Dunkel ist die Sonne
verbrennen kann.“
Ganz am anderen Ende der gewaltigen Halle und des darauf zulaufenden schmalen grünen Teppichs befand sich eine Plattform. Diese war aus einem massiven Block aus Gold gefertigt. Sieben Stufen führten nach oben, wo ein mit weichem grünen Stoff bespanntes Sofa mit hoher Lehne stand. Es war ungefähr fünfzehn Meter lang, und die Sitzfläche befand sich anderthalb Meter über der Plattform.
„Was für ein Riese soll denn darauf sitzen?“ fragte Deyv.
„Das ist nur einer hier gestattet“, antwortete Feersh. „Aber sie sitzt eigentlich nicht, sie liegt.“
Sie gingen aus der Halle in einen großen Korridor. Di e ser war an den Seiten mit Postamenten und Truhen aus vielen verschiedenen, harten, polierten Holzarten g e schmückt. Auf diesen befanden sich Statuetten, Büsten und andere Gegenstände, davon viele aus Gold oder Si l ber. Auf einigen Postamenten fehlten die Schmucksachen, und als dies der Hexe berichtet wurde, wirkte sie verwirrt.
„Wenn wir durch das Schloß gehen“, sagte sie, „müßt ihr mir alles beschreiben, was ihr seht.“
Das taten sie, obwohl es dort so viele Dinge gab, daß sie müde wurden, alles aufzuzählen. Schließlich sagte sie: „Es ist fast genauso, wie ich es in Erinnerung hatte. Aber hier und da fehlt doch einiges. Und offensichtlich sind die Sklaven auch nicht mehr da. Vermutlich sind sie geflohen und haben einige Schätze mitgenommen.“
„Was bedeuten würde“, fuhr Sloosh fort, „daß sie i h nen die Freiheit wiedergegeben und erlaubt hat, daß sie die Schätze mitnahmen. Oder sie war nicht in der Lage, sie daran zu hindern. Ich würde letzterer Theorie eigen t lich den Vorzug geben.“
„Ich auch“, ließ sich wieder Feersh vernehmen. „Die Sklaven brauchte sie ja im Grunde nur für eins: für ihre Gesellschaft. Sie brauchte Leute, mit denen sie reden konnte. Sie hat sogar Maschinen, die alle die Arbeiten ausführen können, für die eigentlich die Sklaven da sind, aber sie hat alle in einen Raum gesperrt und nur selten hervorgeholt.“
„Ja, aber“, begann Sloosh, „was ist denn aus der Sh e mibob geworden?“
Sie entdeckten im Erdgeschoß eine riesengroße Küche und daneben eine Speisekammer, deren Inhalt mühelos ausgereicht hätte, Deyvs ganzes Dorf während unzähliger Feste zu versorgen. Auch schien genug Alkohol vorha n den zu sein, um seinen ganzen Stamm für immer betru n ken zu machen. Und es waren genug Drogen vorrätig, um ihn für noch länger in Rauschzustände zu versetzen. Die Speisen waren noch so frisch, wie sie gewesen w a ren, als man sie eingelagert hatte. Wie die Hexe sagte, blieben sie unabhängig von der Zeit so lange frisch, bis sie wieder aus der Speisekammer herausgeholt wurden. Dann erst wurden sie allmählich schlecht.
„Wenn man einmal von unserer Sterblichkeit absieht,“ meinte Deyv, „sieht dieser Ort demjenigen ziemlich äh n lich, den uns der Schamane für die Zeit nach dem Tode verheißen hat. Warum bleiben wir nicht einfach hier und freuen uns des Lebens, wenn doch die Shemibob ve r schwunden ist? Natürlich müßten unsere Stämme auch herkommen. Und wer weiß, vielleicht finden wir der Shemibobs Geheimnis des ewigen Lebens!“
„Aber die Vorräte würden uns mit der Zeit ausgehen“, wandte Sloosh ein. „Ihr würdet Kinder haben, und dieser Ort wäre vollkommen überfüllt. Obwohl angesichts eures Hangs zum Streit und von daher zu Gewalttätigkeiten das Bevölkerungsproblem vielleicht nicht ganz so schlimm wäre. Aber der Speicher wäre bestimmt bald leer. Und was würdet ihr dann tun? Die Fähigkeit zu jagen und den Acker zu bestellen hättet ihr bis dahin verlernt – ihr wü r det alle zugrunde gehen.“
Deyv erwiderte ärgerlich: „Das weiß ich. Ich hatte es mir ja auch nur vorgestellt.“
„Das kommt daher, weil du heute nicht mehr der vor Furcht zitternde Jüngling bist, der einst auszog, bei einem feindlichen Stamm eine Frau zu suchen. Du hast viel e r lebt, bist weit herumgekommen, hast viel gesehen, was du nicht gesehen hättest, wenn dir der Yawtl nicht dein Seelenei gestohlen hätte. Du bist reifer geworden, und zwar reifer, als du je geworden wärst, wenn du ein einf a ches Stammesmitglied geblieben wärest. Aber trotzdem mußt du noch viel lernen.“
„Du auch“, sagte Deyv.
„Zum Glück, ja. Wofür lohnte es sich sonst zu leben?“
Als er sich im rückwärtigen Teil des ersten Stocks b e fand, erlebte Deyv etwas Schreckliches. Er betrat einen gewaltigen Raum, in dem
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