Dunkel ist die Sonne
sagte, daß wir einen Schöpfer gehabt haben müßten. Wir könnten nicht einfach so aus der Materie unserer Welt entstanden sein. Andere meinten, daß sie das nicht einsähen. Aber als unsere Welt auf diese fiel, hatte die Schule, die der Schöpfertheorie den Vorzug gab, den Sieg davongetragen.“
Inzwischen, so sagte Phemropit auch, hatten Unfälle und etliche Streitigkeiten die Zahl ein wenig verringert. Das hätte aber nichts ausgemacht. Wäre ihre Welt bei dem Sturz nicht auseinandergebrochen, wäre sie mit der Zeit zu klein geworden, um alle zu ernähren.
„Mit der Zeit hätte unsere Welt nur noch aus einem Haufen Kot und dem steinernen Kern bestanden, der unsere Nahrung darstellte. Wir hätten alle übereinander gestanden, und jeder hätte versucht, sich durch die unteren hindurchzukämpfen, während die am Boden alles aufgegessen hätten.“
„Vielleicht auch nicht“, sagte Shemibob. „Vielleicht hättet ihr soviel von eurer Welt gegessen, daß nicht mehr genug Masse dagewesen wäre, um euch anzuziehen. Ihr wärt einfach davongeschwebt, für immer durch den Raum geschwebt, oder jedenfalls so lange, bis ihr von einer anderen Masse angezogen worden wärt, einem anderen Planetoiden oder Stern – oder, zu guter Letzt, bis ihr mit der gesamten übrigen Materie zu einem gemeinsamen Zentrum hingezogen worden wärt.“
Sloosh nahm sein Prisma und hielt es vor dem Stamm eines gewaltigen Baumes in die Höhe. Deyv sah ihm unter der Schulter hindurch. Für eine Weile war es faszinierend, die vielen eigenartigen Muster in dem Kristall zu beobachten. Mit der Zeit hatte er jedoch genug davon und ging weg. Aber als der Pflanzenmensch ins Lager zurückkehrte, fragte Deyv ihn, was er aus dem Pflanzenreich erfahren habe.
„Mein Volk ist auf Wanderschaft gegangen“, antwortete er. „Auch sie suchen nach einem Tor. Nach dem gleichen übrigens, nach dem auch wir suchen. Aber sie lassen sich Zeit dabei. Wir werden lange vor ihnen ankommen.“
„Wieso sind deine blättrigen Genossen denn so plötzlich aufgebrochen?“ wollte Deyv wissen.
„Weil sie gemerkt haben, daß ihnen nicht mehr viel Zeit bleibt. Damit meine ich natürlich ihre eigene Zeit. Euch würde sie lange genug vorkommen. Jedenfalls habe ich ihnen gesagt, daß ich mich freuen würde, sie wiederzusehen. Ich habe auch erwähnt, daß ich eventuell ein paar recht interessante, denkende Wesen mitbringe.“
Deyv war überrascht. „Heißt das, daß du mit ihnen geredet hast? Ich dachte, du hättest nur die Muster beobachtet?“
„Ich habe elektrische Analogien meiner Gedanken beziehungsweise die obere Schicht derselben mittels bestimmter Hautimpulse zu ihnen hinübergesandt.“
Deyv fand das höchst erstaunlich, bis Sloosh ihm sagte, daß er das gleiche tun könne. Es würde jedoch eine Weile dauern, bis er es gelernt hätte.
Als das der Yawtl hörte, fragte er Sloosh, ob er es ihm beibringen würde. Der Pflanzenmensch wollte das auch gern tun. Hoozisst hatte ebenfalls die Hexe soweit gebracht, daß sie ihm zeigte, wie man mit dem Smaragden-des-Vorhersehens umging. Er war allerdings abgewiesen worden, als er die Shemibob gebeten hatte, ihn in die Geheimnisse der Quarzkugel einzuweihen. Später hatte sie sich aber doch erweichen lassen.
Sloosh sagte zu Deyv: „Ich hatte eigentlich erwartet, daß du an diesen Dingen Interesse haben würdest.“
„Das hätte ich auch, wenn ich der Meinung wäre, daß sie etwas nützen würden“, antwortete Deyv. „Aber Vana und ich werden euch sowieso verlassen, und dann werden wir die Sachen nicht mehr bei uns haben. Warum sollte ich mir also darüber Gedanken machen?“
„Die Shemibob und ich werden euch vielleicht etwas schenken.“
„Warum solltet ihr das tun?“
„Ja, warum eigentlich?“
Deyv wollte noch einmal auf das Thema zurückkommen. Nach der folgenden Ruhezeit wurde jedoch sein Interesse an etwas anderem wach, so daß er nicht mehr daran dachte. Er erwähnte nämlich Sloosh gegenüber die Tatsache, daß die Shemibob nie etwas über die riesenhaften Gebilde gesagt hatte, die über dem Äquator schwebten. Hatte der Archkerri sie zufällig nach ihnen gefragt?
„Selbstverständlich“, antwortete Sloosh. „Glaubst du etwa immer noch, daß es mir an der Wißbegierde mangeln würde, die die vernunftbegabten von den nicht vernunftbegabten Wesen unterscheidet?“
Womit er offensichtlich zu verstehen geben wollte, daß Deyv, falls er ihn überhaupt zu den vernunftbegabten Geschöpfen zählte, für ihn
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