Dunkel ist die Sonne
Öffnung offenbarte einen verborgenen Schacht, in den eine Holztreppe hinabführte, die über einer abschüssigen Rampe angelegt worden war, welche das Tharakorm hatte wachsen lassen.
Er blickte auf. Vana war damit beschäftigt, den Speer aus der Luftröhre des Sklaven zu ziehen.
„Laß das!“ sagte er. „Nimm das Schwert dort von der Wand!“
Der Yawtl war schneller als sie. Er schwang die Klinge über dem Kopf und stieß lautes Kriegsgeschrei aus.
Deyv hatte nicht die Zeit, um sich über Hoozissts Gier zu ärgern. Er konnte mit dem Schwert ohnehin besser als Vana umgehen, da er der Stärkere von beiden war. Sie streckte ihm die Zunge heraus, was bei ihrem Stamme ein Ausdruck der Verachtung war, und drehte sich um, um weiter an dem Speer zu ziehen.
Sloosh hatte die Tür hinter sich zugemacht. Was auch gut war, denn unmittelbar darauf hämmerten Pfoten und kratzten Krallen dagegen, und schrilles Gekreische erfüllte die Kajüte. Rattenähnliche Gesichter sahen zum Fenster herein und wurden kurz darauf von den zugehörigen Körpern gefolgt. Aejip flog buchstäblich an der Wand entlang, um die Gesichter mit ihren Krallen zu zerfetzen. Jum sprang in die Höhe und biß um sich. Vana stieß ihren Speer mitten in ein geiferndes Maul.
„Sage der Tochter der Hexe, sie soll ihnen befehlen, draußen zu bleiben!“ pfiff Deyv dem Yawtl auf Archkerri zu.
Der Yawtl spuckte Jowanarr die Worte entgegen. Sie zögerte, aber als Hoozisst mit erhobenem Schwert auf sie zuging, schrie sie etwas zu den Bestien hinaus. Sie versuchten nicht weiter, durchs Fenster einzudringen, aber ihr Lärm erfüllte immer noch die Kajüte.
Deyv packte die Frau bei der Hand und zerrte sie vom Bett. Er schleifte sie bis zu der Öffnung im Boden und stieß sie hinunter. Sie wäre sicher wieder aufgestanden und durch einen Korridor geflohen, wenn er nicht selbst hinterhergesprungen wäre. Ihr Kopf schlug auf dem Boden auf, und sie verlor das Bewußtsein. Er hoffte, daß er sie nicht getötet hatte, da er sie später vielleicht noch gebrauchen konnte.
Vana kam rasch herunter, gefolgt von den beiden Tieren. Der vom Licht eingerahmte Hoozisst nahm zwei Stufen auf einmal. Er hatte seine Fackel mit der glühenden Quarzkugel vertauscht.
„Sie gibt viel besseres Licht“, meinte er grinsend. „Außerdem möchte ich sichergehen, daß sich niemand an ihr vergreift.“
Deyv wartete nicht, bis der Archkerri seinen schwerfälligen Gang über die Treppe angetreten hatte. Er lief schnell auf die Stelle zu, an der laut Hoozisst die Hexe schlief. Offene Eingänge, hinter denen es dunkel und ruhig war, zuckten an ihm vorbei. Der Türeingang zu Feershes Raum war noch etwa drei Meter entfernt, als er mit dem Kopf gegen eine Wand rannte, die ganz plötzlich dagewesen war. Er fiel um; Schwert und Fackel glitten ihm aus den auf einmal kraftlos gewordenen Händen. Für einen Moment wußte er nicht, was geschehen war. Jetzt kam zu dem Blut, das aus den Kratzern in seinem Gesicht floß, auch noch eine blutende Nase hinzu.
Mit wackligen Beinen erhob er sich und nahm die Fackel wieder auf. Die Wand war aus einer Vertiefung in der Wand geglitten oder hatte sich aus einer solchen herausgeklappt. Das war so schnell gegangen, daß er es überhaupt nicht gemerkt hatte. Auch hatte er sie nicht auf dem Boden aufsetzen hören.
Er drehte sich um, wobei er automatisch nach dem Schwert griff. Drei Meter hinter ihm versperrte ihm eine zweite Wand den Weg. Er saß in einer Falle.
Jemand hämmerte gegen die Wand. Er schritt auf sie zu und rief etwas. Stille dröhnte durch die Kammer. Er legte den Mund so nahe wie möglich an das sehr starke, aber gleichzeitig sehr dünne Material und schrie: „Ich bin es, Deyv! Wer ist da?“
Als er das Ohr an die Wand legte, hörte er: „Ruhig, Jum, Aejip!“
Jetzt konnte er das leise Knurren der beiden Tiere erkennen.
„Vana! Ich bin hier zwischen zwei Wänden gefangen. Wo sind die anderen?“
„Hoozisst ist durch einen anderen Korridor gelaufen. Er will versuchen, ob er von dem aus, der längs durch das Schiff geht, in den Raum der Hexe kommen kann.“
„Sie wird ihn auf der anderen Seite kaum offenlassen – nehme ich an“, schrie Deyv zurück. „Wo ist Sloosh?“
„Er hält die Khratikl in dem Raum unter dem Eingang auf.“
Es gelang Deyv, die panische Angst, die in ihm wie Hefe in einem Topf gärte, niederzuhalten. Die Luft in der Kammer würde nur noch für eine gewisse Zeit reichen, und jede körperliche Handlung würde sie
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