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Dunkel ist die Zukunft

Dunkel ist die Zukunft

Titel: Dunkel ist die Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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unübersehbar. Unsicher wandte er sich um, legte den Kopf in den Nacken und rief R'hen einige Worte in einer schrillen, völlig unverständlichen Sprache zu, die nur aus Pfeif- und Klicklauten zu bestehen schien. »Dein Freund ist sehr talentiert«, sagte sie. Skudder nickte und schwieg, aber Raoul hatte die Worte deutlich gehört. Nervös sah er zu Charity hinüber und wandte sich erst nach einer Weile wieder an R'hen. Der Libellenreiter antwortete in der gleichen Sprache, die er allerdings ungleich besser als Raoul beherrschte. »Nun?« fragte Skudder lauernd. Raoul druckste einen Moment herum. »Er ... er sagt, er weiß nichts von Captain Laird«, sagte er schließlich. »Er sagt, Daniel ... hat ihn geschickt, um ... um die Exekution zu überwachen.« »So, sagte er das?« Skudder klang nicht einmal besonders überrascht. Raoul wich seinem Blick aus und schwieg. »Weißt du was, Raoul?« fuhr Skudder nach einer Sekunde fort, noch immer im gleichen, fast beiläufigen Tonfall. »Ich glaube dir kein Wort.« »Was willst du damit sagen?« fragte Raoul. »Mir geschehen in letzter Zeit ein paar Zufälle zuviel«, antwortete Skudder. »Du bist ihnen ganz zufällig begegnet, wie? Ebenso zufällig wie vorgestern, als ich dich zurückgeschickt habe. Weißt du, ich habe mich schon die ganze Zeit über gefragt, woher Daniel wußte, daß sie die Tiefen sucht.« »Woher soll ich das wissen?« sagte Raoul gepreßt. Nervös sah er sich um. Die Straße rings um die Reiterkolonne war jetzt schwarz vor Sharks. »Ich denke schon, daß du es weißt«, sagte Skudder ruhig. »Unser Freund Daniel ist immer ziemlich gut informiert, findest du nicht? So gut, als gäbe es hier jemanden, der ihn auf dem laufenden hält.« Aus den Reihen der Sharks erklang jetzt ein drohendes Murren. Ein paar der Männer rückten näher, blieben aber wieder stehen, als eine der Käferkreaturen drohend den Schädel hob. »Willst du behaupten, daß ich ein Spitzel bin?« fragte Raoul trotzig. Skudder nickte. »Ja.« Es dauerte eine ganze Weile, bis Raoul reagierte. Und als er es tat, schien er eingesehen zu haben, daß es wenig Sinn hatte, weiter zu leugnen. In seinen Augen stand ein trotziges Funkeln. »Gut, du hast recht«, sagte er wütend. »Ich arbeite für Daniel.« Ein wütender Schrei gellte irgendwo hinter ihm auf. Charity sah, wie einige der Sharks abermals näher rückten. Ein paar Messer wurden gezogen. Jemand entsicherte ein Gewehr. Skudder hob hastig die Hand. »Nicht«, sagte er. »Laßt ihn reden.« »Ich arbeite für Daniel!« wiederholte Raoul trotzig. »Und? Das tun wir doch alle, oder?« »Du bist ein mieser, kleiner Verräter«, sagte Skudder kalt. »Ach, bin ich das?« Raoul reckte kampflustig das Kinn vor. »Vielleicht bin ich nur ein wenig vernünftiger als du.« »Indem du uns bespitzelst?« »Indem ich dafür sorge, daß wir nicht alle umgebracht werden!« schrie Raoul. »Verdammt, hast du wirklich geglaubt, mit dieser idiotischen Idee durchzukommen? Du hättest Daniel keine fünf Minuten damit täuschen können!« Er schüttelte zornig den Kopf. »Du bist zu weich, Skudder«, sagte er. »Du riskierst das Leben aller hier, um ... um dieses Pack zu retten.« Skudder blickte ihn lauernd an. »Was wird das, Raoul?« fragte er. »Eine kleine Palastrevolution? Bist du scharf auf meinen Posten?« »Nein«, fauchte Raoul. »Ich bin scharf darauf, weiterzuleben.« »Hast du uns deshalb an Daniel verkauft?« fragte Skudder ruhig. »Verkauft!« Raoul schnaubte. »Wach endlich auf, Skudder! Du träumst, wenn du glaubst, daß du irgend etwas ohne Daniels Einverständnis tun könntest. Verdammt, ja, ich arbeite für ihn, aber ich habe es für uns getan. Glaubst du wirklich, auch nur einer von uns wäre noch am Leben, wenn er es nicht wollte?« »Und was schlägst du vor?« fragte Skudder, noch immer in diesem ruhigen, fast beiläufigen Ton. »Daß wir vierhundert Leute erschießen, nur weil Daniel es so will?« Für eine Sekunde wurde es still; absolut still, aber Charity sah das Entsetzen auf den Gesichtern der Sharks. Keiner außer ihnen und Raoul hatte bisher von Daniels Befehl gewußt. Sie begann sich zu fragen, ob sie die Sharks nicht trotz allem falsch eingeschätzt hatte. »Du hast gar keine andere Wahl«, sagte Raoul trotzig. »Sie oder wir.« »Und du glaubst, ich würde das akzeptieren? Wie lange bist du jetzt bei uns, Raoul - zehn Jahre? Und du hast in der ganzen Zeit nicht begriffen, daß wir uns

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