Dunkel ist die Sonne
Yawtl sind zäh“, hatte Hoozisst gemeint. „Außerdem habe ich ihrem Sohn Jeydee eine Decke von den Schultern gerissen, und indem ich mich an den vier Zipfeln festhielt, konnte ich meinen Fall etwas verlangsamen. Wenn es natürlich auch mehr Glück als alles andere war, was mir das Leben rettete. Die Baumgötter beschützten mich, damit ich zu meiner Rache kommen sollte.“
Was immer die Fähigkeiten des Smaragden sein mochten – Feersh hatte er jedenfalls nicht gewarnt. Aber schließlich wußte sie ja auch nichts von seiner Anwesenheit und der seiner Leute, dachte Deyv. Und wenn sie doch etwas wußte, so machte sie sich deswegen vielleicht keine Sorgen. Immerhin war der Stein abhängig von den Daten, die sie ihm eingab, und wenn diese nicht ausreichten, hatte der Stein eben nicht das, was er für eine richtige Vorhersage brauchte.
Andererseits war es durchaus möglich, daß sich Feersh sehr wohl dessen, was vorging, bewußt war. Sie hatte ihnen eine Falle gestellt; sie beobachtete ihn die ganze Zeit von der dunklen Kajüte aus. Die dort drinnen waren wach und taten nur so, als ob sie schnarchten.
Er blickte den Schacht hinunter. Da kam schon der erste herauf; es war Sloosh. Auf dem Rücken trug er das zusammengefaltete Fahrzeug und Aejip, die an ihn gebunden war. Die Katze hatte Angst, aber sie gab keinen Laut von sich.
In dem Moment hörte er ein Husten. Er ließ sich auf Hände und Knie fallen und drehte sich langsam um. Er konnte niemanden sehen. Das bedeutete, daß entweder jemand in der Kajüte gehustet hatte oder daß er oder sie durch die Tür gekommen war. Diese war dem Bug zugewandt, und er selbst befand sich hinter der Kajüte.
Er erhob sich mit dem Blasrohr in der Hand. Leise ging er an der einen Kajütenwand entlang. Das Husten wiederholte sich nicht. Vor der Kajüte war niemand, aber die Tür stand offen. Jemand mußte auf Deck sein. Aber wo?
Gelassen schloß er die Tür und ging auf die andere Seite der Kajüte hinüber. Derjenige, der gehustet hatte, bewegte sich auf den Bug zu, der nach unten zeigte. Deyv sah zu den Ankerwinden zurück. Von der Kajüte konnte er sie nur allzu deutlich erkennen. Der Mann aber hatte nicht bemerkt, daß die Trommel der Winde, an der die Strickleiter hing, fast leer war. Auf dem Rückwege würde er es jedoch bemerken müssen, jedenfalls wenn er richtig wach war.
Es gab nur eines. Deyv ging auf den Mann zu, der jetzt nahe am Bug stand und sich offensichtlich erleichtern wollte. Mit diesem Vorhaben war er vollkommen beschäftigt, als ihn Deyvs Tomahawk am Hinterkopf traf. Er kippte über die niedrige hölzerne Reling, die an das Deck geklebt war, und verschwand, ohne zu schreien.
19
Deyv wirbelte herum, die Sinne zum Zerreißen gespannt; hoffentlich hatte niemand gehört, wie die Waffe den Knochen gespalten hatte. Wenig später drang das gedämpfte Aufprallen eines Körpers an sein Ohr.
Deyv ging ganz ruhig an den Schacht zurück und hielt an einem Kajütenfenster kurz inne, um zu lauschen. Nichts war zu hören. Kurz darauf kam der schwer durch den Mund an der Brust atmende Sloosh nach oben. Deyv half ihm herauf, lud den Würfel ab und band Aejip los. Die Katze sprang mit einem Satz an Deck und verzog ohne einen Ton das Gesicht. Deyv gab ihr einen leichten Klaps und streichelte sie, um sie zu beruhigen. Er flüsterte ihr zu, so lange sitzen zu bleiben, bis Vana da wäre. Es war im voraus vereinbart worden, daß die Frau beim Angriff Aejips Partnerin sein sollte.
Als nächster kam der Yawtl, der sich mit Jum auf dem Rücken emporarbeitete. Deyv liebkoste und beruhigte auch den Hund. Vana kam gleich nach Hoozisst an Bord. Deyv sagte ihnen, was er beobachtet und daß er einen Mann getötet hatte.
„Mir war auch so, als hätte ich etwas durch die Dunkelheit fallen sehen“, entgegnete der Yawtl. „Ich fürchtete schon, du seist es gewesen. Aber als ich keinen Alarm hörte, wußte ich, daß es einer von denen war. Wenn er aus der Kajüte dort herauskam, war es einer von Feershs Söhnen – hoffentlich nicht Skibroziy. Ich will, daß er leidet, bevor er stirbt.“
Hoozisst hatte die Lage und Anordnung des Schiffswesens ausführlich beschrieben. Feersh schlief in einer Kammer auf dem unteren Deck; manchmal allein, manchmal auch mit einem Sklaven zusammen. Jowanarr verbrachte ihre Ruhezeit mit zwei oder drei Sklaven und Sklavinnen in der Kajüte, die achtern lag. Seelgee war in der Kajüte am Bug, Kiyt in einer bei seiner Mutter; Jeydee und Skibroziy
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