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Dunkel wie der Tod

Dunkel wie der Tod

Titel: Dunkel wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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Fallon nickte, und ihr Mann fügte hinzu: „Gleich hinter der Fabrik die Straße runter.“
    â€žWarum fragen Sie?“, erkundigte Viola sich bei Nell.
    Weil Duncan dort ist. Nell strich ihr Kleid glatt und hörte den Brief in der Rocktasche rascheln, der letzten Freitag erst von Duncan gekommen war. „Nur so.“
    â€žWeiß ja wirklich nicht, was du an dem gut aussehend findest“, warf Mr. Fallon ein, „der mit seinen komischen Sternen auf der Stirn.“
    â€žSterne?“ Nell horchte auf.
    â€žWährend dem Krieg war er in der Marine“, erklärte Mrs. Fallon. „Hat sich da eins von diesen Dingern machen lassen … wie heißen sie doch, wo man sich in die Haut stechen lässt …“
    â€žEine Tätowierung“, meinte Viola. „Seeleute lassen sich oft so etwas machen.“
    â€žJa schon, aber auf der Stirn?“, fragte Nell verständnislos.
    Mrs. Fallon zuckte die Achseln. „Wie gesagt, ich weiß auch nicht, was sie an dem fand.“
    â€žWie alt ist sie?“, wollte Nell wissen.
    â€žEinundzwanzig.“
    â€žUnd sie lebt bei Ihnen?“
    â€žJa“, sagte Mrs. Fallon. „Nein“, meinte Mr. Fallon.
    Nell legte den Kopf schräg, als wolle sie fragen: Ja, was denn nun?
    Nach einem kurzen Seitenblick auf ihren Mann sagte Mrs. Fallon: „Sie hat eine Weile in Boston gelebt, im North End, aber den ganzen Sommer über war sie wieder zu Hause.“
    â€žUm in der Nähe von Mr. Hines zu sein?“, fragte Nell.
    â€žDenk ich mal“, erwiderte Mrs. Fallon nach kurzem Zögern.
    â€žDa die Polizei vermutet, sie sei mit Mr. Hines durchgebrannt, ist er wohl auch verschwunden“, meinte Nell.
    â€žIn den letzten Tagen hat ihn zumindest niemand mehr in Charlestown gesehen“, erwiderte Mrs. Fallon, „aber das heißt noch lange nicht, dass Bridie mit ihm davon ist – zumindest nicht aus freien Stücken. So ist sie nicht. Im Grunde ihres Herzens ist sie ein gutes Mädchen.“
    Woraufhin sich von Liam Fallon ein leises Schnauben vernehmen ließ. Doch seine Frau beachtete es nicht – oder war zu durcheinander, um es zu bemerken – und fuhr unbeirrt fort: „Meine Bridie hat die schönsten roten Haare, die Sie sich vorstellen können. Wie sie in der Sonne leuchten … Große grüne Augen hat sie und rosige Wangen. Wenn ihr etwas geschehen ist …“ Sie senkte den Kopf und hob ihr in der Hand zerknülltes Taschentuch an die Augen. Ihre Schultern zuckten.
    Ihr Mann fischte sich ein Sandwich aus dem Stapel auf dem Teller vor ihm, klappte es auf und beäugte argwöhnisch den Belag.
    Gerade als Nell aufstehen wollte, um die arme Frau zu trösten, sagte Gracie auf einmal: „Warum weinst du denn?“ Mit ihrer Puppe im Schlepptau ging sie zu Mrs. Fallon hinüber. „Nicht weinen. Schau, willst du mal Hortense halten?“
    Sie hielt der weinenden Frau ihre Puppe hin, die sie instinktiv nahm und auf jene mütterliche Weise, die manchen Frauen eigen ist, sogleich an ihre Schulter legte und mit der Hand das Köpfchen stützte. „Genauso hat sich meine kleine Bridie angefühlt“, meinte sie mit zitternder Stimme. „Meine anderen Kinder waren alle schwach und kränklich. Keins hat lange überlebt. Nur meine Bridie, die war gesund und munter und hat sich nicht unterkriegen lassen.“
    â€žGut gemacht“, flüsterte Nell Gracie kaum hörbar zu, als die Kleine sich wieder zu ihren anderen Puppen setzte.
    â€žAls den Fallons klar wurde, dass Harry ihnen nicht helfen würde“, erklärte Viola Nell, „beschlossen sie, zu Mr. Hewitt persönlich zu gehen.“
    â€žWir sind zu seinem Büro an der India Wharf gegangen“, sagte Mrs. Fallon, während sie der Puppe den Rücken tätschelte, „aber er wollte uns nicht empfangen. Hat so einen Kerl rausgeschickt, der uns verscheuchen sollte. Der meinte, wenn Mr. Harry findet, dass da nix zu machen wär, dann wär da auch nix zu machen. Ich hab ihn gefragt, was Mr. Hewitt denn machen würde, wenn sein Kind verschwunden wäre, und da meinte er, jetzt würde ich aber … was war es noch mal, was ich werden würde?“
    â€žImposant“, brummelte ihr Mann mit dem Mund voller Sandwich.
    â€žImpertinent?“, schlug Viola vor.
    â€žDas war’s, ganz genau. Ich würde impertinent werden, hat er gesagt und uns vor

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