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Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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übermäßig vertraulich erscheine, guter Herr«, sagte sie. »Habt Ihr jemals einen Menschen aus der Ferne gesehen und so ein Ziehen in Eurem Herzen verspürt?«
    Ihre Berührung elektrisierte ihn. und Gaborn hätte gerne geglaubt, daß sie ihn tatsächlich von weitem bemerkt und sich in ihn verliebt hatte.
    »Nein, so nicht«, antwortete er. Doch noch im selben Augenblick fühlte er, daß es gelogen war. Wahrscheinlich hatte er sich tatsächlich einmal aus der Ferne verliebt.
    Die Sonne schien auf sie herab, der Himmel strahlte. Vom Fluß wehte warme, süße Luft herüber, die den Duft der Heuwiesen am anderen Ufer mit sich brachte. Wie konnte man sich an einem so herrlichen Tag anders als voller Lebenslust fühlen?
    Das Pflaster der Straße hier war alt und abgetreten. Ein halbes Dutzend Blumenmädchen schlenderte barfuß durch die Menge und warb mit heller Stimme für seine Waren. Sie wehten vorüber, eine Brise, die ein Weizenfeld in wogende Bewegungen versetzt. Alle trügen ausgeblichene Kleider und weiße Schürzen. Letztere hatten sie zu einer Art Beutel gerafft, in dem sich bunte Farben mischten leuchtend burgunderrote Mohnblumen und weiße Gänseblumen, langstielige Rosen in den tiefsten Rot-und Pfirsichtönen, Kornblumen und lieblich duftender Lavendel.
    Gaborn sah zu, wie die Mädchen vorüberzogen, spürte, daß ihre Schönheit ebenso überwältigend war wie die von Lerchen im Flug, und wußte, ihr Lächeln würde er nie vergessen. Sechs Mädchen, alle mit blondem und hellbraunem Haar.
    Sein Vater hatte mit seinem Gefolge nicht mehr als ein paar Stunden zu Pferd entfernt sein Lager aufgeschlagen. Selten ließ er Gaborn ohne schwere Bewachung umherstreifen, diesmal jedoch hatte sein Vater ihn angefleht, einen kleinen Abstecher zu machen . Du mußt dir Heredon genau ansehen. Ein Land besteht aus mehr als aus seinen Burgen und Soldaten. In Bannisferre wirst du dich in dieses Land und seine Menschen verlieben, genau wie ich .
    Die junge Frau druckte seine Hand fester.
    Besorgnis trat ihr auf die Stirn, während sie die Mädchen beobachtete. Gaborn erkannte, wer sie war, wie verzweifelt diese junge Frau ihn brauchte. Fast hätte er gelacht, denn nun wurde ihm bewußt, wie leicht sie ihn hätte in ihren Bann ziehen können.
    Er drückte ihre Hand, herzlich, wie ein Freund, der sicher weiß, daß er nichts mit ihr anfangen wird und der ihr nur alles Gute wünscht.
    »Mein Name ist Myrrima…«, sagte sie und ließ eine Pause, in der er seinen Namen hätte nennen können.
    »Ein wunderschöner Name für ein wunderschönes Mädchen.«
    »Und Ihr seid…?«
    »Begeistert von solchen Spielchen«, antwortete er. »Ihr nicht?«
    »Nicht immer.« Sie lächelte, eine Aufforderung, ihr seinen Namen doch noch zu verraten.
    Zwanzig Schritte weiter hinten schlug Borenson mit der Scheide seines Säbels gegen einen vorüberfahrenden Ziegenkarren, ein Zeichen, daß er seinen Posten an der Tür der Herberge verlassen hatte und ihnen jetzt nachging. Der Days würde an seiner Seite sein.
    Myrrima sah sich kurz um. »Ein gutaussehender Leibwächter.«
    »Ein guter Mann«, gab Gaborn ihr recht.
    »Ihr seid geschäftlich unterwegs? Gefällt Euch Bannisfenre?«
    »Ja und wieder ja.«
    Plötzlich zog sie ihre Hand fort. »Ihr legt Euch nicht schnell fest«, sagte sie, und indes sie sich zu ihm umdrehte, wurde ihr Lächeln ein wenig unsicher, und in ihren dunklen Augen funkelte Wut. Vielleicht spürte sie jetzt, daß die Hetzjagd beendet war, daß er sie nicht heiraten würde.
    »Nein. Niemals. Vielleicht eine Charakterschwäche von mir«, meinte Gaborn.
    »Warum nicht?« fragte Myrrima, immer noch spielerisch, jedoch gewiß, daß ihre Jagd sich dem Ende näherte. Sie hielt an einem Brunnen an, mit einer Statue von Edmon Tillerman, der eine Kanne mit drei Zapfen in der Hand hielt, aus denen Wasser über die Gesichter dreier Bären lief.
    »Weil es um Menschenleben geht«, antwortete Gaborn, unvermittelt ernst. Er saß auf dem Brunnenrand. Riesige Kaulquappen zappelten im grünlichen Wasser. »Wenn ich mich für jemanden entscheide, übernehme ich die Verantwortung für ihn. Ich biete mein Leben an, oder wenigstens einen Teil davon. Wenn ich mich an einen Menschen binde, erwarte ich als Gegenleistung nicht weniger als seine völlige Aufopferung sein Leben. Diese wechselseitige Beziehung ist… sie muß mich bestimmen.«
    Myrrima runzelte die Stirn, sein ernster Tonfall hatte sie verlegen gemacht. »Ihr seid kein Kaufmann. Ihr redet wie

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