Dunkel ist die Zukunft
Dad. »Okay«, sagte Charity. »Fang an.« »Wer bist du, wenn du nicht zu den Sharks gehörst?« fragte Bob. »Und wo kommst du her?« Charity seufzte. Eine wahrhaft intelligente Frage, aber immerhin ein Anfang. »Ich bin Captain Charity Laird«, antwortete sie. »Offizier der U.S. Space Force.« Bobs Blick bewies ihr eindeutig, daß ihm diese Worte rein gar nichts sagten, und Dad bestätigte ihre Vermutung, indem er nachhakte: »Was soll das sein, U.S. Space Force? Und wieso hast du drei Namen?« »Ich habe ... « begann Charity, brach mit einem Kopfschütteln ab und setzte dann in sanfterem Ton neu an. »Sie können mich einfach Charity nennen, Dad. Und die Space Force ist ... « Sie suchte nach Worten. »So etwas wie die Armee, in der ich diene.« »Armee?« In Dads Augen funkelte es mißtrauisch, und auch Net und ihr Bruder sahen sie argwöhnisch an. »Du bist eine Kriegerin?« »So könnte man es nennen«, sagte Charity. »Aber es ist nicht ganz richtig. Ich ... ich komme von sehr weit her.« »Und was willst du hier?« Die Frage kam blitzschnell. Charity wußte, daß sie jetzt keine falsche Antwort geben durfte, wollte sie nicht in noch größere Schwierigkeiten geraten. »Zuerst einmal nur Informationen«, sagte sie vorsichtig. »Ich bin völlig fremd hier. Ich weiß weder, wo ich bin, noch wer Sie sind, noch wer diese Sharks waren ... « Sie sah Net an, die peinlich berührt zusammenzuckte. » ... denen ich gestern Abend begegnet bin.« »Dann mußt du wirklich von sehr weit herkommen«, sagte Dad. »Du stellst Fragen wie jemand, der gerade vom Himmel gefallen ist.«
Das ist nicht ganz falsch, dachte Charity düster. Aber sie hütete sich, diesen Gedanken laut auszusprechen. Dad deutete auf den Gnom, der das kurze Gespräch aufmerksam verfolgt hatte. »El Gurk behauptet, daß man dir trauen kann«, sagte er. »Aber ich weiß nicht, ob ich Gurk trauen kann.« »Solange du mich bezahlst, schon«, sagte Gurk trocken. »Es sei denn, es kommt einer, der mehr zahlt.« Seine nachtschwarzen Augen ließen Charity erschaudern. Jetzt, da sie ihn das erste Mal im Tageslicht sah, wirkte er noch unheimlicher als in der vergangenen Nacht. Seine Augen waren tiefschwarz, als seien sie überhaupt nicht menschlich. Ein Geräusch hinter ihr ließ sie aufblicken. Mom war vor dem Kamin auf die Knie gefallen und versuchte, mit Hilfe, eines Reibeholzes ein paar Späne zu entzünden. Charity schüttelte den Kopf, stand wortlos auf, trat neben sie und ließ ihr Feuerzeug aufschnappen. Die kleine Gasflamme leckte gierig an den trockenen Blättern, die Mom unter das Feuerholz gestopft hatte, und setzte sie augenblicklich in Brand. Als sie zum Tisch zurückkam, starrte nicht nur Dad sie aus weit aufgerissenen Augen an. Auch auf Bobs Gesicht malte sich ein Ausdruck ungläubigen Staunens, ja fast Schreckens ab. »Glaubt ihr es jetzt?« fragte Net leise. »Ich habe euch gesagt, sie ist eine verdammte Tie ... « »Halt endlich den Mund«, unterbrach sie Dad, nicht einmal sehr laut, doch Net verstummte augenblicklich. Dad starrte Charity weiter sehr durchdringend an, und sie konnte regelrecht sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Dann entspannte sich sein Gesicht. »Ganz egal, was du bist«, sagte er. »Du hast Net das Leben gerettet. Wir schulden dir Dank. Du kannst bleiben. Und deine Fragen werde ich beantworten.« Sie redeten sehr lange. Moms Essen war ausgezeichnet, und Charity kam wieder zu Kräften. Sie erzählte vorsichtig von sich, wobei sie allerdings mit Bedacht sehr vage blieb, um nicht zuviel von sich zu verraten. Sie selbst erfuhr eine Menge über Dads Familie und die Welt, in der sie lebten. Die vier gehörten zu einer Gruppe von Menschen, die sich selbst Wastelander nannten und wie Nomaden umherzogen. Sie kamen oft zu dieser Farm zurück, die sie sich im Laufe der Jahre hergerichtet hatten, aber meistens hielten sie sich in der großen Ebene auf. Sie lebten von dem, was das Schicksal ihnen schenkte - ein wenig Jagd, ein wenig Sammeln, ein wenig Diebstahl, wobei es allerdings einen strengen Ehrenkodex gab, daß ein Wastelander niemals einen anderen bestahl. Aber es zogen oft Karawanen über die Ebene, und es schien nicht besonders schwer zu sein, sich an sie anzuschleichen und ihnen Wasser oder Essen zu stehlen. Die Fremden schienen überall zu sein, und Dads Worte ließen keinen Zweifel daran, daß sie die Herren des Planeten waren. Wie es jenseits der Ebene aussah, wußte niemand der vier. Die
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