Dunkel ist die Sonne
keine Eier. Das unbehaarte, rötliche Delta ihres Geschlechts lag genau unterhalb der Stelle, an der ihr Körper sich in die Vertikale fortsetzte.
Ihr Kopf war doppelt so groß wie der Deyvs und dem eines Menschen ähnlich, aber dreieckiger als das Gesicht eines jeden Vertreters der Gattung Homo sapiens. Die Backenknochen standen stark hervor. Das Kinn war sehr spitz, hatte aber in der Mitte eine deutliche Vertiefung. Die Lippen waren stark aufgeworfen und sehr rot. Der offene Mund ließ spitze Zähne, wie bei einem Fuchs, erkennen. Die Zunge verstärkte den Eindruck des Schlangenhaften noch, da sie leicht gespalten war. Die Nase war kurz, aber hakenartig. Die Augen waren sehr groß im Verhältnis zum Kopf und gänzlich blattgrün. Die Stirn war breit und hoch, und zwar so, daß es aussah, als sei das vergleichsweise kleine Gesicht nachträglich ang e fügt worden.
Sie besaß kein Haupthaar, sondern statt dessen sehr lange und dicke, silbrige Stacheln, die in der Mitte von einem schwarzen Band zusammengehalten wurden. Feersh hatte gesagt, daß die Jungen kahlköpfig geboren würden, was sicher auch gut so war. Durch die Stacheln würde die Geburt für die Mutter sonst noch schmerzha f ter, als sie ohnehin schon war.
Die Shemibob wirkte verärgert, und obwohl sie in der Sprache der Hexe redete, die Feersh ihren Mitreisenden noch nicht zu lernen erlaubt hatte, klang ihr Tonfall w ü tend. Deyvs Angst wurde gemildert durch die höchste Verwunderung darüber, daß die Shemibob die Hexe nach all der Zeit überhaupt noch wiedererkannte.
Feersh antwortete, während sie gleichzeitig auf ihre Gefährten wies. Sie schien der Shemibob mitzuteilen, daß die anderen die Sprache nicht verstünden.
Die Schlangenzentaurin öffnete sofort eine große Faust und ließ einen Mundsummer erkennen. Offensich t lich war sie auf ein Gespräch mit dem Archkerri vorb e reitet, was bedeutete, daß sie sie schon eine ganze Weile beobachtet haben mußte. Dies war zweifelsohne mittels der als Kunstgegenstände getarnten Apparate geschehen, die, wie Feersh gesagt hatte, sich in jedem Raum befa n den.
Die Shemibob setzte den Summer an den Mund.
„Ein Alarm hat mich geweckt“, sagte sie in Slooshens Sprache. „Eigentlich wollte ich euch herumlaufen lassen und genau beobachten, aber ich konnte es nicht länger ertragen, daß dieses Ungeheuer meine Teppiche dem o liert und meine Böden und Treppen verkratzt. Was ist das für ein sonderbares Wesen?“
Feersh erklärte es ihr. Die Shemibob vergaß ihren Ä r ger darauf sofort. Sie sagte: „Ich dachte schon, es gäbe nichts Neues mehr auf dieser Welt. Schön, daß ich mich noch mal geirrt habe. Nun, Feersh, erzähle mir, was dir zugestoßen ist, seit ich dir zu fliehen erlaubte. Und erzä h le mir auch, wieso du und die anderen hier so töricht wart, meinen Palast zu betreten.“
Das nahm eine ganze Weile in Anspruch. Zuerst bli e ben die Eindringlinge aufrecht stehen, da sie Angst ha t ten, sich ohne ausdrückliche Erlaubnis in der Gegenwart der Shemibob zu setzen. Mitten in der Geschichte der Hexe sagte die Schlangenzentaurin dann, daß sie Platz nehmen könnten, wenn sie dies wünschten. Alle außer Sloosh und der Shemibob holten sich Stühle, welche e i gens für die Sklaven angeschafft worden waren, und set z ten sich hin. Die Shemibob ging vor ihnen auf und ab und nahm zweimal eine Papierröhre mit einer süß du f tenden Droge von einem Tisch und rauchte sie. Ab und zu unterbrach sie die Hexe, um einem von den anderen eine Frage zu stellen. Deyv begann sich langsam wohler zu fühlen. Wenigstens hatte sie sie nicht gleich umg e bracht, und daß sie sie zu ihren Sklaven machen wollte, hatte sie auch nicht angedeutet.
Als sie die ganze Geschichte gehört hatte, machte sie eine Pause, in der sie sich noch eine Röhre anzündete.
„So hat also ein jeder von euch diese unglaubliche Reise aus einem anderen Grund gemacht. Was die armen Teufel angeht, die du hergeschickt hast, um mich meiner Schätze zu berauben, Feersh, so ist keiner hier ang e kommen. Nun denn, Deyv vom Roten Ei vom Haus-das-auf-dem-Kopf-steht und Vana mit den Grünen Augen vom Stamme der Gelbhaarigen und Hoozisst von den ewig stehlenden Yawtl, ich kann euch neue Eier machen. Und ich kann euch lehren, wie man sie in einer Weise benutzt, von der keiner von euch bisher auch nur zu träumen gewagt hat. Zu träumen vielleicht ja, aber nicht in die Tat umzusetzen. Aber was würden sie euch nü t zen?
Was dich betrifft, Sloosh
Weitere Kostenlose Bücher