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Dunkel ist die Zukunft

Dunkel ist die Zukunft

Titel: Dunkel ist die Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schmutziges Wasser zu sammeln begonnen hatte. Charity überblickte diese düstere Szenerie, ohne das Wohnhaus auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen. Langsam näherte sie sich dem Gebäude, hielt fünf Meter vor der Treppe an und ließ den Motor der Harley noch zwei- dreimal aufbrüllen, ehe sie abstieg; falls sich dort Menschen verbargen, sollten sie nicht glauben, daß sie sich etwa anpirschen wollte. Sie kam in friedlicher Absicht. Charity stieg ab, entfernte sich ein paar Schritte von der Maschine und sah weiter aufmerksam zum Haus hinüber. Hinter der geschwärzten Eingangstür rührte sich nichts, aber Charity glaubte, Blicke zu spüren, die sich auf sie richteten. Und ihr Gefühl täuschte sie nicht. Im Haus blieb es weiter still, aber hinter sich vernahm sie plötzlich ein Poltern, und als Charity sich herumdrehte, stand sie einem kleinwüchsigen, grauhaarigen Mann gegenüber, der aus der Ruine des heruntergebrannten Schuppens trat. In seiner Hand lag eine kleine Waffe, die drohend auf ihr Gesicht zielte. Charity hob ganz langsam die Hände, versuchte sich zu einem Lächeln zu zwingen und trat einen Schritt auf den Grauhaarigen zu. Sofort machte der Mann mit der Waffe eine bedrohliche Handbewegung. »Sie brauchen keine Angst zu haben«, sagte sie, sehr langsam und übermäßig betont, damit er ihre Worte auch verstand, aber er antwortete nicht, sondern starrte sie nur weiter aus seinen dunklen, tiefliegenden Augen an. Er war eine Handbreit kleiner als sie, aber von sehr kräftigem Wuchs, und seine Haut war so sonnenverbrannt, daß sie sich im ersten Moment nicht einmal sicher war, einem Weißen gegenüberzustehen. Sein Haar war strähnig und begann vor der Zeit auszufallen, und auf seinen Wangen glänzten Bartstoppeln. Seine Hände waren über und über mit kleinen, weißen Narben bedeckt, und seine Kleider bestanden eigentlich nur noch aus Fetzen. »Verstehen Sie mich?« fragte sie, als der Grauhaarige noch immer schwieg. Er nickte, sagte aber auch jetzt noch kein Wort, sondern kam näher, wobei er ihr mit Gesten zu verstehen gab, ein Stück vom Motorrad wegzugehen. Charity gehorchte. Hinter ihr polterte es abermals, und als sie vorsichtig den Kopf drehte, sah sie, daß die Haustür geöffnet worden war. Zwei Gestalten traten heraus - ein dunkelhaariger Mann, jung genug, um der Sohn des Grauhaarigen sein zu können, und eine schlanke Frauengestalt. Es war das Mädchen, das sie am Abend zuvor vor den Sharks gerettet hatte. »Das ist sie!« sagte das Mädchen heftig. »Ich bin ganz sicher. Schieß sie nieder, Dad!« Charity zuckte zusammen und drehte sich hastig wieder herum. Zum Glück schien Dad nicht ganz so blutrünstig zu sein wie seine undankbare Tochter, denn er schoß nicht; aber er senkte die Waffe auch nicht, sondern kam drohend näher, und er machte eine befehlende Geste. Charity verstand, was er wollte. Fast behutsam legte sie ihre beiden Waffen vor sich in den Sand, zog unaufgefordert auch noch ihr Messer aus dem Gürtel, legte es daneben und hob wieder die Hände. »Ich bin nicht ihr Feind«, sagte sie gepreßt. »Ich weiß nicht, was Ihre Tochter Ihnen erzählt hat, aber ich ... « »Halt den Mund«, unterbrach sie der Grauhaarige. Mit einer unwilligen Geste scheuchte er sie zurück, stellte sich mit gespreizten Beinen über die beiden Gewehre und musterte abwechselnd sie und das Motorrad. Charity hatte plötzlich das Gefühl, daß es ein Fehler gewesen sein mochte, die Maschine zu stehlen. Nach allem, was sie gestern erlebt hatte, schienen die Sharks nicht unbedingt zu den beliebtesten Zeitgenossen zu gehören. »Lassen Sie es mich erklären«, sagte sie. »Ich ... « »Was gibt es da zu erklären?« unterbrach sie das Mädchen erregt. »Schau sie dir an! Du weißt, wer sie ist. Und sie fährt eine Maschine der Sharks.« »Und außerdem wärst du jetzt ziemlich tot, wenn sie dir nicht geholfen hätte, du dumme Kuh«, mischte sich eine dritte, quäkende Stimme ein, die Charity vage bekannt vorkam. Verwirrt drehte sie sich herum - und sog überrascht die Luft zwischen den Zähnen ein, als sie den Zwerg mit dem riesigen Kahlkopf entdeckte, der hinter dem Mädchen aus dem Haus getreten war. »Gurk!« »Ihr kennt euch?« In Dads Augen blitzte es mißtrauisch auf, und Charity glaubte, schon wieder einen Fehler gemacht zu haben. »Ja«, sagte Gurk. »Wir haben uns gestern abend gesehen - ein paar Minuten, nachdem diese Frau, der deine bescheuerte Tochter so gerne den

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