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Dunkel ist die Sonne

Dunkel ist die Sonne

Titel: Dunkel ist die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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Pfad.
    Als sie bei den tief eingetretenen Spuren einer Riese n schildkröte anlangten, die den Pfad überquert hatte, fol g ten sie diesen. Etwas später kehrten sie mit zwei riesigen Eiern wieder auf den Pfad zurück. Zum Glück hatte sie keine Buntschildkröte gelegt; Deyv konnte sie also essen.
    Gerade als sie den Pfad betreten wollten, hielt Jum i n ne und knurrte leise. Deyv legte sich mit dem Ohr auf den Boden. Ganz schwach war das Geräusch laufender Füße zu vernehmen. Er und Jum zogen sich wieder in das schützende Dickicht zurück und warteten ab. Der Pfad verlief hier verhältnismäßig gradlinig, wodurch Deyv den Störenfried wenigstens eine Minute, bevor er an ihnen vorbeikam, sehen konnte.
    Es war eine Frau, die, wenn die äußere Erscheinung nur irgend etwas besagte, eine gute Partnerin abgegeben hätte. Sie war groß und hatte eine ausgezeichnete Figur. Ihre Haut war blaß und ihr krauses Haar gelblich; ihre Augen waren blau. Um den Hals hing an einer Schnur eine Knochenpfeife. Sie trug einen kurzen Kilt aus gr ü nem Stoff, der von einem breiten Ledergürtel zusa m mengehalten wurde. In dem Gürtel steckte ein steinerner Tomahawk, und in der Rechten hielt sie einen Speer mit steinerner Spitze. Auf ihrer Schulter lag ein Blasrohrfu t teral. Sie hatte einen überanstrengten, wenn nicht ve r zweifelten Gesichtsausdruck. Schweiß bedeckte ihre schöne Haut.
    Deyv hatte eigentlich vorgehabt, sie erst vorbeizula s sen, dann aus dem Gebüsch herauszutreten und sie mit der flachen Seite seines Tomahawks niederzustrecken. Aber ihre Eile konnte bedeuten, daß sie verfolgt wurde. Besser war es abzuwarten, bis er sichergehen konnte, daß niemand hinter ihr herkam. Das wiederum hieß, daß er die Möglichkeit eines Überraschungsangriffs verspielte, aber es war gewiß schlauer, sie zu verlieren, als sein L e ben zu riskieren.
    Sie kam näher. Und plötzlich wußte er, was ihn, ohne zu wissen warum, an ihr so seltsam berührt hatte.
    Sie hatte kein Seelenei.

7
     
    Jum war bereit, geräuschlos in den Kampf einzutreten, sobald er das Zeichen dazu bekäme, aber Deyv warnte ihn, sich zu rühren. Die Frau rannte schwer keuchend vorbei. Sie sah weder nach hinten noch nach vorn, so n dern nach unten. Das brachte ihn auf die Idee, daß sie vielleicht gar nicht auf der Flucht war. Vielleicht verfol g te sie selbst jemandes Spur. Oder vielleicht hoffte sie, jemandes Spur zu finden, da auf diesem Teil des Pfades keine zu sehen war. Wenn sie aber noch ein paar Schritte weiterlief, würde sie seine Stiefelabdrücke und die A b drücke der Hundepfoten bemerken.
    Prompt geschah dies auch. Sie blieb plötzlich stehen und bückte sich, um sie näher zu betrachten. Dann richt e te sie sich wieder auf, blickte um sich und stürzte ins Laub. Deyv konnte durch einige Blätter hindurch einen kleinen Fleck aus heller Haut schimmern sehen. Dort wartete sie offensichtlich in der Hoffnung, daß, wer i m mer die Spuren hinterlassen hatte, nicht deswegen vom Pfade abgewichen war, um ihr aus dem Hinterhalt aufz u lauern.
    Deyv kniete sich hin und legte sein Ohr wieder auf die Erde. Wenn wirklich jemand um die Ecke kam, so gewiß nicht im Laufschritt. Er beschloß, auf dem Pfad weite r zugehen. Sollte es einem Krieger auffallen, daß die A b drücke in den Dschungel hineinführten, konnte er ihm ruhig nachsetzen. Was die Frau anging, so war er nicht länger interessiert. Sie besaß kein Ei und war darum nicht für ihn bestimmt. Sie war ein Paria, eine Ausgestoßene, ein seelenloses, verächtliches Ding.
    Außerdem mußte er, jetzt, wo er darüber nachdachte, verrückt gewesen sein anzunehmen, daß sie seine Partn e rin hätte werden können. Er mußte doch denjenigen au f spüren, der sein eigenes Ei gestohlen hatte. Wie konnte er das, wenn er sie mitschleppte – selbst wenn sie ein Ei gehabt hätte?
    Er sah auf den Pfad zurück. Der Fleck aus heller Haut war verschwunden. Für einen Moment überlegte er, ob er den Hund auf sie ansetzen sollte. Möglicherweise hatte sie ihn ja beim Vorbeigehen gesehen und schlich sich jetzt durch den Busch heran. Er glaubte es zwar nicht, wollte es aber auch nicht darauf ankommen lassen. Er würde sich einfach in einem gewissen Abstand von ihr halten. Nein. Das ging doch nicht. Er mußte wegen Aejip zur Höhle zurück.
    Wenn die Frau in Angriffsstimmung war, wenn sie nicht einfach das Weite suchte und wenn sie ihn für g e fährlich hielt, dann brauchte sie nur so lange am Rande des Dschungels

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