Dunkel ist die Sonne
entledigt. Oder … vie l leicht ist sie gar nicht mehr da. Könnte es sein, daß sie gestorben ist?“
Nachdem sie eine Weile darüber diskutiert hatten, b e schlossen sie, einfach weiterzugehen, so als ob ihnen das Gut gehörte. Wenn die Shemibob sie angriff, würde sie schon merken, daß sie es nicht mit gewöhnlichen Dieben zu tun hatte. Phemropit würde es ihr schon beweisen.
Das Geschöpf verstand nicht genau, was eigentlich los war. Selbst nach der langen Zeit, die es gebraucht hatte, um sich an die neue Umgebung zu gewöhnen, war es noch häufig genug verwirrt. Aber es war auch irgendwie dankbar. Vielleicht war es aber nur das Gefühl der Ei n samkeit, das es für die Wünsche seiner Befreier so z u gänglich machte. Auf jeden Fall war es bereit, für sie zu kämpfen.
„Aber wir dürfen uns nicht feindselig verhalten“, sagte Sloosh. „Nicht, bevor sie selbst nicht eindeutig gezeigt hat, daß sie uns nicht freundlich gesonnen ist. Daß sie Diebe zu Sklaven gemacht hat, muß nicht unbedingt he i ßen, daß sie auch uns dazu macht. Wir sind aus einer Reihe von Gründen hier, von denen der des Diebstahls nur auf einen von uns zutrifft. Der wichtigste ist jede n falls der Wunsch, in ein anderes Universum zu gelangen, wenn das möglich ist. Das müßte sie eigentlich verst e hen, und wer weiß, vielleicht begrüßt sie unsere Hilfe sogar.“
Deyv sagte nichts, aber er konnte sich nicht vorstellen, wie auch nur einer von ihnen, selbst der Archkerri, der so viel wußte, einem so alten und mächtigen Geschöpf wie der Shemibob helfen konnte.
Sie gingen über die Wiese und durch ein Wäldchen. Von diesem Wäldchen führte eine breite, gewundene Allee aus einem elastischen gelben Material zum Bur g graben. Dieser war mindestens neunzig Meter breit. Die Zugbrücke war heruntergelassen. Nach kurzem Zögern gingen sie hinüber. Der Torweg war hoch und breit und lief in der Mitte spitz zu. Eine Tür war nicht zu sehen. Vor dem offenen Eingang schimmerte ein Vorhang aus hauchdünnem, durchsichtigem Stoff.
Deyv streckte die Hand aus, um ihn zur Seite zu schieben. Seine Finger trafen aber nur auf Luft, die kü h ler war als die von draußen.
Er drehte sich um. „Ich kann keinen Vorhang fühlen.“
„Es ist auch keiner da“, sagte die Hexe.
Deyv zuckte die Achseln und trat ein. Die anderen folgten ihm; Phemropit kam polternd als letzter. Sie b e fanden sich in einer riesigen Vorhalle, an deren Wänden viele Gemälde hingen. Der Boden war mit einem Te p pich ausgelegt, der so dick war, daß Deyv bis zu den Knöcheln darin versank. Hinter der Halle war noch eine zweite, gegen die die Vorhalle geradezu klein wirkte. Er ging in diese hinein und blieb ehrfürchtig stehen.
Die Wände waren unermeßlich hoch; die Decke ve r schwand irgendwo im Dunkel. Unterhalb der Decke war jedoch helles Licht. Es kam aus den Wänden selbst, g e nau wie das Licht im Fahrzeug der Alten. An den Wä n den waren reihenweise Wandgemälde zu sehen, die bis in die Dunkelheit hinaufragten. Wenn er nicht so besorgt darum gewesen wäre, wo die Shemibob war, wäre er von den Gemälden fasziniert gewesen. Auf ihnen schienen Szenen aus der Geschichte der Erde, ja sogar aus ihrer Vorgeschichte dargestellt zu sein. Eine flüsternd an Feersh gerichtete Frage bestätigte seine Vermutung.
„Aber das sind nur die geringsten von all den Wu n dern hier“, sagte sie.
Sie überquerten einen Boden aus glattem, kühlen Stein, in den ein farbig leuchtendes Mosaik eingelegt war. Phemropit kam hinter ihnen her, wobei seine Lau f flächen ein lautes, knirschendes Geräusch von sich g a ben. Die Besitzerin wäre sicher nicht davon begeistert gewesen, ihren Boden verkratzt zu sehen, aber das G e schöpf allein zurückzulassen wäre undenkbar gewesen.
Die nächste Halle war sogar noch größer. In die Wä n de waren runde, leuchtende Knaufe eingelassen, die zw i schen den Köpfen von Tieren, Fischen, Vögeln, großen Insekten und vernunftbegabten Wesen angeordnet waren. Bei diesen handelte es sich nicht, wie er zuerst gedacht hatte, um geschnitzte Darstellungen, sondern sie waren ausgestopft, und außerdem war jedes einzelne Geschöpf mit einer dünnen, durchsichtigen Schicht überzogen. Feersh flüsterte, daß die Schicht sie vor dem Zerfall b e wahrte. Einige waren so alt wie die Shemibob selbst.
Vana stellte mit leiser Stimme fest, daß nirgends Staub zu sehen war.
Die Hexe sagte: „Sie verfügt über Mittel, mit denen man den Staub entfernen und
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