann nahm er sie in die Arme und sagte, daß der Moment, in dem das Baby geboren werden würde, der glücklichste in seinem Leben sein würde.
„Das zu wissen macht auch mich glücklich“, sagte Vana. „Wenn nur …“
„Wenn nur was?“
Sie antwortete nicht, aber beide wußten, was sie meinte.
Das Schwarze Tier vollendete noch zwei weitere Durchgänge. Es stand zum dritten Mal am Himmel und fast genau über den Wanderern, als Sloosh sagte, daß sie von der Quelle der schwebenden Gebilde noch etwa hundert
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