Dunkel ist die Sonne
schliefen gewöhnlich entweder allein oder mit mehreren Sklaven oder Sklavinnen in der mittleren Kajüte. Hoozisst hatte auch die Söhne und Töchter beschrieben, damit man sie nicht mit den Sklaven verwechseln konnte.
Der einzige Weg unter Deck führte vermutlich durch die Kajüten – wenn man nicht gerade ein Khratikl war. Ihr Plan sah vor, Feersh als Geisel zu nehmen. Hoozisst hatte gesagt, daß sie so lange in Sicherheit sein würden, wie sie sie in ihrer Gewalt hätten. Die anderen würden tun, was sie sagte – hoffte er. Natürlich bestand auch die Möglichkeit, daß Jowanarr, die ohne Zweifel ungeduldig darauf wartete, das Kommando zu übernehmen, ihre Mutter einfach töten lassen würde.
Die Eindringlinge begaben sich hinter die Hauptkajüte, wo Vana die Fackeln verteilte, die sie auf ihrem Rücken heraufgetragen hatte. Indem sie die Kajüte und ein an Deck gefundenes Segeltuch als Windschutz benutzten, zündeten sie die Fackeln an. Zuerst gossen sie aus einem Kürbis etwas eigens dafür mitgebrachten Fischtran, dann zündete der Yawtl ihn mit Hilfe von Eisen und Feuerstein an. Er goß noch etwas nach, und abwechselnd hielten sie die Enden ihrer mit Fischtran getränkten Fackeln in die Flamme.
Gerade als sie die dritte Fackel in Brand setzen wollten, hörten sie zur Rechten einen gellenden Schrei. Sie drehten sich blitzschnell in die Richtung, aus der er gekommen war, konnten aber nichts sehen. Einen Augenblick später stürzte sich ein wütend kreischender Khratikl aus der Dunkelheit auf sie. Die ledernen Flügel prügelten auf Deyv ein, und die Krallen zerrissen ihm das Gesicht. Vor Schmerz schreiend ließ er seine Fackel fallen, packte das ekelhaft stinkende Ding und warf es auf Deck. Bevor es sich wieder erheben konnte, hatte es der Yawtl mit der Streitaxt getötet.
Es war zu spät, um den ursprünglichen Plan auszuführen. Sie hatten sich aufteilen wollen, um alle drei Kajüten gleichzeitig angreifen zu können. Jetzt mußten sie sofort in die mittlere Kajüte hineinkommen. Irgendwo wurde etwas Metallisches geschlagen, so daß ein durchdringender Gong durch die Luft schwang, und aus dem Tharakorm, das die Khratikl beherbergte, tönte wütendes Geschrei.
Hoozisst, der in einer Hand die Fackel hielt, öffnete mit der anderen die Tür zur Hauptkajüte. Er riß sich den Tomahawk vom Gürtel und stürmte laut schreiend hinein. Vana folgte zusammen mit der nun brüllenden Katze. Deyv hob seine Fackel auf, spürte, wie ihm das Blut übers Gesicht rann, zog vor Schmerzen eine Grimasse und setzte mit dem Schwert in der Hand hinter den anderen her. Der Hund sprang ihm knurrend nach. Der Pflanzenmensch, der der langsamste von ihnen war, war zur Nachhut bestimmt.
Die Kajüte war aus starkem, rotbräunlichem Holz und mit waagerechten gelben und grünen Streifen bemalt. Speere, Blasrohre, Streitäxte, Kriegskeulen und eines von den alten Metallschwertern hingen an den Wänden. Zwei Ecken wurden von breiten, mit Matratzen versehenen Betten eingenommen, die mit einem so schönen Tuch bezogen waren, wie Deyv es noch nie gesehen hatte. Außerdem gab es eine Kommode und zwei Waschgelegenheiten mit Seife, Handtüchern und Flaschen, die eine dunkelgrüne Substanz enthielten.
In der Mitte des Raumes stand ein Tisch aus poliertem Hartholz mit einem Aufbau darauf, auf dem eine große Kugel aus Quarz thronte. Sie strahlte eine wild pulsierende, orangefarbene Glut aus, die die Fackeln überflüssig machte. Sie versetzte Deyv in höchstes Erstaunen, denn einen Augenblick zuvor hatte sie noch nicht gebrannt. Jowanarr mußte das Licht herbeigezaubert haben.
Ein Mann, ein gutgebauter Sklave mit dunkelbrauner Haut und gewelltem, grün und gelb gefärbtem Haar lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden. Unter ihm hatte sich eine Blutlache ausgebreitet. Auf dem Bett in seiner Nähe saß eine nackte Frau: Jowanarr. Sie griff sich mit den Händen an die Brust, und unter der dunklen Haut war sie blaß. Sie war langbeinig und schlank, hatte aber sehr große Brüste und ein langes, schmales Gesicht, eine lange Hakennase und dunkle, vor Entsetzen aufgerissene Augen.
Auf dem anderen Bett lag ausgestreckt ein zweiter Sklave, dem Vanas kurzer Speer die Kehle durchbohrt hatte.
Als Jowanarr Deyvs blutüberströmtes Gesicht sah, wollte sie aufstehen. Aejip und Jum knurrten sie an, und sie setzte sich wieder.
Deyv ging an dem Tisch mit der leuchtenden Quarzkugel vorbei und hob den Metallring einer viereckigen Falltür hoch. Die
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